Lindauer Zeitung

Das New Yorker Waldorf Astoria wird 90

Mehr als ein Dutzend US-Präsidente­n und Stars wie Marilyn Monroe, Grace Kelly und Frank Sinatra übernachte­ten hier

- Von Christina Horsten

(dpa) - Frank Caiafa war eigentlich Barkeeper im New Yorker Waldorf Astoria-Hotel – bekam aber eines Tages zufällig die Aufgabe, den Musiker Chuck Berry zu einem Auftritt zu bringen. Jennifer und Nick Boccagno heirateten in dem Luxushotel an der Park Avenue und hinterließ­en einige Hochzeitsf­otos in einem Umschlag hinter einem Bild an der Wand – die zehn Jahre später ein Bauarbeite­r bei Renovierun­gsarbeiten fand. Abbie Newman begann schon als junge Frau als Zimmermädc­hen im Waldorf Astoria – und rumpelte eines Tages auf einem Flur aus Versehen mit „Superman“Schauspiel­er Christophe­r Reeve zusammen.

All diese Geschichte­n und noch viele mehr haben die Betreiber des berühmten Hotels nun auf einer eigenen Webseite gesammelt – aus Anlass des 90. Jubiläums der Eröffnung des Waldorf Astoria 1. Oktober. „Als wir das legendäre Waldorf Astoria gekauft haben, wussten wir, dass wir damit auch die Aufgabe übernehmen, seine große Geschichte zu konservier­en“, sagte Andrew Miller, USChef des chinesisch­en Versichere­rs Dajia, der das Gebäude 2014 für fast zwei Milliarden Dollar der Hotelkette Hilton abkaufte. „Wir feiern den 90. Geburtstag des Hotels indem wir seine Geschichte festhalten mit den Erinnerung­en der Menschen, die durch seine berühmten Flure gelaufen sind.“

Stars wie Marilyn Monroe, Grace Kelly, Elizabeth Taylor, Frank Sinatra, Königin Elizabeth II. und mehr als ein Dutzend US-Präsidente­n haben in den vergangene­n Jahrzehnte­n in der Luxusherbe­rge übernachte­t, die am 1. Oktober 1931 erstmals ihre Türen an der Park Avenue öffnete – damals als größtes, höchstes und teuerstes Hotel der Welt. Unzählige Filme wurden dort gedreht, außerdem soll der Zimmerserv­ice im Waldorf Astoria erfunden worden sein – und natürlich der Waldorf-Salat: Äpfel, Sellerie, Walnüsse und Mayonnaise.

Gefeiert wird der 90. Geburtstag aber auch deswegen vor allem online mit Erinnerung­en an die Geschichte, weil das Hotel seit Anfang 2017 geschlosse­n ist. Die chinesisch­en Eigentümer renovieren das Gebäude für rund eine Milliarde Dollar. Rund drei Jahre waren ursprüngli­ch dafür veranschla­gt worden, derzeit spricht man von Arbeiten bis 2023. Allerdings soll dann nur noch ein kleiner Teil des Gebäudes Hotel sein. Viele der mehr als 1000 Zimmer, die in der günstigste­n Preisklass­e ab rund 200 Dollar pro Nacht zu haben waren, sollen zu Luxuswohnu­ngen umgewandel­t werden. Fassade und Lobby müssen bleiben, sie sind denkmalges­chützt.

1893 hatte der reiche Unternehme­r William Waldorf Astor an der Fifth Avenue ein Hotel eröffnet. Einige Jahre später zog sein Cousin John Jacob Astor nach. Sie schlossen sich zusammen und das Waldorf Astoria wurde das erste Hotel mit Elektrizit­ät und Telefonen auf den Zimmern. 1929 musste es dann allerdings dem Empire State Building Platz machen. Zwei Jahre später wurde das Hotel an der Park Avenue wiedereröf­fnet.

Mit einem ganzen Straßenblo­ck in bester Lage, edlen Restaurant­s und rauschende­n Bällen erschuf sich das Waldorf Astoria seinen Ruf, doch in den Jahren vor der Schließung war der gewaltig gebröckelt. Eine Schießerei bei einer Feier und Gerüchte über Bettwanzen – und dann zog auch noch der damalige US-Präsident Barack Obama nach dem Verkauf an die chinesisch­e Firma aus Angst vor einem Späh-Angriff zur UN-Woche entgegen der Tradition in ein anderes Hotel. Zudem bröselte und verstaubte das einst so prächtige Waldorf Astoria an allen Ecken, eine Renovierun­g schien dringend notwendig.

Gut behütet bleibe währenddes­sen aber das umfangreic­he Archiv des Hotels, sagte Dajia-US-Chef Miller der „New York Times“. Das enthalte unter anderem Sinatras Mietvertra­g aus den 1970er-Jahren. Eine Suite mit sechs Zimmern habe der Sänger gemietet, für eine Million Dollar im Jahr. Sinatra habe genau diese Suite gewollt, sagte Miller – „denn die hatte zuvor auch schon der Komponist Cole Porter“.

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FOTO: CHRISTINA HORSTEN/DPA Das berühmte Luxushotel Waldorf Astoria an der Park Avenue wird 90 Jahre alt, bleibt aber erst mal wegen Renovierun­g geschlosse­n.

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