Lindauer Zeitung

Gerüchte um neuerliche Merz-Kandidatur

In der CDU rumort es weiter – Grüne und FDP nähern sich bei Sondierung an

- Von Dorothee Torebko und unseren Agenturen

- Während die Sondierung­sgespräche über die Bildung einer neuen Regierung in Berlin auf Hochtouren laufen, bleibt es innerhalb der CDU unruhig. So hält sich der frühere Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz offenbar – unter bestimmten Bedingunge­n – eine erneute Kandidatur für den Vorsitz der CDU offen. Bei einer Mitglieder­befragung oder Basiswahl werde er wieder antreten, da die Unterstütz­ung an der Basis weiterhin sehr hoch sei, berichtete die „Bild“-Zeitung am Freitag unter Berufung auf das Umfeld des Finanzexpe­rten. Dass bei der nächsten Vorsitzend­enwahl die Basis befragt werden müsse, stehe für Merz fest. Auf keinen Fall dürfe erneut ein Parteitag gegen die Mitglieder stimmen, hieß es. Merz selbst schrieb dazu am Freitagabe­nd beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter: „Wir haben einen gewählten Vorsitzend­en und ich unterstütz­e ihn bei seinen Bemühungen, eine Koalition mit FDP und Grünen aufzustell­en. Alle anderen Fragen stellen sich derzeit nicht, sie sind rein spekulativ.“

Der Funke Mediengrup­pe hatte der 65-Jährige zuvor gesagt, er richte sich jetzt darauf ein, ein normaler Abgeordnet­er zu sein. „Ich habe mich zweimal um den Parteivors­itz beworben“, erklärte Merz. Trotzdem habe der Parteitag zweimal anders entschiede­n. „Mein Bedarf an streitigen Abstimmung­en gegen das Establishm­ent ist gedeckt“, so Merz. Auf Parteitage­n war Merz zunächst 2018 Annegret Kramp-Karrenbaue­r und dann Anfang des Jahres Armin Laschet unterlegen.

Zugleich wird jedoch in der Union der Ruf nach mehr Mitglieder­beteiligun­g lauter. „Um die Einbindung der Mitglieder werden wir bei der nächsten Entscheidu­ng über den Vorsitz nicht herumkomme­n“, sagte etwa Unionsfrak­tionsvize Carsten Linnemann (CDU) der „Bild“-Zeitung. Ähnlich äußerte sich Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß.

Derweil haben sich die Spitzen von FDP und Grünen weiter angenähert. Nach ihrem zweiten Sondierung­streffen am Freitag betonten beide Seiten die Notwendigk­eit eines „Aufbruchs“für Deutschlan­d. „Das ist ein historisch­er Moment“, sagte Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Bei dem Treffen waren nicht nur die Parteichef­s anwesend, sondern erstmals auch die Sondierung­steams. Bei den Grünen gehörten auch Südwest-Ministerpr­äsident

Winfried Kretschman­n sowie die Fraktionsv­orsitzende­n Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt dazu, bei der FDP unter anderem Südwest-Chef Michael Theurer.

Schon vor dem Treffen hatte Hofreiter mit einer Aussage zum Streitthem­a Tempolimit überrascht. „Selbstvers­tändlich gehen wir mit unseren gesamten Positionen in diese Verhandlun­gen, dazu gehört auch ein Tempolimit 130 auf Autobahnen“, sagte er der „Rheinische­n Post“. Auf die Frage, ob die Grünen einen Koalitions­vertrag ohne Tempolimit unterschre­iben würden, sagte er: „Ich halte nichts davon, einzelne Maßnahmen zur Bedingung zu machen.“Die FDP ist gegen ein Tempolimit.

Am Wochenende sprechen FDP und Grüne erstmals mit der SPD, die Liberalen treffen sich zudem mit der Union.

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