„Frohe Aussicht“ist vorbildliches Gasthaus
Vom AK Heimatpflege gewählt – Regierungspräsident zu Gast in Kümmertsweiler
- Der Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk Tübingen hat die „Frohe Aussicht“in Kümmertsweiler zum „vorbildlichen Dorfgasthaus 2019/20“gewählt. Mit coronabedingter Verspätung von eineinhalb Jahren waren Regierungspräsident und Schirmherr Klaus Tappeser mit dem Arbeitskreis-Vorsitzenden Karlheinz Geppert nach Kümmertsweiler gekommen, um bei einem Festakt an Jungwirtin Simone Günthör für die Familien Günthör/ Opitz die Auszeichnung zu überreichen.
Im Beisein der Landtagsabgeordneten Lothar Riebsamen und Klaus Hoher, Landrat Lothar Wölfe sowie Bürgermeister Daniel Enzensperger streifte der Regierungspräsident („im schönsten Landkreis der Bodenseeregion“) die gesellschaftliche Bedeutung der Dorfgasthäuser. Vor dem Hintergrund, dass deren Zahl in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückging, sei es aktuell besonders wichtig, „dass die Wirtschaften wieder voll sind“.
Gleichzeitig mit dem zahlenmäßigen Rückgang, so Karlheinz Geppert,
habe sich in der Gesellschaft zunehmend ein Bewusstsein für den Stellenwert entwickelt, den Gaststätten als wichtiges Element für die Identität von Gemeinden im ländlichen Raum und deren Bewohner besitzen. Die seit 175 Jahren im Familienbesitz befindliche „Frohe Aussicht“in Kümmertsweiler stimme „wirklich froh“und habe den Preis verdient, lobte er das Engagement der Familie. Dabei sprach der Vorsitzende des Arbeitskreises Heimatpflege im Zeitalter von Corona das Missverhältnis zwischen Wirtschaften an, die sehr gut liefen, und anderen, wo nichts gehe. Oft habe es das Personalproblem, das Letztere hätten, schon vor Corona gegeben.
Nachdem zuerst der Einzelhandel aus dem Dorf verschwunden sei, dann die Grundschule, die Kinderbetreuung und der Pfarrer, seien funktionierende Wirtschaften heute besonders wichtig. „Sie müssen sich wieder neu erfinden“, forderte er. Wenn auch sie noch aus den Orten verschwänden, habe das Dorf „keine Seele mehr“, befürchtet er. Hier finde noch der Stammtisch nach dem Kirchgang statt, gäbe es vielerlei soziale Bindungen. Geppert gratulierte der Familie Günthör/Opitz zu ihrer „tollen Gemeinschaftsleistung“und wünschte viele Stammgäste.
„Hier wird mit Herz gewirtschaftet“, weiß Landrat Lothar Wölfle, der namens des Bodenseekreises gratulierte. Er fühle sich jeder Wirtschaft verbunden, denn er komme selbst mit fünf Geschwistern aus einer Wirte-Familie, verriet er. Mehr noch: Vor seiner Wahl zum Landrat war er Anfang 2007 mit den damaligen Kreisrätinnen Christina Günthör und Magda Krom sowie der CDU-Fraktion in der „Frohen Aussicht“, um sich die Unterstützung der Unionsvertreter im Kreistag abzuholen. Weil die „Frohe Aussicht“immer „ein schönes Erlebnis“und Kümmertsweiler der „Vorposten zu Bayern“sei, hat der Landrat ein neues Ortschild mit dem Kreiswappen mitgebracht.
Bürgermeister Daniel Enzensperger nannte die Auszeichnung eine „großartige Sache“und zeigte sich im Namen der Gemeinde stolz auf den Gasthof, zu dem es viele Berührungspunkte gebe. So war die Senior-Chefin Christina Günthör 30 Jahre Gemeinderätin und habe viel für die Dorfgemeinschaft getan. Mit Kressbronner Liederbüchern bereicherte er die Gesangsbeiträge im Gasthof.
Für Letztere sorgte in der Folge in brillanter Weise die „Betznauer Boy Group“mit Schwäbischem, Urigem und Selbstgemachtem. Dabei hatten sie einige Ständchen für die ehemalige Betznauerin Christina Günthör im Repertoire.
Um das Überleben von Dorfgasthäusern zu sichern, wollen das Regierungspräsidium und der Arbeitskreis Heimatpflege (den es seit 1985 gibt) durch innovative Konzepte deren Attraktivität als Begegnungsstätte für die Menschen der Umgebung erhalten und steigern. Deshalb die Vergabe der Auszeichnungen für vorbildliche Dorfgasthäuser. Der Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungspräsidium Tübingen ist der Dachverband der in der Heimatpflege tätigen Organisationen und Verbände. Heimatpflege bedeutet für ihn, vorwiegend mit ehrenamtlichem Engagement den wiedererkannten hohen Stellenwert der Heimat in einer zusammengerückten Welt verständlich zu machen.
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