ZF setzt noch stärker auf Doubleslash
Häfler Automobilzulieferer erhöht Anteile am Softwareunternehmen auf 51 Prozent
- Das Auto der Zukunft ist auf gut schwäbisch ein echtes „Käpsele“: Es kennt nicht nur die schnellste Route zum Ziel, sondern auch die Fahrbahnbeschaffenheit auf dem Weg dorthin und damit potenzielle Gefahrenstellen. Es weiß, wo die nächste freie Ladestation angesteuert werden muss und vieles mehr. Für diese Funktionen benötigt es nicht nur regelmäßige Software-Updates ähnlich wie ein Mobiltelefon, sondern fortlaufend neue Informationen. Um für diese vernetzte Mobilität Produkte zu entwickeln, vertieft Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen jetzt die Zusammenarbeit mit dem SoftwareUnternehmen Doubleslash.
„Das Auto der Zukunft ist Teil eines Datennetzwerkes“, sagt ZF-Entwicklungschef Dirk Walliser mit Blick auf das Jahr 2030. ZF will Fahrzeuge jetzt schon so entwickeln, dass sie in Zukunft Funktionen ausführen können, die man heute vielleicht noch gar nicht kennt, sagt Walliser. Basis dafür ist ein durch „Software bestimmtes Fahrzeug“. Dazu kommt, dass das Auto der Zukunft über Funkverbindungen laufend neue Informationen bekommt. „Daten, Funktionen, Apps werden dem Fahrzeug zur Verfügung gestellt“, sagt Walliser. Dazu würden die Autos von Anfang an mit hohen Rechenleistungen ausgestattet, so dass man neue Funktionen bis zu zehn Jahre lang draufpacken könne. Schon heute könnten bei manchen Fahrzeugen Sonderausstattungen wie ein Regensensor oder ein Abstandsregeltempomat per Softwareupdate zugebucht werden. Dazu muss man aber mit dem Auto noch in die Werkstatt gehen. „In Zukunft passiert das, während sie fahren“, sagt Walliser. Für sogenannte Over-the-Air-Updates reiche dann eine WLAN- oder Mobilfunkverbindung.
Es geht aber nicht nur um neue Funktionen im Auto, sondern auch um Informationen, die das Auto während der Fahrt bekommt. So könnten zum Beispiel Navigationssysteme verbessert werden. Neben Informationen zum Verkehrsfluss sollen zum Beispiel auch Daten über die Beschaffenheit
der Fahrbahn etwa von anderen Autos über eine Cloud an das jeweilige Fahrzeug übertragen werden. „Wenn ein Fahrzeug über Schnee gefahren ist, meldet es diese Informationen zurück“, sagt Walliser. Das nächste Auto könne seine Fahrweise dann dementsprechend anpassen oder die Stelle komplett meiden. Das Fahrzeug werde künftig viele Informationen von außen bekommen und nach außen kommunizieren. Und an dieser Stelle kommt der Softwareentwickler Doubleslash ins Spiel: Die Plattform, dies möglich zu machen, sei die Kernkompetenz des Unternehmens, sagt Walliser. Es gehe zum einen um Updates für die Autos, etwa im Bereich Sicherheit, „aber auch darum, dass Kunden die Möglichkeit haben, das Auto aufzuwerten“, sagt Doubleslash-Geschäftsführer Konrad Krafft. Vielleicht wolle der Kunde den Fernlichtassistenten premium erst später dazubuchen. Bei den Kunden von Doubleslash im Automobilbereich wie Porsche und BMW gehe der Trend in diese Richtung. Das Thema Softwareaktualisierung sei aber auch für andere Kunden, etwa in der Medizintechnik, ein Zukunftsthema.
Das Auto der Zukunft wird also ständig Daten von außen bekommen. Zum Beispiel von der Ladeinfrastruktur für E-Autos: Das Auto wisse, wo Ladesäulen gerade besetzt sind, und „sagt, fahr lieber schon mal 50 Kilometer vorher raus“, sagt Krafft. Um die Daten verschlüsselt und sicher zu übertragen, entwickelt Doubleslash entsprechende Software. „Wir stehen für Qualität“, sagt Krafft.
Warum ist Doubleslash für ZF so wichtig? Als klassischer, innovativer Automobilzulieferer entwickle ZF vom ABS bis zum ESP Systeme, damit das Fahrzeug sicher laufe. „Das ist unser Kerngeschäft, das haben wir Blut“, sagt Walliser. „Was neu dazu kommt, ist alles außerhalb des Fahrzeugs.“Die Funkschnittstelle und das Andocken an andere Systeme samt sicherer Übertragung von Daten. „Das ist für uns Neuland, Doubleslash ist dabei ein wichtiger Pfeiler.“Deshalb erhöht ZF seine Anteile an dem Softwareentwicklung zum 1. Oktober von 40 auf 51 Prozent.