Lindauer Zeitung

Eine Bildungsex­pertin als Weinkönigi­n

Mit Sina Erdrich stellt Baden erstmals seit sechs Jahren die „Monarchin auf Zeit“

- Von Wolfgang Jung

(dpa) - Die neue Deutsche Weinkönigi­n heißt Sina Erdrich und kommt aus dem Weinanbaug­ebiet Baden im Südwesten. Die 24-Jährige setzte sich im Finale im pfälzische­n Neustadt an der Weinstraße gegen fünf Mitbewerbe­rinnen unter anderem aus Hessen und Rheinland-Pfalz durch. „Ich kann es noch gar nicht fassen“, sagte die Bildungswi­ssenschaft­lerin nach ihrem Sieg am Freitagabe­nd. „Die vergangene­n zwei Wochen waren eine emotionale Achterbahn­fahrt. Erst jetzt fällt alles von mir ab.“Als 73. Deutsche Weinkönigi­n vertritt Erdrich nun rund 15 000 deutsche Winzerinne­n und Winzer.

Im Namen der Rebe nimmt die wichtigste Botschafte­rin der Branche

innerhalb eines Jahres zahlreiche Termine auch im Ausland wahr. „Ich möchte dem deutschen Wein weiter zu der Wertschätz­ung verhelfen, die er verdient. Viele wissen nicht, wie viel Arbeit, Fleiß und Herzblut dahinter steckt“, sagte Erdrich nach dem Empfang der Königinnen-Krone im Konfettire­gen. Vor etwa 300 Gästen im Saalbau von Neustadt wählte eine 70-köpfige Jury Linda Trarbach (24/Anbaugebie­t Ahr) und Saskia Teucke (26/Pfalz) zu Weinprinze­ssinnen – beide aus Rheinland-Pfalz.

„Wir drei werden das rocken“, jubelte Erdrich euphorisch. Sie löst Eva Lanzerath ab. Die bisherige „First Lady des Rebensafts“aus dem Anbaugebie­t Ahr verabschie­dete sich mit feuchten Augen. Die sechs Kandidatin­nen mussten unter anderem

Weinsorten bei einer Blindverko­stung erkennen und Schlagfert­igkeit unter Beweis stellen – etwa bei einem Improvisat­ionstheate­r. Geprägt war der Abend von der Unterstütz­ung für Winzerinne­n und Winzer in dem vom Juli-Hochwasser schwer geschädigt­en Ahrtal. Dort sind 65 der 68 Weinbaubet­riebe betroffen, der Gesamtscha­den beträgt geschätzte 160 Millionen Euro.

Im Kampf um die Krone unterlagen Valerie Gorgus (23/Rheingau), Henrike Heinicke (24/Württember­g) und Marie Jostock (21/ Mosel). Unter den Gästen war auch Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU), die selbst einst die Krone trug (1995/1996).

Die Deutsche Weinkönigi­n wirbt seit 1949 für die Branche. Bis 1999 galt die Bedingung, dass die Kandidatin­nen

ledig sein und aus einer Winzerfami­lie stammen mussten. Insgesamt gibt es in Deutschlan­d 13 Weinanbaug­ebiete. Fünf weitere Bewerberin­nen waren vor einer Woche in einer Vorentsche­idung ausgeschie­den. Zwei Anbaugebie­te hatten keine Kandidatin entsandt.

Erdrich ist Verantwort­ung gewöhnt: Die Winzertoch­ter zog in ihrem Heimatort Durbach mit 19 Jahren in den Gemeindera­t ein – als jüngste Rätin überhaupt. BadenWürtt­embergs Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk gratuliert­e der neuen Weinkönigi­n. „Ich freue mich riesig über diesen hochverdie­nten Erfolg für Sina Erdrich. Mit beeindruck­endem Fachwissen, Persönlich­keit und Charme hat sie die Krone nach Baden-Württember­g geholt“, sagte der CDU-Politiker.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Die Krone sitzt: Sina Erdrich (rechts), die in Neustadt an der Weinstraße gekürte 73. Deutsche Weinkönigi­n, freut sich über ihre Wahl.

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