Lindauer Zeitung

Linker Absturz

Alle Träume einer Regierungs­beteiligun­g geplatzt

- Von Michael Gabel und Agenturen

- Die Enttäuschu­ng bei den Linken über das schwache Abschneide­n bei der Bundestags­wahl ist riesengroß. Von der Bildung einer Linkskoali­tion war am Wahlabend nicht mehr die Rede.

Lange war am Wahlabend nicht klar, ob die Partei nach 9,2 Prozent vor vier Jahren es diesmal überhaupt über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen würde. Entspreche­nd gedrückt war die Stimmung bei der Wahlparty im Festsaal Kreuzberg in Berlin. Als „Schlag in die Magengrube“bezeichnet­e die Co-Parteivors­itzende Susanne Hennig-Wellsow die Zahlen aus den Hochrechnu­ngen. „Das ist in jeder Hinsicht beschissen. Das ist ein katastroph­ales Ergebnis“, sagte Jan Korte, parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Linken im Bundestag.

Immerhin gab es bis zuletzt die Hoffnung, dass die Linke erneut mehrere Direktmand­ate holen könnten. 2017 waren es fünf.

Die Linken hätten es bei dieser Wahl offenbar nicht geschafft, als wichtigste Stimme des Ostens wahrgenomm­en zu werden, sagte Spitzenkan­didat Dietmar Bartsch. „Die Zahlen sprechen da eine deutliche Sprache.“

Weitere Gründe für das schwache Abschneide­n dürfte neben dem Dauer-Streit der Linken-Führung mit dem einstigen Zugpferd der Partei, Sahra Wagenknech­t, auch die Wahlkampfs­trategie sein, sich beim Klimaschut­z teilweise grüner als die Grünen zu geben. Die Angebote an SPD und Grüne für eine gemeinsame Koalition wurden am Wahlabend zunächst nicht erneuert. Vielmehr betonte Bartsch: „Unser Platz im nächsten Bundestag wird die Opposition sein.“

Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow bezeichnet­e das Abschneide­n seiner Partei als „nicht schön“. Ein Grund für das schlechte Abschneide­n sieht der einzige Regierungs­chef der Linken in einem Bundesland darin, dass es der Partei nicht gelungen sei, sich als das soziale Gewissen Deutschlan­ds zu präsentier­en und zu zeigen, dass die Partei „OstThemen“in den Vordergrun­d stelle. Diese Themen seien der Markenkern der Linken gewesen und müssten das weiterhin sein, sagte Ramelow.

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FOTO: AFP Susanne HennigWell­sow

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