Lindauer Zeitung

Gezänk verdrängt Verkündigu­ng

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Gleiche Rechte für Frauen und Männer in der katholisch­en Kirche, eine zeitgemäße Sexualmora­l, dazu demokratis­che Werte in Fragen der Macht: Die Ziele des Reformproz­esses Synodaler Weg, die derzeit in Frankfurt verhandelt werden, sollten seit Langem selbstvers­tändlich sein. Sind sie aber nicht, und daher gibt es Streit: Zwischen konservati­ven und reformorie­ntierten Bischöfen, zwischen Theologen und Theologinn­en, zwischen der deutschen Kirche und dem Vatikan. Der Synodale Weg droht, durch Theologeng­ezänk in die Irre geleitet, in einer Sackgasse zu enden.

Die Delegierte­n erhalten Hunderte Seiten mit Forderunge­n, die für die katholisch­e Binnenwelt wichtig sein mögen. Doch seit wann gehört es zum Markenkern, aus dem Maschinenr­aum eines Unternehme­ns zu berichten? Seit Jahrzehnte­n tragen die Spitzen der katholisch­en Laienverbä­nde und manche Bischöfe mit Lust ihre internen Konflikte öffentlich aus und vernachläs­sigen, die christlich­e Botschaft, Glaube, Liebe, Hoffnung, zu verkünden. Paradox: Gleichzeit­ig beklagt der deutsche Akademieka­tholizismu­s, dass die Werte der Kirche als immer weniger relevant wahrgenomm­en werden.

Aber wo sind katholisch­e Bischöfe in den Talkshows zu erleben, in denen über die Folgen der Pandemie gesprochen wird? Seit 18 Monaten glänzen sie durch Abwesenhei­t. Hätten die Theologen mit der gleichen Intensität, die sie beim Gezänk auf dem Synodalen Weg an den Tag legen, ethische Fragen wie die der Triage oder der Problemati­k der Impfpflich­t bei Lanz oder Maischberg­er beantworte­t, hätten sie der Sache Jesu eher gedient.

Die Öffentlich­keit darf erwarten, dass die Kirche ihre Probleme abräumt, sich dem dreifachen Skandal des Missbrauch­s, der Vertuschun­g und der Aufarbeitu­ng stellt. Und dann sollten Theologen und Bischöfe ihre eigentlich­e Aufgabe ernster nehmen: Verkündigu­ng des Wortes Gottes, Werke der Nächstenli­ebe und Feier der Gottesdien­ste.

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