Was Religion mit dem Klima zu tun hat
Religions for Peace – Religionsführer aus der ganzen Welt bei Friedenstagung
- Die Zusammenarbeit zwischen den Generationen in Religionsgemeinschaften und internationalen Beziehungen ist das Thema der Friedenstagung, die von 4. bis 7. Oktober in Lindau stattfindet. Dabei rücken auch aktuelle gesellschaftspolitische Fragestellungen wie die Klimakrise, die Coronapandemie und die Lage in Afghanistan in den Fokus.
Die Pressekonferenz gab einen kleinen Vorgeschmack auf die dritte Konferenz, die die Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft, in Lindau veranstaltet. Während ein Teil der Redner in der Inselhalle sprach, waren Azza Karam, Generalsekretärin von Religions for Peace International, aus Bologna und die Umweltaktivistin Vanessa Nakate aus Uganda zugeschaltet. Die Konferenz wird Anfang Oktober ebenfalls als hybride Veranstaltung abgehalten. Ulrich Schneider, Geschäftsführer der Stiftung, erwartet bis zu 150 Frauen und Männer in Lindau, bis zu 800 werden virtuell teilnehmen. Sie sollen aber nicht nur per Livestream zuhören, sondern sich auch in verschiedenen Formaten selbst einbringen können.
Azza Karam betonte die wichtige Rolle, die Religions for Peace als „Vereinte Nationen religiöser Glaubensgemeinschaften und Religionen“bereits seit 50 Jahren zukommt. „Die interreligiöse Zusammenarbeit ist der Schlüssel, Frieden zu schaffen und Menschenwürde herzustellen.“Religiöse Vertreter seien wichtige Diplomaten und Sprecher für ihre Glaubensgemeinschaft, wenn es um soziale, politische, wirtschaftliche und humanitäre Herausforderungen gehe. Und die würden, so betont Karam, auch in Zukunft nicht kleiner. Die Coronakrise habe gezeigt, wie schwierig es für Institutionen sei, zusammenzuarbeiten. Das betreffe nicht nur die Politik, auch religiöse Ressourcen würden nicht geteilt. Auch die massive Umweltkrise brauche das Engagement religiöser Institutionen. Und was die politische Lage in Afghanistan angeht, so sagt sie: „Es reicht nicht aus, nur den weltlichen Stimmen zuzuhören.“Es sei wichtig zu erfahren, was die Religionsführer dazu denken, um sich ein Bild machen zu können.
Azza Karam hält es für wichtig, dass bei der dritten Versammlung in Lindau der Blick auf die Jugend gerichtet wird. Es gehe darum, im interreligiösen Dialog über Frieden und Sicherheit, Umweltschutz und humanitäre Arbeit Generationen miteinander zu verbinden – und der Frage nachzugehen, inwieweit junge Menschen als Multiplikatoren in globale
Friedensprozesse eingebunden werden können und müssen.
Eine, die dabei sein wird, ist Vanessa Nakate, Klimagerechtigkeitsaktivistin aus Uganda. Afrika sei nur für drei Prozent der Immissionen verantwortlich, müsse aber furchtbares Leid durch Hurrikans, Dürren und Überschwemmungen erleben. Die Klimakrise sei die größte Bedrohung, denn ohne Klimagerechtigkeit ließen sich auch die großen Fragen wie Armut,
Gesundheit, Gendergerechtigkeit und Frieden nicht lösen. Vanessa
Nakate fordert, den Vertretern des globalen Südens zuzuhören.
Die Konferenz sei wichtig, um Gehör zu finden. Die „Zeit der Versprechen und Worthülsen“müsse vorbei sein.
Ulrich Schneider versprach ein „anspruchsvolles Programm und interessante Rednerinnen und Redner“. Neben den 60 Religionsführerinnen und -führern aus verschiedenen Religionen und allen Kontinenten der Welt werden Vertreterinnen und Vertreter des Jugendnetzwerks und Frauennetzwerks von Religions for Peace, aber auch staatlicher, überstaatlicher und zivilgesellschaftlicher Institutionen vertreten sein.
Auftakt der Konferenz am Montag, 4. Oktober, wird das formale Treffen des „Weltrats der Religionsführerinnen und Religionsführer“sein, der 2019 während der 10. Weltversammlung in Lindau neu gewählt wurde. Am Nachmittag folgt dann die offizielle Eröffnung der Tagung. Der Dienstag, 5. Oktober, steht ganz im Zeichen von Frieden und Gerechtigkeit. Nach einer Prozession zum Ring of Peace auf der Hinteren Insel gibt es ab 17.30 Uhr eine interreligiöse Zeremonie zum Thema „Hoffnung, Heilung und Regeneration“, zu der auch alle Lindauer eingeladen sind. Mittwoch und Donnerstag, 6. und 7. Oktober, stehen die Themen Umweltschutz und Humanitäre Arbeit im Vordergrund.
Vor allem von den runden Tischen, die jeweils von einem Religionsvertreter und einem Diplomaten moderiert werden, erwartet sich Schneider spannende Diskussionen. Oberbürgermeisterin Claudia Alfons wünscht sich, dass der vielzitierte „Geist von Lindau“wieder erwacht – und erneut Impulse in die ganze Welt gesendet werden. „Davon strahlt auch immer was auf Lindau ab.“
Die Tagung findet vom 4. bis 7. Oktober statt, organisiert wird sie von der Stiftung Friedensdialog, dem Auswärtigen Amt und der Organisation Religions for Peace, die ihren Sitz in New York hat.