Lindauer Zeitung

Freiburg feiert Abschiedsp­arty

Nach 360 Bundesliga-Spielen und 999 Toren schließt das Dreisamsta­dion seine Pforten

- Von Christoph Lother

(dpa) - Trainer Christian Streich kletterte mit Tränen in den Augen in den Fan-Block und stimmt die Humba-Gesänge an: Die Profis des SC Freiburg haben sich mit einer Galavorste­llung und einer Ehrenrunde vom altehrwürd­igen Dreisamsta­dion verabschie­det. Die Badener gewannen ihr letztes Bundesliga­Heimspiel in der 67 Jahre alten Kultstätte mit 3:0 (3:0) gegen den FC Augsburg. Lukas Kübler (6.), Lucas Höler (25.) und Vincenzo Grifo (34., Handelfmet­er) erzielten vor 14 400 Zuschauern die Tore für das Team von Streich, das künftig im neuen Europa-Park Stadion auflaufen wird.

„Ein gebührende­r Abschluss in einem denkwürdig­en Stadion“, sagte der Freiburger Kapitän Christian Günter glücklich, nachdem die Fans das „You'll Never Walk alone“angestimmt und viele Handy-Lichter angeschalt­et hatten.

In der Tabelle kletterten die Freiburger durch den dritten Saisonsieg auf Platz fünf. Dadurch, dass sie auch am sechsten Spieltag ungeschlag­en blieben, stellten sie zudem einen neuen Startrekor­d in ihrer Bundesliga-Historie auf.

Schon vor dem Anpfiff herrschte eine tolle Atmosphäre im Stadion. Die Zuschauer, unter denen sich auch der frühere Freiburger Erfolgscoa­ch Volker Finke und Ex-DFB-Präsident Fritz Keller befanden, sangen voller Inbrunst das Badnerlied, wedelten mit ihren Schals und applaudier­ten. Und die Freiburger Profis stimmten direkt in die Feierlaune mit ein. Nachdem FCA-Keeper Rafal Gikiewicz einen gefährlich­en Schuss von Günter zur Seite abgewehrt hatte, traf Außenverte­idiger Kübler im Rutschen zur frühen Führung.

Die gab den Gastgebern spürbar Sicherheit. Der FCA hingegen blieb trotz aller Bemühungen die gesamte erste Halbzeit über ohne richtig gefährlich­en Torabschlu­ss. Mitten hinein in die Phase, in der sich die Gäste etwas besser zurechtzuf­inden schienen, fiel das 2:0. Mittelfeld­spieler Maximilian Eggestein steckte den Ball schön zu Höler durch – und der Stürmer traf mit einem sehenswert­en Lupfer. „Wir wollten uns mit einem Sieg aus dem Stadion verabschie­den. Heute war hier eine extrem gute Stimmung. Das wird man vermissen“, sagte der Torschütze.

Keine zehn Minuten später entschied Schiedsric­hter Daniel Schlager nach einem Handspiel von FCAVerteid­iger Raphael Framberger auf Strafstoß. Edeltechni­ker Grifo verwandelt­e hoch und souverän zum insgesamt 999. Bundesliga-Tor im Dreisamsta­dion. Die Partie war zur Pause damit schon mehr oder weniger entschiede­n.

„Wir wollten die Party hier unterbrech­en, aber wir waren viel zu passiv. Es war ein Scheiß-Spiel“, beklagte FCA-Keeper Gikiewicz. Teamgefähr­te

Florian Niederlech­ner setzte hinzu: „Das war sehr frustriere­nd. So darf man sich nicht präsentier­en: Kompletter Angsthasen­fußball.“

Und so schwappte in der zweiten Hälfte die La Ola durch das Stadion, in dem insgesamt nun 360 Bundesliga-Spiele stattgefun­den haben und für dessen Platz – kürzer als erlaubt, dafür breiter als üblich und mit fast einem Meter Gefälle zur Dreisam hin – der Club jahrelang eine Ausnahmege­nehmigung brauchte und schloss das Kapitel Bundesliga im Dreisamsta­dion. Oder, wie es Streich formuliert­e: „Es geht um 25 Jahre hier, das ist eine lange Zeit. Ich habe hier jeden Tag gearbeitet. Unzählige Spiele und Tausende Trainings absolviert. Ich kann es genießen. Wir hatten heute einen guten Spielaufba­u, ein gutes Positionss­piel und die nötige Geduld. Das war schlau gespielt von der Mannschaft. Wir feiern nicht, wir gehen nachher nach Hause. Wir haben eine kurze Woche.“

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FOTO: REVIERFOTO/IMAGO IMAGES Abschied – mit einigem Wehmut auf den Rängen und ganz viel feinem Freiburger Fußball.
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FOTOS: ROBIN RUDEL/IMAGO IMAGES (2) Vincenzo Grifos verwandelt­er Handelfmet­er zum 3:0 war der letzte Bundesliga­treffer im Dreisamsta­dion. Das i-Tüpfelchen: Dieser Treffer war das 999. Tor, das in der altehrwürd­igen Arena im Schwarzwal­d fiel.
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Raus mit Applaus (und sichtlich gerührt): SC-Trainer Christian Streich.

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