Deutsche Experten messen Strahlung in Tschernobyl
Bundesamt für Strahlenschutz und Bundespolizei im Einsatz – Ziel ist eine neue Kartierung des Sperrgebiets
(dpa) - 35 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl messen deutsche Spezialisten die Strahlung an dem Unglücksreaktor in der Ukraine. Sie seien gemeinsam mit einheimischen Experten noch mindestens bis diesen Freitag im Einsatz, sagte Christopher Strobl vom Bundesamt für Strahlenschutz in der Sperrzone, die etwa 100 Kilometer von Kiew entfernt liegt. Die Ergebnisse sollen im April 2022 bei einer Konferenz vorgelegt werden.
Auch eine weitere deutsche Behörde ist an der Aktion beteiligt. „Wir haben zwei Hubschrauber der Bundespolizei mit jeweils 120 genehmigten Flugstunden“, erklärte KlausJürgen Jess von der Bundespolizei vor Ort. Die Helikopter messen in 100 Metern Höhe. Damit können aus der Entfernung eventuelle Strahlungsschwerpunkte festgestellt werden. Direkt am Sarkophag über dem Unglücksreaktor dürfen die Fachleute aber nicht fliegen und messen.
Dem Bundesamt zufolge ist es das erste Mal, dass deutsche Hubschrauber dabei eingesetzt werden. Gemeinsame Messungen in Tschernobyl habe es bereits zweimal gegeben. Ziel sei es, eine neue Karte zu erstellen, die die radioaktive Belastung in der Sperrzone zeigt. Zuletzt sei eine solche vollständige Kartierung in den 1980er-Jahren erfolgt.
Christopher Strobl zufolge gibt es etwa 200 Messpunkte am Boden, die von den insgesamt 100 Experten kontrolliert würden. „Drohnen sind ebenfalls im Einsatz“, sagte der Strahlenschutz-Fachmann. Er lobte zugleich die Kooperation mit der Ukraine als eine „ganz enge Zusammenarbeit“. Die Explosion 1986 im damals noch sowjetischen Kraftwerk Tschernobyl gilt als die größte Katastrophe bei der zivilen Nutzung der Kernkraft. Es gab Tausende Tote und Verletzte. In der Folge wurden radioaktiv verstrahlte Landstriche um die Atomruine gesperrt.