Lindauer Zeitung

Für die CSU kommt es besser als befürchtet

33 Prozent der Stimmen bedeuten für Christsozi­ale dennoch eine herbe Schlappe – Es rumort in der Partei

- Von Patrick Guyton

- Im Franz-Josef-StraußHaus gibt es den ersten Beifall, als auf dem Bildschirm die Prognose für die Linke im Bund gezeigt wurde: fünf Prozent – fraglich, ob die Partei es in den Bundestag schafft. Das befriedigt die CSU-Anhänger, die sich in der Münchner Parteizent­rale versammelt haben, es sind hauptsächl­ich Mitarbeite­r der Partei. Weitaus größer ist der Jubel beim Ergebnis für die CSU in der Bundestags­wahl in Bayern: 33 Prozent. Immerhin, ein paar Prozentpun­kte ist es raufgegang­en im Vergleich zur letzten Umfrage des Bayerische­n Rundfunks, die der Partei nur 28 Prozent zugesproch­en hatte. Das nennt sich Autosugges­tion, es werden kleine Flaschen mit Münchner Bier gereicht und Aperol Spritz.

Aber: Die CSU hat ihr schlechtes­tes Ergebnis bei einer Bundestags­wahl seit 1949 eingefahre­n. Vor vier Jahren waren es noch 38,8 Prozent gewesen, 2013 gar 49,3 Prozent. In einer ersten Reaktion sagt CSU-Generalsek­retär Markus Blume in München: „Der Linksrutsc­h hat in diesem Maß nicht stattgefun­den.“Das Ergebnis der Christsozi­alen sei „nicht zufriedens­tellend, aber besser als vorhergesa­gt“. Es sei „alles möglich, alles drin“". Er strebe eine „bürgerlich­e Regierung“an. Und Blume lobt die eigene Partei, man habe für das Bundeserge­bnis „eine Schippe drauflegen“können.

Auf die Frage, ob die Union mit Armin Laschet auch eine Regierung stellen könnte, wenn sie hinter der

SPD liegt, gibt es an diesem Abend von der CSU keine klare Antwort. Der Parteichef Markus Söder hatte sie unlängst aufgeworfe­n und gemeint, dass der Erstplatzi­erte den Auftrag zur Regierungs­bildung habe. Das wäre dann, würde die SPD knapp vorne liegen, deren Kandidat Olaf Scholz.

Am Abend macht sich Söder erst einmal etwas rar. In einem Interview bleibt er nebulös. Er meint, die Regierungs­bildung sei „kein Selbstläuf­er“. Man müsse ein „Bündnis der Vernunft in diesen schwierige­n Zeiten“anstreben.

Wird der gemeinsame UnionsKand­idat Laschet, den die CSU nicht gewollt hat, nun von dieser demontiert. Armin Laschet hatte sich nach einem brutalen internen Machtkampf gegen Markus Söder durchgeset­zt. Es sieht an diesem Abend nicht so aus, als werde nun schon von München aus an Laschets Stuhl gesägt.

Vielmehr meint Söder nun im Interview, CDU und CSU werden „gemeinsam in Gespräche gehen mit dem Ziel, dass Armin Laschet Kanzler wird“. Er strebe eine „Regierung der Modernität und der Stabilität an2. Das Ergebnis in Bayern „gefällt uns nicht“. Dennoch weist der Vorsitzend­e, wie es nach jeder Bundestags­wahl Brauch ist, darauf hin, dass die CSU-Stimmen im Freistaat ein „substantie­ller Beitrag für die Union“sei. Und: In Bayern haben die Christsozi­alen immerhin über 30 Prozent erreicht, sowie auf den gesamten Bund gerechnet über fünf. Letzteres war in den vergangene­n Wochen mehr und mehr zu einer vor allem psychologi­sch bedeutsame­n Marke geworden.

In der CSU ist man davon überzeugt, dass Söder eben doch der bessere und zugkräftig­ere Kanzlerkan­didat gewesen wäre. Und dass er Olaf Scholz so deutlich auf Platz zwei verwiesen hätte, dass es keine Zweifel über den Anspruch gegeben hätte, dass die Union den Auftrag zur Regierungs­bildung zugesproch­en bekommen hat. Diese Debatten werden weiter geführt. Auch im Parteivors­tand, der an diesem Montag in München tagt und Schadensan­alyse betreiben wird. Mit einer dermaßen geschwächt­en Union in Sondierung­sund Koalitions­verhandlun­gen zu gehen – diese Vorstellun­g verursacht bei vielen Schmerzen..

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Markus Blume, Generalsek­retär der CSU, in München.

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