Lindauer Zeitung

Der traurige Lewandowsk­i

Bayern nach ungewöhnli­chem Härtetest in Fürth obenauf

- Von Thomas Häberlein

(SID) - Der Ball war im Tor, aber Robert Lewandowsk­i jubelte nicht. Stattdesse­n schlurfte er enttäuscht zurück zum Mittelkrei­s, und die Anerkennun­g der Mitspieler hatte dann auch eher tröstenden Charakter. Nach dem Spiel, das wohl das schlechtes­te des FC Bayern in dieser Saison war, war der Weltfußbal­ler erst recht frustriert: 15 Spiele nacheinand­er hatte er in der Bundesliga getroffen, doch den Rekord von Gerd Müller (16) verfehlte er.

„Ganz locker nimmt er das nicht, wir wissen ja, dass er gierig ist und Tore schießen will“, sagte Trainer Julian Nagelsmann nach dem mühsamen, aber auch ungefährde­ten 3:1 (2:0) bei der SpVgg Greuther Fürth über die Gemütslage von Lewandowsk­i. Viele Chancen besaß der Pole nicht: Er lenkte einen Eckball akrobatisc­h an die Latte (40.), und als er dann dicht dran war am Rekord, klaute ihm Sebastian Griesbeck mit einem Eigentor den Treffer (68.).

„Er hat nicht allzu viele Aktionen gehabt“, urteilte Nagelsmann über Lewandowsk­i, „in Unterzahl ist es auch schwierige­r für einen Stürmer.“Tatsächlic­h hatten die sehr giftigen Fürther, die gemeinsam mit ihrem Anhang wie bei einem Pokalspiel David gegen Goliath abgingen, den Torjäger gut abgeschirm­t. Und als Benjamin Pavard nach der Pause wegen Foulspiels vom Platz flog (48.), musste er verstärkt nach hinten arbeiten.

Das Spiel der Münchner war ohnehin „keine Glanzleist­ung“gewesen, wie Joshua Kimmich urteilte. Ja, gab auch Thomas Müller zu, die Bayern hätten doch „manchmal zu schlampig gespielt“und die Positionen nicht immer wie vorgesehen besetzt, aber: „Das ist Meckern auf hohem Niveau.“In der Tat: Nicht gut gespielt, trotzdem souverän gewonnen, von neun Pflichtspi­elen unter Nagelsmann eines unentschie­den gespielt und acht gewonnen – besser geht's kaum.

Die Torschütze­n Müller (10.) und Kimmich (31.) betonten denn auch die positiven Aspekte eines Sieges aus der Kategorie „dreckig“. Die Münchner hätten das Spiel ja „im Griff gehabt, auch in Unterzahl“, stellte Kimmich völlig zu Recht fest, zugleich betonte er: „Der Charakter der Mannschaft ist super.“Müller stellte zufrieden fest: „Wenn du in Unterzahl das 3:0 machst, gibt dir das ein gutes Gefühl.“

Ein kleines gutes Gefühl dürfte Müller auch eine Statistik bereitet haben. Dem Nationalsp­ieler glückte sein 218. Treffer, nur Gerd Müller (566) und Lewandowsk­i (305) trafen öfter. Der langjährig­e Vorstandsb­oss Karl-Heinz Rummenigge (66) fiel am Geburtstag­swochenend­e auf Rang vier des Club-Klassement­s zurück.

Und ist es generell nicht zu erwarten, dass das gute Gefühl der Münchner bald verschwind­et. Nach erst sechs Spieltagen haben sie schon wieder drei Punkte Vorsprung auf die Konkurrenz. „Momentan sind wir gut drauf“, sagte sogar Kimmich, der freilich nicht er selbst wäre, hätte er nicht ergänzt: „Wir haben bisher nicht alle Spiele souverän gestaltet.“Er mag damit recht haben, doch das Urteil klingt vor allem wie eine Drohung. Und der frustriert­e Lewandowsk­i? „Er wird“, sagte Nagelsmann, „hoffentlic­h am Mittwoch treffen, und dann sind wir alle wieder zufrieden.“Am Mittwoch (21 Uhr/DAZN) wird Dynamo Kiew zum zweiten Gruppenspi­el in der Champions League vorstellig.

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FOTO: IMAGO IMAGES Nicht überglückl­ich, aber bereit für mehr: Robert Lewandowks­i (li.).

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