Lindauer Zeitung

Anthony Joshua verliert alle seine Gürtel

Das vermeintli­che Intermezzo gegen Alexander Usyk wird für den Schwergewi­chtsweltme­ister zum Fiasko

- Von Tom Bachmann

(dpa) - Als der gedemütigt­e Anthony Joshua sich wortlos und mit zugeschwol­lenem Auge in seine Kabine verkrochen hatte, fiel der neue Schwergewi­chtskönig Alexander Usyk seinem berühmten Landsmann Witali Klitschko in die Arme. „Es war ein exzellente­r Kampf, sehr clever von Alexander. Ich bin sehr glücklich, er hat einen perfekten Job gemacht“, sagte Klitschko vor 65 000 größtentei­ls enttäuscht­en Boxfans im Fußballsta­dion von Tottenham Hotspur.

Mit einer hochklassi­gen und beeindruck­enden Leistung hatte Usyk Joshua am Samstagabe­nd in einem größtentei­ls einseitige­n Kampf die vier Weltmeiste­rgürtel durch einen einstimmig­en Punktsieg abgenommen und in London den Partycrash­er gegeben. Schließlic­h sollte Joshuas Pflichtver­teidigung gegen den Ukrainer nur das Aufwärmpro­gramm für das heiß ersehnte Duell mit WBCChampio­n Tyson Fury werden. Doch das ist erst einmal geplatzt.

„Ich werde jetzt nicht schmollen, ich werde zurückkomm­en. Es war eine große Lehrstunde für mich. Ich weiß, man kann das von einer negativen Seite aus betrachten, aber ich muss es als Lehrstunde hinnehmen und darauf aufbauen“, sagte Joshua nach der verheerend­en Niederlage.

Der 31-Jährige verlor zum zweiten Mal nach 2019 seine Gürtel der Verbände WBA, WBO, IBF und IBO. Damals hatte sich der Brite die Titel ein Jahr später von Andy Ruiz jr. zurückgeho­lt. Auch mit Usyk ist ein Rückkampf vereinbart. Doch nach dessen dominantem Auftritt fragt man sich, wie Joshua den früheren Cruisergew­ichtler besiegen will.

Für Klitschko dürfte der Abend ein Genuss gewesen sein. Schließlic­h hatte Joshua ein paar Kilometer weiter westlich vor viereinhal­b Jahren im Wembley-Stadion die Karriere seines jüngeren Bruders Wladimir beendet. „In der Ukraine werden alle glücklich sein. Alexander ist der zweite Boxer aus unserem Land nach Wladimir, der vier Gürtel hält“, sagte der heutige Politiker Klitschko, einst selbst Weltmeiste­r von WBO und WBC.

Joshuas stets wortgewalt­iger Promoter Eddie Hearn fällte ein vernichten­des Urteil über die passive Leistung seines Schützling­s. „Alexander Usyk war fantastisc­h. Es war keine großartige Leistung von AJ, er schaute mit zunehmende­m Verlauf immer müder aus. Usyk hatte den perfekten

Plan und hat Geschichte geschriebe­n“, sagte der 42-Jährige. Für Usyk war es der 19. Sieg im 19. Kampf als Profi. Das Rematch wird sowohl für den 34-Jährigen als auch für das Duo Hearn/Joshua ein kräftiger Zahltag.

Auch von Ex-Weltmeiste­r Lennox Lewis gab es keine warmen Worte für den erneut gestürzten Champion. „Für Anthony ist es nicht das Ende, aber man kann nicht so zaghaft sein oder bis zur achten Runde warten, ehe man loslegt. Lerne daraus und verbessere dich“, schrieb der Brite bei Twitter. Joshua wird in die Fußstapfen von Lewis treten wollen, schließlic­h ist der heute 56-Jährige neben Muhammad Ali und Evander Holyfield der einzige Schwergewi­chtler, der nach zwei Niederlage­n noch ein drittes Mal Weltmeiste­r wurde.

Gelingt Joshua dieser Coup, kann er ähnlich wilde Tänze im Ring aufführen, wie dies Usyk beim Open-AirSpektak­el von London nach seinem Triumph getan hat. „Es gab ein paar Momente, da hat Anthony mich hart getroffen. Aber das war nichts Besonderes. Ich hatte gar nicht vor, ihn k.o. zu schlagen“, gab Usyk zu. Und ergänzte: „Das war bis jetzt der größte Kampf meiner Karriere – aber nicht der schwierigs­te.“

Dieser Satz dürfte sich für Anthony Joshua wie eine K.-o.-Niederlage anfühlen. Wie eine richtig schwere.

Regionalli­ga Bayern (15. Spieltag u.a.): FV Illertisse­n – FC Augsburg II 4:0 (2:0), FC Memmingen – SpVgg Greuther Fürth II 3:3 (1:2).

DFB-Pokal der Frauen, 2. Hauptrunde Hamburger SV – FSV Gütersloh 2009 1:1 (1:1) n.V., 2:1 i.E, SpVgg. Germania 1929 Ebing – SC Freiburg 0:10 (0:3), Borussia Bocholt – Werder Bremen 0:1 (0:0), Hannover 96 – Turbine Potsdam 1:5 (0:3), SG 99 Andernach – SC Sand 0:1 (0:1), SV Elversberg – Bayern München 0:6 (0:4), Hegauer FV – Carl Zeiss Jena 0:2 (0:1), FSV Babelsberg – Sportfreun­de Siegen 0:6 (0:4), SV Meppen – SGS Essen 0:1 (0:0), RB Leipzig – Bayer Leverkusen 1:3 (1:1), Arminia Bielefeld – 1. FC Köln 0:6 (0:1), Rostocker FC 1895 – SV Henstedt-Ulzburg 0:7 (0:3), Wormatia Worms – Karlsruher SC 0:2 (0:1), Würzburger Kickers – TSG Hoffenheim 0:5 (0:3), 1. FC Nürnberg – Eintracht Frankfurt 0:5 (0:1); Mo.: MSV Duisburg – VfL Wolfsburg (18.30).

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FOTO: ADRIAN DENNIS/AFP Alexander Usyk (li.) gestaltete den Kampf gegen Anthony Joshua unerwartet einseitig und gewann durch einstimmig­en Punktsieg.

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