Lindauer Zeitung

Südwest-CDU im Rekordtief

SPD, Grüne und FDP punkten in der Wählerguns­t – AfD und Linke verlieren deutlich

- Von Kara Ballarin

- Wie im Bund hat auch die CDU in Baden-Württember­g eine historisch­e Schlappe bei der Bundestags­wahl eingefahre­n. Landeschef Thomas Strobl bezeichnet­e das Ergebnis zwar als „nicht zufriedens­tellen“. Er betonte dennoch das Positive daran – und träumt von einer weiteren Regierung unter CDU-Führung in Berlin. Diesen Platz im Bund beanspruch­t die SPD indes für sich, woran auch der Landesvors­itzende Andreas Stoch in Stuttgart keinen Zweifel ließ. In einem sind sich SPD und CDU im Land einig: Sie wollen keine Neuauflage der Großen Koalition.

An den traditione­llen Rollen beider Parteien hat sich also nichts geändert, wohl aber an den Wahlergebn­issen. Die blieb am Sonntag beliebtest­e Partei der Südwest-Wähler und konnte mehr Stimmen im Land als bundesweit. Laut Hochrechnu­ng von infratest dimap im Auftrag des SWR (Stand 20.21 Uhr) erreichte die CDU ein Landeserge­bnis von 25,7 Prozent. Damit schneidet sie hier wie üblich etwas besser ab als im Bund. Es ist dennoch ihr historisch schlechtes­tes Ergebnis im Land. Damit hat sie ihren Negativrek­ord von 2017 (34,4 Prozent) erneut deutlich unterschri­tten.

So erklärte denn auch UnionsLand­eschef Strobl: „Wir haben einen viel höheren Anspruch.“Als Erfolg verbuchte er, dass es seine Partei im Schlussspu­rt geschafft habe, eine Koalition aus SPD, Grünen und Linken zu verhindern. Die CDU hatte in den vergangene­n Wochen massiv gegen ein solches Bündnis gewettert. „Deutschlan­d braucht jetzt eine Zukunftsko­alition“, teilte Strobl mit, „eine Koalition, die Ökonomie und Ökologie miteinande­r versöhnt, Innovation­en voranbring­t und mit Stabilität und Verlässlic­hkeit das Land aus dieser schweren Krise führt.“Das könne eine Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP schaffen.

Damit beanspruch­t Strobl nicht weniger als das Kanzleramt für die Union – auch wenn diese laut der Hochrechnu­ngen des Abends hinter der SPD ins Ziel kommen wird. Traditione­ll hat die stärkste Kraft nach einer Wahl den Auftrag, mit anderen Parteien zu sondieren und eine Regierung zu bilden. Dass die CDU den Sozialdemo­kraten das Kanzleramt nicht kampflos überlassen wird, betonte auch Kanzlerkan­didat Armin Laschet am Wahlabend in Berlin.

CDU

„Wir werden alles daransetze­n, eine Bundesregi­erung unter Führung der CDU zu bilden“, sagte er – und nutzte wie Strobl das von der PÜarteispü­oitze ausgegebe Mott einer „Zulkunftsk­oalition“unter Unionsführ­ung.

Den Führungsan­spruch meldet auch die an. „Wir stehen als SPD gemeinsam und geschlosse­n für eine gute Zukunft für alle Menschen und für einen Neuanfang ohne die CDU in der Regierung“, erklärte Landeschef Andreas Stoch. Die Sozialdemo­kraten bleiben sich im Südwesten treu. Hier können sie traditione­ll weniger Wähler mobilisier­en als bundesweit. Wieder liegt die SPD mit 21,5

SPD

Prozent der Stimmen im Land etwa vier Prozentpun­kte hinter dem bundesweit­en Resultat. Im Vergleich zum in ihrer Geschichte schlechtes­ten Wahlergebn­is von 2017, als sie lediglich 16,4 Prozent der Stimmen sammeln konnte, haben die Sozialdemo­kraten aber wie bundesweit auch im Südwesten deutlich zugelegt.

Auf diesen Zuspruch im Land wie im Bund verwies Stoch im SWR. „Es ist der Anspruch der SPD, dass wir den Kanzler Olaf Scholz stellen.“Laut der aktuellen Zahlen könnten SPD und CDU in einem Zweierbünd­nis weiterregi­eren – allerdings mit vertausche­n Rollen. Dem erteilte Stoch im SWR eine Absage. „Die Gemeinsamk­eitren

zwischen CDU und SPD sind aufgebrauc­ht. Es braucht eine neue Regierung für dieses Land.“Ähnlich drückt sich Manuel Hagel, CDU-Fraktionsc­hef im Landtag, aus: „Ich würde keine Fortsetzun­g der Großen Koalition sehen.“

Für die war der Wahlabend zumindest aus Südwest-Sicht einigermaß­en erfreulich. Im Vergleich zur Bundestags­wahl 2017, als die Ökopartei 13,5 Prozent der Wähler für sich gewinnen konnte, legte sie erneut zu auf zuletzt 16,8 Prozent. Das sind nach aktuellem Stand drei Prozentpun­kte mehr als das Bundeserge­bnis. Dennoch lässt kein Grüner aus dem Südwesten einen Zweifel an der Enttäuschu­ng über das Wahlergebn­is im Bund. „Zufrieden sind wir nicht“, sagte etwa Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n. Die Grünen hätten das Kanzleramt angestrebt. „Davon sind wir doch weit weggeblieb­en.“Aber, ergänzte Andreas Schwarz, Grünen-Fraktionsc­hef im Stuttgarte­r Landtag: „Es ist das beste Ergebnis, das wir jemals bei einer Bundestags­wahl hatten.“Selbstkrit­isch räumte Grünen-Landeschef Oliver Hildenbran­d ein: „Es sind Fehler passiert in diesem Wahlkampf, streckenwe­ise war es holprig für uns.“

Als Gewinner fühlen darf sich erneut die in ihrem Stammland. Mit 15 Prozent steigerten die Liberalen im Südwesten ihr Wahlergebn­is nicht nur im Vergleich zur Bundestags­wahl 2017, als sie bei 12,7 Prozent landeten. Sie liegen auch mehr als drei Prozentpun­kte über dem bundesweit­en Resultat. Für FDP-Landtagsfr­aktionsche­f Hans-Ulrich Rülke ist damit die Marschrich­tung klar: „Wir stellen fest, dass wir natürlich mit der CDU mehr Übereinsti­mmungen haben. Deshalb wäre Jamaika für uns die erste Option.“

Federn lassen musste im Land, wie auch im Bund, die In BadenWürtt­emberg scheint ihr Ergebnis mit 9,8 Prozent in die Einstellig­keit zu rutschen und liegt damit nun etwa ein Prozentpun­kt hinter dem Bundeserge­bnis – 2017 erreichte die Partei im Südwesten noch 12,2 Prozent.

Abgeschlag­en kommt die ins Ziel. Sie muss um den Einzug in den nächsten Bundestag bangen, bundesweit rangiert sie um die FünfProzen­t-Hürde. Zum schlechten Ergebnis hat sicher auch der Südwesten beigetrage­n, wo die Partei ihr Ergebnis auf aktuell 3,2 Prozent im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren halbiert hat.

Grünen

FDP

AfD.

Linke

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FOTO: BERND WEISSBROD/FELIX KÄSTLE/DPA CDU-Landeschef Thomas Strobl hat mit Ehefrau Christine in Heilbronn seine Stimme abgegeben, Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) im heimatlich­en Sigmaringe­n-Laiz.
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