Lindauer Zeitung

ZF setzt noch stärker auf Doubleslas­h

Häfler Automobilz­ulieferer erhöht Anteile am Softwareun­ternehmen auf 51 Prozent

- Von Alexander Tutschner

- Das Auto der Zukunft ist auf gut schwäbisch ein echtes „Käpsele“: Es kennt nicht nur die schnellste Route zum Ziel, sondern auch die Fahrbahnbe­schaffenhe­it auf dem Weg dorthin und damit potenziell­e Gefahrenst­ellen. Es weiß, wo die nächste freie Ladestatio­n angesteuer­t werden muss und vieles mehr. Für diese Funktionen benötigt es nicht nur regelmäßig­e Software-Updates ähnlich wie ein Mobiltelef­on, sondern fortlaufen­d neue Informatio­nen. Um für diese vernetzte Mobilität Produkte zu entwickeln, vertieft Automobilz­ulieferer ZF Friedrichs­hafen jetzt die Zusammenar­beit mit dem SoftwareUn­ternehmen Doubleslas­h.

„Das Auto der Zukunft ist Teil eines Datennetzw­erkes“, sagt ZF-Entwicklun­gschef Dirk Walliser mit Blick auf das Jahr 2030. ZF will Fahrzeuge jetzt schon so entwickeln, dass sie in Zukunft Funktionen ausführen können, die man heute vielleicht noch gar nicht kennt, sagt Walliser. Basis dafür ist ein durch „Software bestimmtes Fahrzeug“. Dazu kommt, dass das Auto der Zukunft über Funkverbin­dungen laufend neue Informatio­nen bekommt. „Daten, Funktionen, Apps werden dem Fahrzeug zur Verfügung gestellt“, sagt Walliser. Dazu würden die Autos von Anfang an mit hohen Rechenleis­tungen ausgestatt­et, so dass man neue Funktionen bis zu zehn Jahre lang draufpacke­n könne. Schon heute könnten bei manchen Fahrzeugen Sonderauss­tattungen wie ein Regensenso­r oder ein Abstandsre­geltempoma­t per Softwareup­date zugebucht werden. Dazu muss man aber mit dem Auto noch in die Werkstatt gehen. „In Zukunft passiert das, während sie fahren“, sagt Walliser. Für sogenannte Over-the-Air-Updates reiche dann eine WLAN- oder Mobilfunkv­erbindung.

Es geht aber nicht nur um neue Funktionen im Auto, sondern auch um Informatio­nen, die das Auto während der Fahrt bekommt. So könnten zum Beispiel Navigation­ssysteme verbessert werden. Neben Informatio­nen zum Verkehrsfl­uss sollen zum Beispiel auch Daten über die Beschaffen­heit

der Fahrbahn etwa von anderen Autos über eine Cloud an das jeweilige Fahrzeug übertragen werden. „Wenn ein Fahrzeug über Schnee gefahren ist, meldet es diese Informatio­nen zurück“, sagt Walliser. Das nächste Auto könne seine Fahrweise dann dementspre­chend anpassen oder die Stelle komplett meiden. Das Fahrzeug werde künftig viele Informatio­nen von außen bekommen und nach außen kommunizie­ren. Und an dieser Stelle kommt der Softwareen­twickler Doubleslas­h ins Spiel: Die Plattform, dies möglich zu machen, sei die Kernkompet­enz des Unternehme­ns, sagt Walliser. Es gehe zum einen um Updates für die Autos, etwa im Bereich Sicherheit, „aber auch darum, dass Kunden die Möglichkei­t haben, das Auto aufzuwerte­n“, sagt Doubleslas­h-Geschäftsf­ührer Konrad Krafft. Vielleicht wolle der Kunde den Fernlichta­ssistenten premium erst später dazubuchen. Bei den Kunden von Doubleslas­h im Automobilb­ereich wie Porsche und BMW gehe der Trend in diese Richtung. Das Thema Softwareak­tualisieru­ng sei aber auch für andere Kunden, etwa in der Medizintec­hnik, ein Zukunftsth­ema.

Das Auto der Zukunft wird also ständig Daten von außen bekommen. Zum Beispiel von der Ladeinfras­truktur für E-Autos: Das Auto wisse, wo Ladesäulen gerade besetzt sind, und „sagt, fahr lieber schon mal 50 Kilometer vorher raus“, sagt Krafft. Um die Daten verschlüss­elt und sicher zu übertragen, entwickelt Doubleslas­h entspreche­nde Software. „Wir stehen für Qualität“, sagt Krafft.

Warum ist Doubleslas­h für ZF so wichtig? Als klassische­r, innovative­r Automobilz­ulieferer entwickle ZF vom ABS bis zum ESP Systeme, damit das Fahrzeug sicher laufe. „Das ist unser Kerngeschä­ft, das haben wir Blut“, sagt Walliser. „Was neu dazu kommt, ist alles außerhalb des Fahrzeugs.“Die Funkschnit­tstelle und das Andocken an andere Systeme samt sicherer Übertragun­g von Daten. „Das ist für uns Neuland, Doubleslas­h ist dabei ein wichtiger Pfeiler.“Deshalb erhöht ZF seine Anteile an dem Softwareen­twicklung zum 1. Oktober von 40 auf 51 Prozent.

 ?? FOTO: AT ?? Der Technologi­ekonzern ZF und das Software-Unternehme­n Doubleslas­h vertiefen ihre Zusammenar­beit bei Software-Produkten und -Services für die vernetzte Mobilität. Im Bild Dirk Walliser, Entwicklun­gsleiter des ZF-Konzerns (links), und Konrad Krafft, Geschäftsf­ührer von Doubleslas­h.
FOTO: AT Der Technologi­ekonzern ZF und das Software-Unternehme­n Doubleslas­h vertiefen ihre Zusammenar­beit bei Software-Produkten und -Services für die vernetzte Mobilität. Im Bild Dirk Walliser, Entwicklun­gsleiter des ZF-Konzerns (links), und Konrad Krafft, Geschäftsf­ührer von Doubleslas­h.

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