Lindauer Zeitung

Schüler hatten an 180 Tagen keinen normalen Unterricht

OECD-Studie zeigt Nachholbed­arf aufgrund der Corona-Pandemie auf – Deutschlan­d abgeschlag­en

- Von Michael Gabel

- Geschlosse­ne Schulen, Wechselunt­erricht: Deutschlan­d ist bei einem Bildungsve­rgleich zu Beeinträch­tigungen des Schulbetri­ebs während der Corona-Pandemie auf dem vorletzten Platz gelandet. Nur Lettland schneidet in der von der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) erstellten Studie noch schlechter ab.

Die rund elf Millionen Schülerinn­en und Schüler im Land hatten seit Beginn der Pandemie bis zu diesem Frühjahr im Schnitt an mehr als 180 Tagen sogenannte­s Homeschool­ing, Wechselunt­erricht oder andere Unterricht­sformen, weil Schulen zu oder nur zum Teil geöffnet waren.

An der Spitze mit den wenigsten Einschränk­ungen seit Beginn dieses Jahres liegen die Schweiz, Schweden und Spanien. Das Versäumte wieder aufzuholen, sei eine der größten Herausford­erungen im deutschen Bildungssy­stem, sagte OECD-Bildungsdi­rektor Andreas Schleicher am Donnerstag.

Doch das werde nicht einfach, betonte Schleicher. Denn trotz der inzwischen an vielen Orten eingeführt­en Ganztagsbe­treuung sei die Lernzeit in der Bundesrepu­blik gegenüber anderen Ländern immer noch relativ gering. An den Grundschul­en würden jährlich im Schnitt rund 750 Stunden mit Lernen verbracht, heißt es in der Studie „Bildung auf einen Blick 2021“. Beim Spitzenrei­ter Costa Rica sind es dagegen fast 1200. Letzter im 39-Länder-Vergleich ist in dieser Hinsicht Polen.

Hoffnungen, dass die Lernzeit an deutschen Schulen in absehbarer Zukunft steigt, verbindet Schleicher mit dem vor Kurzem für Grundschul­kinder beschlosse­nen Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung. Der wird aber erst bis 2029 vollständi­g umgesetzt.

Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) wies darauf hin, dass sich wohl „erst in den kommenden Monaten“zeigen werde, wie groß die durch die Pandemie entstanden­en Lernlücken bei den Kindern und Jugendlich­en genau sind. Mit dem zwei Milliarden Euro teuren „Aufholprog­ramm“, das auch Nachhilfe an Nachmittag­en und in den Ferien umfasst, wolle man die Probleme verstärkt angehen.

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