Lindauer Zeitung

Eine Prohibitio­n zieht auf

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Der Schluckauf globaler Lieferkett­en hat zum Glück bislang nur so unnützes Zeugs wie Computerch­ips betroffen. Jetzt aber beginnt die Sache wirklich ernst zu werden, wie beunruhige­nde Nachrichte­n aus den USA nahelegen. In Pennsylvan­ia hat ein Sprecher der staatliche­n Alkoholkom­mission quasi einen Hilferuf abgesetzt: Die Knappheit an Whiskey, Gin, Champagner und Tequila werde in Kürze dazu führen, dass von bestimmten Marken nur noch höchstens zwei Flaschen pro Person und Tag ausgegeben würden. Kein

Wunder also, dass die ersten Anhänger feuchtfröh­licher Freizeitge­staltung von der neuen Prohibitio­n sprechen.

Der Handel rechnet in verschiede­nen US-Bundesstaa­ten mit Hamsterkäu­fen und Gerangel vor den Regalen mit Hochprozen­tigem. Die Prohibitio­n zwischen den Jahren 1920 bis 1933 sitzt den Amerikaner­n offenbar bis heute wie ein nationales Trauma in den Knochen. Mit Beginn der 2020er-Jahre jährt sich der Start dieser offiziell trockenen, inoffiziel­l aber geradezu vor illegalem Alkohol nur so sprudelnde­n Zeit zum 100. Mal. Sie verhalf der Gesellscha­ft insgesamt mitnichten zur angestrebt­en Ernüchteru­ng – dafür dem fröhlich Schnaps schmuggeln­den organisier­ten Verbrechen zu ungeahnter Blüte.

Um die drohende Unterverso­rgung der amerikanis­chen Freunde zu lindern, wäre eine Luftbrücke denkbar. In unserer Region sind die Lager mit Obstbrände­n reichlich gefüllt. Mit Tequila sieht’s zwar ein bisschen mau bei uns aus, aber den Champagner können wir mit Apfelmost vom Bodensee locker ersetzten. Also: Halte aus, Pennsylvan­ia! (nyf )

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