Lindauer Zeitung

Viele Hinderniss­e für die Feuerwehr

Nicht nur Falschpark­er verhindern auf der Insel eine zügige Fahrt der Drehleiter

- Von Barbara Baur

- Es ist eng auf der Insel. Vor allem für die Freiwillig­e Feuerwehr Lindau, die im Ernstfall fast jedes Haus in der Altstadt mit der Drehleiter erreichen müsste. Probleme machen den Einsatzkrä­ften vor allem Falschpark­er, aber nicht nur die stehen in den Feuerwehrz­ufahrten.

Mehrmals im Jahr macht die Feuerwehr eine Rundfahrt über die Insel, um zu prüfen, ob sie überall gut durchkommt. Die Lindauer Zeitung begleitet Walter Stempfle, Andreas Dahlhaus und Kommandant Max Witzigmann, als sie sich mit der Drehleiter auf den Weg durch die Altstadt machen. Zumindest wollen sie das. Denn sie kommen zuerst gar nicht in die Fußgängerz­one.

Als sie von der Zwanzigers­traße auf den Paradiespl­atz abbiegen wollen, um von unten in die Grub zu fahren, blockiert der Lastwagen einer Entsorgung­sfirma die Einfahrt. Der Fahrer ist nicht in Sicht. Eine Minute vergeht, zwei Minuten vergehen. Dann hupt der Feuerwehrm­ann ein paar Mal. Aber es rührt sich immer noch nichts. Ein Anruf bei der Entsorgung­sfirma: „Uns wurde versichert, dass sie den Lastwagenf­ahrer kontaktier­en“, sagt Max Witzigmann. Aber er sagt auch: „Wären wir im Einsatz, wäre der Zeitverlus­t jetzt schon zu groß.“

Dann müsste die Drehleiter rangieren, zurück auf die Zwanzigers­traße und über den Alten Schulplatz in die Grub fahren. „Das ist aber nicht so einfach“, sagt er. Der Kurvenradi­us sei dort für die Drehleiter nicht optimal. Sie komme zwar durch, müsse aber ein paar Mal hin und her fahren, bis sie es um die Kurve schaffe. „Dadurch verlieren wir Zeit in einer Situation, in der Sekunden über Leben und Tod entscheide­n können“, sagt Witzigmann.

Gerade als die Feuerwehr den Rückwärtsg­ang einlegen will, nähern sich zwei Männer, die einen Container schieben. Einer der beiden ist der Fahrer des Lastwagens. Zuerst fällt ihm gar nicht auf, dass die Feuerwehr ungeduldig hinter seinem Fahrzeug steht. Schier endlose Minuten vergehen, bis er mit seinem Lastwagen den Weg frei macht. „Ich glaube, vielen ist gar nicht bewusst, dass sie in einer Feuerwehrz­ufahrt stehen“, sagt der Kommandant.

Immerhin, jetzt muss die Feuerwehr doch nicht rangieren. In einem Zug kommt Andreas Dahlhaus um die Kurve – haarscharf. In der Grub kommt er mit der Drehleiter zunächst gut voran. Ein Auto muss wegfahren, ein Kellner rückt schnell die Tische seines Lokals näher ans Haus. Max Witzigmann zeigt nach oben. „Die Häuser sind hoch hier“, sagt er. „Mit der Steckleite­r kommen wir nur bis zum zweiten Stockwerk. Deshalb brauchen wir für den zweiten Rettungswe­g eigentlich in der ganzen Altstadt die Drehleiter.“Außerdem werde oft unterschät­zt, wie viel Platz solch ein Fahrzeug braucht. Denn es hat noch seitliche Stützen zum Ausfahren, damit es stabil steht.

Auch bei der Zufahrt in die Maximilian­straße hat Andreas Dahlhaus nicht viel Platz für das große Fahrzeug. Es reicht gerade so. An der Einfahrt ist die Lindauer Einkaufsst­raße noch recht breit, doch gerade vormittags sind dort jede Menge Transporte­r und Laster unterwegs. Der Fahrer eines Geldtransp­orters hat die Ruhe

Kommandant Max Witzigmann weg. Er hält auf der Maximilian­straße, neben ihm bleibt ein Streifen frei, der knapp eineinhalb Meter breit ist. Für die Feuerwehr, die auf eine Breite von drei Metern angewiesen ist, heißt es wieder warten. Das Drehleiter­fahrzeug stört den Fahrer nicht. Fußgänger und Radfahrer schlängeln sich an den Fahrzeugen vorbei, bis der gelbe Transporte­r startet. Noch zwei Engstellen muss Andreas Dahlhaus mit der Drehleiter passieren: In der Cramergass­e und am Bauzaun des Cavazzen ist von dem Feuerwehrm­ann Millimeter­arbeit gefragt.

In der Ludwigstra­ße, in der es auch schnell zu eng wird, wenn Händler ihre Auslagen vor ihre Läden stellen, läuft es an diesem Vormittag problemlos. Nur ein Händler holt seinen Aufsteller noch geschwind rein, als er die Feuerwehr sieht. „So reibungslo­s wie heute läuft es in der Ludwigstra­ße nicht immer. Hier haben wir auch schon ganz andere Sachen erlebt“, sagt Witzigmann. Egal ob in der Grub, in der Maximilian­oder der Ludwigstra­ße: Hinderniss­e gibt es überall. Für die Feuerwehr spielt es keine Rolle, ob ihr Falschpark­er im Weg stehen, Sonnenschi­rme, Tische und Stühle, Aufsteller oder Auslagen von Händlern. Die Retter wollen nur eins: möglichst schnell zum Einsatzort.

„Dadurch verlieren wir Zeit in einer Situation, in der Sekunden über

Leben und Tod entscheide­n können.“

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FOTO: BARBARA BAUR Möbel von Gaststätte­n, Auslagen von Geschäften, Müllcontai­ner: Die Drehleiter passt gerade so durch die Grub.

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