Ideen und Hoffnungen für Lindau im Jahre 2026
Bei Zeitkapsel-Event der Lindauer Zeitung geht es um Vorstellungen zur Zukunft der Stadt
- Wie sieht das Gelände der Lindauer Gartenschau in fünf Jahren aus? Wie wird sich das Leben in der Stadt entwickeln? Und wie sehr wird die Technik bis dahin unser Leben verändern? All das sind Fragen, zu denen sich Bürgerinnen und Bürger aus der Region beim Zeitkapselevent der Lindauer Zeitung Gedanken machen. Am Stand der Zeitung auf der Lindauer Gartenschau wartet auch noch ein weiterer Ausblick in die Zukunft – den sie am eigenen Leib erfahren können.
Einer der Gäste auf der Couch im Pavillon der Lindauer Zeitung ist der Scheidegger Bürgermeister Ulrich Pfanner. Wie jeder, der sich hier für die Zukunft Gedanken machen kann, hat er die Wahl zwischen sechs Fragenkärtchen, zu denen er etwas in die Video-Zeitkapsel spricht. Er hat sich für das Thema „Arbeit und Leben“entschieden. „Zukunftsthemen sind einfachen wichtig. Nur wenn wir uns ständig weiter entwickeln, können wir auch Nachhaltigkeit erreichen – und deshalb bin ich auch heute mit dabei“, sagt Pfanner.
Die Herausforderung der Zukunft sieht er im großen Ganzen: „Die Welt verändert sich immer schneller und wir müssen es schaffen, das immer weiter auseinander klaffende Gefüge zwischen arm und reich auf der Welt in Balance bringen. Wir verbrauchen immer mehr. Und der Druck der Freizeitgesellschaft ist immer auch ein Druck auf Natur und Ressourcen.“Dass die Zukunft noch auf Lösungen wartet, dessen ist er sich bewusst: „Ich kann ehrlich gesagt auch noch keine Lösung bieten. Aber das ist etwas, das nicht einzelne Gruppen entscheiden sollten, sondern da müssen alle Gesellschaftsschichten mitdiskutieren.“Das ZeitkapselEvent ist für ihn eine Möglichkeit, in der alle ihre Vorstellungen äußern können – und auch ein klein wenig Selbstmotivation, auch in fünf Jahren noch Bürgermeister von Scheidegg zu sein.
Im Raum nebenan wartet schon ein Stück Zukunft auf die Besucher: Die Virtual Reality-Brillen laden ein, sich in eine andere Realität zu begeben. Der Einstieg in die virtuelle Welt funktioniert weit einfacher als Filme wie „Tron“die Menschen glauben lassen: Keine Laser-Effekte, kein in den Computer gebeamt werden, einfach bloß die VR-Brille auf,
Steuerungsgriff in die Hand und schon finden sich zumindest die Augen ganz woanders wieder. Die Lindauer Gartenschau, mit Seeblick, Pflanzen und Kletterturm verschwindet. Nur die Geräusche bleiben. Hier ein Kinderlachen, da das Scharren von Füßen auf dem Weg. Aber sehen, wer da läuft, ist nicht mehr möglich.
Das führt zunächst zu kleinen Orientierungsproblemen. Einfacher ist es für den, der sich dabei hinsetzt. Denn in der virtuellen Realität wird die echte Welt ausgeblendet. Selbst die eigenen Arme verschwinden. Und die Perspektive in den virtuell besuchten Garten – in diesem Fall ist es der in Tokio – befindet sich zudem gefühlt höher über dem Boden. Vor allem, weil die eigenen Beine nicht zu sehen sind, ist es ein Gefühl zwischen Schweben und sich vergewissern, dass die Füße trotzdem echten Boden spüren. Aber sobald das überwunden ist, beginnt der Streifzug durch den Garten inmitten der Blühzeit der Sakura, der Kirschblüte.
Über die VR-Brille können die Gartenschau-Gäste auch gleichzeitig am Hanami, dem „Betrachten der Blüten“in Japan teilnehmen. Der virtuelle Rundgang funktioniert dabei nicht flüssig, sondern eine Besucherin wechselt von Position zu Position,
indem sie mit dem Handsteuergerät auf Richtungspfeile klickt. So geht es Stück für Stück durch den Park. Die Aufnahmen sind dabei mit hoher Auflösung, sodass oft sogar die Schilder gelesen werden können – sofern man Japanisch lesen kann. Wer will, macht sich einen Spaß und schaut auch, wie oft die eine oder andere Person, die bei den Aufnahmen abgelichtet wurde, beim Rundgang auftaucht. Tokio ist aber nicht die einzige Stadt, deren Parks virtuell zu besuchen sind. Auch die schönsten Parks von Südafrika, Holland, Thailand, den USA, Marokko, Frankreich und England können besichtigt werden. Wer sich inmitten der Gartenschau auch für die Lindauer Zeitung interessiert, darf auch gern an einer virtuellen Tour durch das Verlagshaus oder die Druckerei der Zeitung teilnehmen. Diese hat das Team der LZ selbst erstellt. Und diese besteht nicht aus Bildern, sondern Videos, bei der auch die Redakteure und Verantwortlichen erklärend zu Wort kommen. Dadurch erhält die Virtuelle Welt noch einmal eine ganz andere Dimension.
Für Christiane Gisbertz, Verlagsleiterin der Lindauer Zeitung, ist die Zeitkapsel ein tolles Experiment: „Ich finde es spannend, zu sehen, wie die Menschen, die hier leben, sich die Zukunft vorstellen. Und gerade als Zeitungshaus haben wir da die Möglichkeit, diese Gedanken zu sammeln und in der Zukunft aufzuarbeiten und wieder hervorzuholen.“Am Freitag haben sich nochmal viele bekannte lokale Gesichter: von der dritten Bürgermeisterin, über den Vertreter der IHK, Markus Anselment, bis hin zu Dr. Werner Mang.
Schade findet Gisbertz, dass sich nicht so viele Lindauer getraut haben, mitzumachen. „Das wäre noch schön gewesen, aber nicht alle Leute sitzen gern vor der Kamera.“Dabei geht es bei vielen der Fragen auch konkret um die Zukunft in Lindau.
Der Zeitraum von fünf Jahren für eine Zeitkapsel mag kurz erscheinen, aber es geht ja auch um die direkte Entwicklung, sagt Gisbertz: „Gerade das Thema Bebauung sorgt hier in Lindau für viel Diskussion. So haben wir die Möglichkeit, den Prozess zu begleiten, die Vorausschau einzufangen, und zu sehen, was dann real passiert. Und es geht ja auch um das Gelände, auf dem wir hier gerade stehen. Denn die Zukunft der hinteren Insel nach dem Ende der Gartenschau sorgt schon jetzt für scharfe Debatten. In fünf Jahren werden wir hier genau sehen können, wohin die Entwicklung geht.“