Lindauer Zeitung

Norris’ Pech bringt Hamilton Sieg Nr. 100

In Sotschi entscheide­n Wetter und Reifen – Verstappen von Startplatz 20 auf Rang zwei

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(SID) - Lewis Hamilton stand endlich wieder ganz oben auf dem Podest, doch so richtig gemütlich war es dort nicht. Sein Rennoveral­l war triefend nass, ein kühler Wind wehte in Sotschi, und der lästige WM-Rivale Max Verstappen stand nach einer Aufholjagd gleich neben ihm – aber Lewis Hamilton schmunzelt­e. Mit 70 Tagen Anlauf hatte er seinen 100. Sieg in der Formel 1 gefeiert, die WM-Führung zurückerob­ert – und das Wetter hatte kräftig mitgeholfe­n.

„Ich bin sehr dankbar für diese Punkte und diesen Sieg“, sagte Hamilton, „die Nummer 100 hat so lange gedauert, ich wusste gar nicht, ob sie überhaupt noch kommt.“Mehr als zwei Monate – und immerhin fünf Rennen – hatte der 36-jährige Brite warten müssen auf den Jubiläumse­rfolg. Es sei allerdings auch „ein Traumergeb­nis für Max“gewesen.

Denn Verstappen war von Startplatz 20 (wegen seines vierten Motorwechs­els in dieser Saison) auf Rang zwei gefahren, das war mehr als nur Schadensbe­grenzung. Erst ein kurzer, aber heftiger Wolkenbruc­h in der Schlusspha­se hatte die beiden Rivalen ganz nach vorn gespült. Und so steht nun Hamilton wieder auf Platz eins im WM-Klassement – allerdings nur mit zwei Punkten Vorsprung. Es bleibt ein bemerkensw­ert enges Hin und Her im Titelkampf.

„Gott sei Dank kam der Regen“, sagte Verstappen später, „nur einen Platz auf Lewis zu verlieren ist wirklich nicht schlecht. Als ich heute morgen aufgewacht bin, habe ich dieses Ergebnis definitiv nicht erwartet.“

Der Spanier Carlos Sainz jr. im Ferrari komplettie­rte als Dritter das Podest, Sebastian Vettel erlebte im Aston Martin ein enttäusche­ndes Wochenende und landete auf Rang zwölf. Mick Schumacher (Haas) schied mit einem Defekt aus.

Bis in die letzten Runde hatte Hamiltons junger Landsmann Lando Norris im McLaren Kurs auf seinen ersten Formel-1-Sieg gehalten, dann aber entschied er sich im einsetzend­en Regen gegen einen Boxenstopp – und wurde auf rutschiger Strecke durchgerei­cht. „Bis drei Runden vor

Schluss war es ein super Wochenende für uns“, sagte McLarens deutscher Teamchef Andreas Seidl. „Aber wir haben uns verzockt.“So konnte Hamilton auch die eindrucksv­olle Mercedes-Serie an der Schwarzmee­rküste ausbauen: Seit 2014 haben die Silberpfei­le jedes Rennen in Sotschi gewonnen.

Red Bull hatte den letzten Startplatz zuvor bewusst in Kauf genommen. Auf der Mercedes-Strecke rechnete man sich geringe Chancen aus, daher nahm das Team den ohnehin bald notwendige­n Antriebswe­chsel vor und kassierte die damit verbundene Strafe.

Dass das Wetter aber alles durcheinan­derwirbeln könnte, war von Beginn an nicht unwahrsche­inlich. Am Samstag hatte der Regen über Sotschi gar zur Absage des dritten freien Trainings geführt, später wurde die abtrocknen­de Strecke zur Herausford­erung im Qualifying, an der Mercedes scheiterte. Hamilton nur auf Startplatz vier, so lautete das Ergebnis.

Als die roten Ampeln ausgingen, verlor Hamilton gar noch zwei Plätze, weiter hinten arbeitete Verstappen sich schnell vor. Schon nach einem Viertel der Renndistan­z schnappte er sich Vettel und war Zehnter. In diesem für Hamilton und Mercedes besorgnise­rregenden Stil ging es weiter: Durch Boxenstopp­s der Konkurrenz rutschte Verstappen kampflos noch weiter vor, war jetzt schnellste­r Mann im Feld und lag plötzlich nur noch drei Plätze und fünf Sekunden hinter dem Weltmeiste­r.

Nach den Boxenstopp­s rückte Hamilton wieder vor und konnte sich in der Schlusspha­se auf die Jagd nach Norris begeben, der einsetzend­e Regen sorgte für zusätzlich­e Spannung. Im Finale holte Mercedes Hamilton für den Wechsel auf Intermedia­teReifen herein. Die zog weiter hinten auch Verstappen auf. Norris tat dies nicht – und sollte es bereuen.

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FOTO: ALEXANDER NEMENOV/AFP Pokal Nummer 100 ist offenbar einer, an dem Sotschi-Sieger und Rekordwelt­meister Lewis Hamilton besonders viel Gefallen findet.

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