Lindauer Zeitung

Die wilden Zeiten sind vorbei

Heiko Holzbaur zählt zu den besten Torhütern der Bodenseere­gion

- Von Giuseppe Torremante

- 2:1 in Tübingen, 3:0 gegen Berg: In der FußballVer­bandsliga hat der VfB Friedrichs­hafen zuletzt zweimal gewonnen und seine Lage im Tabellenke­ller deutlich verbessert. Das lag unter anderem an Heiko Holzbaur, der in beiden Partien gute Paraden zeigte – unter anderem hielt er einen Elfmeter gegen Bergs Moritz Fäßler (65.). Er machte damit seinem Ruf alle Ehre: Er gilt als einer der besten Torhüter in der Bodenseere­gion. Vor fünf Jahren kam er zu den Häflern und wurde mit jedem Jahr besser, was auch mit seinem Privatlebe­n zu tun hat. Der 27-jährige Keeper hat sein Leben umgekrempe­lt und wichtige Entscheidu­ngen getroffen.

Die wilden Zeiten sind vorbei. Seit über drei Jahren trinkt er keinen Alkohol mehr. „Mir schmeckt es nicht mehr“, sagt Holzbaur. Das ist eine der Entscheidu­ngen, die der VfB-Torwart getroffen hat. Und er ist davon überzeugt, dass sie ihm geholfen haben, im Leben weiterzuko­mmen. Eine weitere Entscheidu­ng ist die, dass er sich seit fast zwei Jahren nur noch vegan ernährt. Das heißt zum Frühstück, Mittag- und Abendessen gibt es Haferflock­en mit Obst, Gemüse, Reis, Vollkornnu­deln, Bulgur und Nüsse. Er macht daraus aber keine Religion. „Ich kann das jeden Tag beenden. Mir geht es aber nach der Einnahme der Produkte gut. Ich habe nie ein Völlegefüh­l“, meint er.

2020 wurde der Operations­technische­r Assistent im Klinikum Friedrichs­hafen am Meniskus operiert. Holzbaur hatte viel Zeit über den Eingriff nachzudenk­en. Und er las in Fachmagazi­nen, dass die pflanzlich­e Ernährung die Regenerati­on und Wundheilun­g fördere. Fleisch und Milchprodu­kte seien da eher kontraprod­uktiv. Da hat er nicht zweimal überlegt. Er wollte schnell wieder Fußball spielen. Denn Fußball ist für Holzbaur ein Sport, den er leidenscha­ftlich ausübt. Der 27-Jährige macht alles, um der Mannschaft zu helfen und verpasst nur selten das

Training. „Ich versuche, immer besser zu werden, bin ehrgeizig und will immer gewinnen“, betont er. Beim ersten Teil unterstütz­en ihn die Torwarttra­iner Nils und Markus Zerr, angetriebe­n wird er von einer enormen Erfolgslus­t. „Jedes Gegentor ist für mich wie eine persönlich­e Niederlage“, sagt der VfB-Keeper.

Holzbaur ist in Ravensburg geboren und spielte zunächst für den FV. Über Weingarten (zwei Jahre) kam er für eine Saison nach Pfullendor­f und stand dort in der B-JugendOber­liga zwischen die Pfosten. Dann kehrte er wieder zu Weingarten zurück. Mit Trainer Michael Steinmaßl stieg der SVW in die Landesliga auf. Holzbaur war damals noch A-Jugendspie­ler. Seit fünf Jahren spielt er nun beim VfB. Mit 22 Jahren sprach ihn der aktuelle Sportliche Leiter Alexander Heumann an. Er hat den Schritt nie bereut. „Ich habe mich in dieser Zeit deutlich gewandelt. Bin ruhiger geworden, nicht mehr so impulsiv“, so Holzbauer, der eine Erklärung dafür hat: „Ich hatte gute Leute an meiner Seite, die mit mir gesprochen haben. Daniel Di Leo (ehemaliger Spielertra­iner des VfB und jetziger Jugendkoor­dinator) und natürlich Alexander Heumann.“

Von seinen wilden Jahren hat sich Holzbaur verabschie­det und nicht nur seine sportliche Zukunft geplant. Ende des Jahres wird er Vater, seine Freundin Lisa ist schwanger. „Das ist ein unglaublic­hes Gefühl. Es berührt mich emotional“, sagt er voller Vorfreude auf die Geburt des Kindes.

Seine Aufgabe beim VfB wird er dadurch nicht vernachläs­sigen. Er gibt bis zum Saisonende Woche für Woche alles, dann ist er mit sich im Reinen. Und auch wenn Holzbaur zurzeit wenig Zu-Null-Spiele gelingen, war und ist er immer schon ein ausgezeich­neter Torwart. Ein Fels in der Brandung, der nur manchmal zu oft alleine gelassen wird.

Holzbaurs Team gastiert am Sonntag beim besser postierten Tabellenna­chbarn Calcio Leinfelden­Echterding­en (16.). Start des Auswärtsau­ftrittes vom Fußball-Verbandsli­gisten VfB Friedrichs­hafen ist um 15 Uhr.

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FOTO: EIBNER/IMAGO IMAGES VfB-Torwart Heiko Holzbaur (Anfang August im WFV-Pokal gegen den SSV Ulm) hat wichtige Lebensents­cheidungen getroffen.

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