Bei feuchtem Wetter feiern Nacktschnecken eine feucht-schleimige Party im Beet
Wer den unliebsamen Tierchen beikommen möchte, muss bereits im Frühjahr die Eier einsammeln
(dpa) - Wenn die Sonne tiefer steht, wagen sie sich aus ihren Verstecken. Ihr feiner Geruchssinn weist ihnen den Weg: Zarte Salatschösslinge, junge Kohlrabi, aber auch Zierblumen sind ihr Ziel. Auf dem Weg dorthin hinterlassen sie eine schleimig-klebrige Spur: Nacktschnecken.
Bei den meisten Gartenbesitzern höchst unbeliebt, treten sie in diesem Jahr vielerorts besonders häufig auf. „Es war ein sehr feuchtes Frühjahr, es hat viel geregnet, und Schnecken lieben es feucht“, erklärt Biologin Angelika Nelson vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern die Ursache. Problem ist, dass Nacktschnecken wegen ihres bitteren, schleimigen Sekrets nur wenige natürliche Fressfeinde haben – und Kröten, Spitzmäuse und Igel noch dazu gerade in den ordentlich gepflegten Gärten kein Zuhause finden. „Auch Rabenvögel, Drosseln und Rotkehlchen verschmähen Schneckengelege nicht“, klärt Hans Greßirer von den Naturfreunden Bayern auf.
Auch sollte man nicht alle Nacktschnecken über einen Kamm scheren. „Lästig ist vor allem die Spanische Wegschnecke“, erläutert Nelson. Nacktschnecken wie die Schwarze und die Rote Wegschnecke hingegen gelten als „die Geier der Gärten“: Sie fressen Aas, also etwa verendete Regenwürmer oder Mäuse, verwandeln aber auch Kot in Kompost.
„Auch der Tigerschnegel ist nicht so ein Rabauke wie die Gemeine Nacktschnecke“, erläutert Sandra von Rekowski vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde. „Der ist ein Nützling, weil er auch andere
Schnecken verspeist.“Und die ohnehin streng geschützte Weinbergschnecke macht sich gleich über die Wurzel allen Übels her: die Eier.
Diese Methode empfiehlt von Rekowski auch den Gartenfreunden: „Am besten ist es, wenn man im Frühling die Steine wendet, um die Eier zu entdecken.“Auch unter Holzbrettern verbergen sich die Klumpen aus kleinen weichen Kügelchen häufig. Sie können anschließend im Hausmüll entsorgt werden.
Sind die Tiere schon am Fressen, können Schneckenschutzzäune, Salatringe, Kupferdrähte oder Hochbeete gute Dienste leisten. Von Schneckenkorn rät von Rekowski jedoch vehement ab: „Das ist weder für die Natur hilfreich noch für die Kinder, die im Garten spielen.“Im Gegenteil:
Für Kinder, aber auch für Katzen und Hunde sind häufig verwendete Bestandteile ebenso giftig wie für Gehäuseschnecken oder Igel.
Bleibt also in erster Linie das Absammeln – und dann die Gewissensfrage. Die einen setzen die Schnecken einfach fernab des Beetes wieder aus – ihr Geruchssinn reicht nur etwa 40 Meter weit. Die anderen zücken das Messer und schneiden ihnen den Kopf ab. Von Rekowski vom Kleingarten-Bund gibt noch ihren persönlichen Lieblingstrick weiter: „Was gut funktioniert ist, wenn man sein Gemüse oder seine Staudenbeete mulcht, etwa mit vertrocknetem Rasenschnitt oder Gehäckseltem.“Die unebene, kratzige Oberfläche wirke auf die empfindlichen Schneckenbäuche abschreckend.