FV Ravensburg erzwingt Punktgewinn
Fußball-Oberligist kommt beim 3:3 gegen Reutlingen zweimal nach Rückstand zurück
- In der 62. Minute nahm sich der Ravensburger Innenverteidiger Philipp Altmann ein Herz. Er marschierte nach Balleroberung am eigenen Sechzehner über den ganzen Platz und hatte dann sogar noch das Auge und die Präzision, um den eingewechselten Rahman Soyudogru zu bedienen: Der 32-Jährige schloss aus circa elf Metern mit einem trockenen Schuss ins linke Eck erfolgreich zum 3:3 ab. „Er wollte es unbedingt, das hat man gesehen. Das war ein gutes Solo“, lobte Steffen Wohlfarth, Trainer des FußballOberligisten FV Ravensburg, nach dem Spiel gegen den SSV Reutlingen am Mittwochabend. Alle Versuche, gegen den Ex-Zweitligisten irgendwie noch das 4:3 zu erzielen, scheiterten. Der leidenschaftlich verteidigende Ex-Zweitligist brachte das Unentschieden über die Bühne.
Aufgrund des Spielverlaufs – der FV lag zwischenzeitlich 0:2 hinten – konnten Teile der Ravensburger trotz der optischen Überlegenheit mit dem Remis leben. Dazu gehörte Kapitän Jona Boneberger, der festhielt: „Wir müssen es so sehen: Wir haben einen Punkt gewonnen.“Das begründete er mit dem zweimaligen Rückstand, erst lagen die Ravensburger nach 18 Minuten mit 0:2 hinten. Armin Zukic steckte durch auf Tim Schwaiger, der schnell abschloss und FV-Keeper Kevin Kraus zu einer Parade zwang – Noah Ganaus nutzte den Nachschuss zum 1:0 für die Gäste (10.). Der Torschütze war dann der Vorlagengeber für den zweiten Reutlinger Treffer. Seine flache Flanke verwertete Jovan Djermanovic (18.). Eiskalte SSVler schockten somit den FV, der Schwierigkeiten hatte ins Spiel zu finden. „Die ersten 20, 25 Minuten haben wir total verpennt“, meinte der Ravensburger Felix Hörger. Und sein Trainer hatte dafür auch eine inhaltliche Erklärung. „Sie haben unsere Außen gut zugestellt, das war zuletzt unsere Stärke. Sie haben unsere Spiele gut analysiert“, richtete Wohlfarth ein Kompliment an SSV-Coach Maik Schütt. Doch der FV entdeckte am Mittwochabend seine Standardstärke. Zwei herausragend getretene Ecken von Paul Strauß versenkte Hörger (36., 38.). Beim ersten Treffer köpfte er unbedrängt ein. Beim zweiten Tor war es wohl die Schulter, mit der er den Ball im Tor unterbrachte, meinte der Doppelpacker. „Das geht nicht, wie wir da verteidigt haben“, kritisierte Schütt. Vor der Pause wäre dann sogar noch das 3:2 möglich gewesen. Bei einem Konter trieb Strauß die Kugel nach vorne und spielte auf den gut positionierten Felix Schäch, dessen Abschluss wurde allerdings abgeblockt (41.). Es blieb beim 2:2 zur Halbzeit.
In der zweiten Hälfte verlagerte sich das Spielgeschehen immer mehr in die Hälfte des SSV. Vor den knapp 550 Zuschauern in der Cteam-Arena, zu denen auch die lautstarke mitgereiste Fanszene der Reutlinger gehörte, spielte der FV eindeutig auf drei Punkte. Der glücklose Burhan Soyudogru – der Ersatz des verletzten Top-Torjäger Daniel Schachtschneider – verfehlte das Tor aus 20 Metern nur knapp (49.). Drei Minuten später traf der FV zum 3:2, aber das Schiedsrichtergespann verweigerte dem Treffer die Anerkennung. Dennoch: Die Ravensburger schienen Fahrt aufzunehmen. In Minute 56 musste der FV aber einen weiteren Rückschlag hinnehmen.
Schwaiger hatte außerhalb des Sechzehners zu viel Platz und überwand Kraus mit einem Schlenzer ins lange Eck (56.). Dank Altmanns Solo und Rahman Soyudogrus 3:3 (62.) rettete der FV aber immerhin einen Zähler.
Wohlfarth tat sich sehr schwer, sich mit dem Zähler anzufreunden und widersprach Schütt energisch, als dieser von einem verdienten Punkt für Reutlingen sprach. „Mir tut es weh, dass wir nicht gewonnen haben und ich finde nicht, dass es es ein verdientes Unentschieden für Reutlingen war. Wir haben viel investiert, waren spielbestimmend und außer den beiden Toren kann ich mich an keine Chance gegen uns erinnern“, sagte der FV-Coach.