Gezänk verdrängt Verkündigung
Gleiche Rechte für Frauen und Männer in der katholischen Kirche, eine zeitgemäße Sexualmoral, dazu demokratische Werte in Fragen der Macht: Die Ziele des Reformprozesses Synodaler Weg, die derzeit in Frankfurt verhandelt werden, sollten seit Langem selbstverständlich sein. Sind sie aber nicht, und daher gibt es Streit: Zwischen konservativen und reformorientierten Bischöfen, zwischen Theologen und Theologinnen, zwischen der deutschen Kirche und dem Vatikan. Der Synodale Weg droht, durch Theologengezänk in die Irre geleitet, in einer Sackgasse zu enden.
Die Delegierten erhalten Hunderte Seiten mit Forderungen, die für die katholische Binnenwelt wichtig sein mögen. Doch seit wann gehört es zum Markenkern, aus dem Maschinenraum eines Unternehmens zu berichten? Seit Jahrzehnten tragen die Spitzen der katholischen Laienverbände und manche Bischöfe mit Lust ihre internen Konflikte öffentlich aus und vernachlässigen, die christliche Botschaft, Glaube, Liebe, Hoffnung, zu verkünden. Paradox: Gleichzeitig beklagt der deutsche Akademiekatholizismus, dass die Werte der Kirche als immer weniger relevant wahrgenommen werden.
Aber wo sind katholische Bischöfe in den Talkshows zu erleben, in denen über die Folgen der Pandemie gesprochen wird? Seit 18 Monaten glänzen sie durch Abwesenheit. Hätten die Theologen mit der gleichen Intensität, die sie beim Gezänk auf dem Synodalen Weg an den Tag legen, ethische Fragen wie die der Triage oder der Problematik der Impfpflicht bei Lanz oder Maischberger beantwortet, hätten sie der Sache Jesu eher gedient.
Die Öffentlichkeit darf erwarten, dass die Kirche ihre Probleme abräumt, sich dem dreifachen Skandal des Missbrauchs, der Vertuschung und der Aufarbeitung stellt. Und dann sollten Theologen und Bischöfe ihre eigentliche Aufgabe ernster nehmen: Verkündigung des Wortes Gottes, Werke der Nächstenliebe und Feier der Gottesdienste.