Wenn eine Schnepfe zum Pechvogel wird
Jeder kennt das: Es sind bereits einige Kilometer zum 80. Geburtstag von Großtante Rosi zurückgelegt, als die Tochter hustend feststellt: „Ich habe mein Asthma-Spray vergessen.“Oder auf dem Weg zur dritten Hochzeit von Cousine Emma wird das Fehlen des Geschenks bemerkt. Die Stimmung im Auto ist prompt ungefähr so gut wie an der CDU-Basis nach der Laschet-Nominierung. Aber meist lässt sich das Malheur – im Gegensatz zur Nominierung – schnell korrigieren: Im Supermarkt, in der Apotheke – oder man fährt halt zurück nach Hause.
Etwas weiter flog nun ein bedauernswerter Zugvogel zurück – und zwar Tausende Kilometer. Normalerweise flattert die gemeine Pfuhlschnepfe, die den schönen lateinischen Namen Limosa lapponica trägt, gegen Jahresende 11 000 Kilometer von Alaska nach Neuseeland in einem Rutsch. Besagte Schnepfe, deren Wanderung dank eines Senders von neuseeländischen Ornithologen metergenau verfolgt wurde, sei im Yukon-Kuskokwim-Delta in Alaska in Richtung Südpazifik gestartet und nach 2000 Kilometern auf Gegenwind gestoßen. Der Vogel drehte um und landete nach 57-stündigem Nonstop-Flug erneut in Alaska.
Eine traurige Premiere. Seit Jahren beobachte er circa 70 Pfuhlschnepfen, berichtete der zuständige Zoologie-Professor Phil Battley. Diese sei die erste, die wegen schlechten Wetters habe umkehren müssen. Und damit nicht genug: Eben jene Schnepfe habe es bereits 2020 erwischt! Wegen starker Winde musste sie damals einen Monat in Neukaledonien zwischenlanden. Ein echter Pechvogel. (jos)