Lindauer Zeitung

Aufklärung bei Berliner Wahlpannen gefordert

Opposition in der Hauptstadt findet Chaos peinlich – Konsequenz­en für das Ergebnis sind nicht zu erwarten

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(dpa) - Nach Fehlern und Pannen am Wahlsonnta­g in Berlin fordert die Bundesregi­erung eine gründliche Untersuchu­ng. „Es ist die Verantwort­ung der zuständige­n Berliner Stellen und Verantwort­lichen, das, was geschehen ist, ganz klar aufzuarbei­ten“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert in Berlin. Inzwischen haben mehrere Seiten Beschwerde­n gegen die Wahl angekündig­t. Dass der ganze Urnengang wiederholt werden muss, halten Experten aber für unwahrsche­inlich.

Am Sonntag liefen in Berlin die Wahlen zum Bundestag, zum Abgeordnet­enhaus und zu den Bezirksver­ordnetenve­rsammlunge­n sowie ein Volksentsc­heid mit vielen Unregelmäß­igkeiten. Unter anderem wurden Wahlzettel verschiede­ner Bezirke vertauscht oder sie gingen aus, so dass Wahlberech­tigte sehr lange warten mussten. Wahllokale blieben länger offen. Einige Bürger wählten noch, während bereits Prognosen veröffentl­icht wurden.

Wie der „Spiegel“meldete, soll es vor dem Wahlsonnta­g eine Warnung von Bundeswahl­leiter Georg Thiel gegeben haben. Ihm sei ein Schlupfloc­h für möglichen Betrug aufgefalle­n. Bei der Wahl zu den Bezirkspar­lamenten durften auch Jugendlich­e ab 16 Jahren und EU-Ausländer abstimmen. Bei der Briefwahl sollten alle Stimmzette­l in einen Umschlag. Thiel habe darauf hingewiese­n, dass Menschen, die nur bei den Bezirkswah­len zugelassen seien, unerkannt auch Zettel zur Bundestags­wahl einreichen könnten.

CDU-Spitzenkan­didat Kai Wegner sprach von einem peinlichen Wahldesast­er. Die Satire-Partei Die Partei bereitet eine Wahlprüfun­gsbeschwer­de vor. Der Spitzenkan­didat der Freien Wähler in Berlin, Marcel Luthe, erwartet eine Wahlwieder­holung. Die potenziell­e Regierende Bürgermeis­terin Franziska Giffey (SPD) sieht das anders. Nötig seien eine Aufarbeitu­ng und Konsequenz­en für die nächste Wahl, „aber ich denke nicht, dass wir zu einer kompletten Neuauflage dieser Wahl kommen werden“, sagte Giffey.

Mehrere Bezirke erklärten auf dpa-Anfrage, es seien keine Anlässe für eine Nachwahl bekannt. Die genaue Prüfung könnte sich noch zwei Wochen hinziehen. Am 14. Oktober soll planmäßig das amtliche Endergebni­s bekannt gegeben werden.

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