Die wilden Zeiten sind vorbei
Heiko Holzbaur zählt zu den besten Torhütern der Bodenseeregion
- 2:1 in Tübingen, 3:0 gegen Berg: In der FußballVerbandsliga hat der VfB Friedrichshafen zuletzt zweimal gewonnen und seine Lage im Tabellenkeller deutlich verbessert. Das lag unter anderem an Heiko Holzbaur, der in beiden Partien gute Paraden zeigte – unter anderem hielt er einen Elfmeter gegen Bergs Moritz Fäßler (65.). Er machte damit seinem Ruf alle Ehre: Er gilt als einer der besten Torhüter in der Bodenseeregion. Vor fünf Jahren kam er zu den Häflern und wurde mit jedem Jahr besser, was auch mit seinem Privatleben zu tun hat. Der 27-jährige Keeper hat sein Leben umgekrempelt und wichtige Entscheidungen getroffen.
Die wilden Zeiten sind vorbei. Seit über drei Jahren trinkt er keinen Alkohol mehr. „Mir schmeckt es nicht mehr“, sagt Holzbaur. Das ist eine der Entscheidungen, die der VfB-Torwart getroffen hat. Und er ist davon überzeugt, dass sie ihm geholfen haben, im Leben weiterzukommen. Eine weitere Entscheidung ist die, dass er sich seit fast zwei Jahren nur noch vegan ernährt. Das heißt zum Frühstück, Mittag- und Abendessen gibt es Haferflocken mit Obst, Gemüse, Reis, Vollkornnudeln, Bulgur und Nüsse. Er macht daraus aber keine Religion. „Ich kann das jeden Tag beenden. Mir geht es aber nach der Einnahme der Produkte gut. Ich habe nie ein Völlegefühl“, meint er.
2020 wurde der Operationstechnischer Assistent im Klinikum Friedrichshafen am Meniskus operiert. Holzbaur hatte viel Zeit über den Eingriff nachzudenken. Und er las in Fachmagazinen, dass die pflanzliche Ernährung die Regeneration und Wundheilung fördere. Fleisch und Milchprodukte seien da eher kontraproduktiv. Da hat er nicht zweimal überlegt. Er wollte schnell wieder Fußball spielen. Denn Fußball ist für Holzbaur ein Sport, den er leidenschaftlich ausübt. Der 27-Jährige macht alles, um der Mannschaft zu helfen und verpasst nur selten das
Training. „Ich versuche, immer besser zu werden, bin ehrgeizig und will immer gewinnen“, betont er. Beim ersten Teil unterstützen ihn die Torwarttrainer Nils und Markus Zerr, angetrieben wird er von einer enormen Erfolgslust. „Jedes Gegentor ist für mich wie eine persönliche Niederlage“, sagt der VfB-Keeper.
Holzbaur ist in Ravensburg geboren und spielte zunächst für den FV. Über Weingarten (zwei Jahre) kam er für eine Saison nach Pfullendorf und stand dort in der B-JugendOberliga zwischen die Pfosten. Dann kehrte er wieder zu Weingarten zurück. Mit Trainer Michael Steinmaßl stieg der SVW in die Landesliga auf. Holzbaur war damals noch A-Jugendspieler. Seit fünf Jahren spielt er nun beim VfB. Mit 22 Jahren sprach ihn der aktuelle Sportliche Leiter Alexander Heumann an. Er hat den Schritt nie bereut. „Ich habe mich in dieser Zeit deutlich gewandelt. Bin ruhiger geworden, nicht mehr so impulsiv“, so Holzbauer, der eine Erklärung dafür hat: „Ich hatte gute Leute an meiner Seite, die mit mir gesprochen haben. Daniel Di Leo (ehemaliger Spielertrainer des VfB und jetziger Jugendkoordinator) und natürlich Alexander Heumann.“
Von seinen wilden Jahren hat sich Holzbaur verabschiedet und nicht nur seine sportliche Zukunft geplant. Ende des Jahres wird er Vater, seine Freundin Lisa ist schwanger. „Das ist ein unglaubliches Gefühl. Es berührt mich emotional“, sagt er voller Vorfreude auf die Geburt des Kindes.
Seine Aufgabe beim VfB wird er dadurch nicht vernachlässigen. Er gibt bis zum Saisonende Woche für Woche alles, dann ist er mit sich im Reinen. Und auch wenn Holzbaur zurzeit wenig Zu-Null-Spiele gelingen, war und ist er immer schon ein ausgezeichneter Torwart. Ein Fels in der Brandung, der nur manchmal zu oft alleine gelassen wird.
Holzbaurs Team gastiert am Sonntag beim besser postierten Tabellennachbarn Calcio LeinfeldenEchterdingen (16.). Start des Auswärtsauftrittes vom Fußball-Verbandsligisten VfB Friedrichshafen ist um 15 Uhr.