Feiern ohne Abstand und Maske ist wieder möglich
Seit 1. Oktober gibt es in Bayern neue Corona-Lockerungen – Manches wieder wie vor der Pandemie möglich
- Auch wenn manches noch nicht ganz klar ist – Marc Jehnes ist am Freitagnachmittag glücklich. Am Abend wird im Club Vaudeville wieder ein Konzert ohne Abstandsregeln und Maskenpflicht stattfinden, zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie. Am Donnerstag hatte die bayerische Regierung weitreichende Lockerungen verkündet. Damit ist in Lindau nun wieder einiges mehr möglich als in den umliegenden Landkreisen.
„Seit anderthalb Jahren kommt heute Abend zum ersten Mal wieder eine Band aus Übersee in den Club“, sagt Marc Jehnes. „Das wird ein tolles Konzert.“Toll auch deswegen, weil es sich für die Besucher nicht mehr nach Pandemie anfühlen wird.
Bereits am 31. August hatte die bayerische Regierung angekündigt, dass ab dem 1. Oktober wieder Clubs und Diskotheken öffnen dürfen, wenn sie sich an die 3-G-Regel halten. Heißt: In den Club Vaudeville darf nur, wer gegen das Coronavirus geimpft, vom Virus genesen oder negativ getestet ist. Allerdings reicht ein Schnelltest hier nicht aus, Besucher müssen einen aktuellen PCRTest vorlegen.
Nicht nur deswegen hat der Club Vaudeville sein eigenes SchnelltestZentrum am Donnerstag geschlossen. „Wir hatten in den letzten drei, vier Wochen bei unseren Veranstaltungen so gut wie keinen mehr, der einen Test gebraucht hat“, sagt Marc Jehnes. Die Club-Besucher seien zum ganz großen Teil bereits vollständig geimpft. Der Club Vaudeville hatte nach dem Lockdown im Frühjahr schnell wieder aufgemacht. Mit Abstandsregeln, eigenem Testzentrum und Maskenpflicht haben die Mitglieder in diesem Jahr schon 120 Veranstaltungen durchgeführt. Ansteckungen gab es nie.
Doch trotz aller Freude ist Marc Jehnes am Freitag auch etwas verärgert: Denn, wie so oft in der Pandemie, kam wieder alles auf den letzten Drücker. Dass sie ab dem 1. Oktober wieder ganz normal und mit voller Auslastung öffnen dürfen, haben bayerische Clubbetreiber offiziell erst am Donnerstag erfahren. Wegen der Abstandsregel waren im Club in den vergangenen Monaten nie mehr als 150 bis höchstens 170 Leute.
„Da fehlt die Wertschätzung“, sagt Jehnes. Denn die meisten Clubs, die ja zum Teil den ganzen Sommer über geschlossen hatten, könnten so schnell gar nicht reagieren. „Wir haben gestern Abend in den sozialen Medien angekündigt, dass wir jetzt doch mehr Leute reinlassen dürfen“, sagt er. Außerdem wird es Karten an der Abendkasse geben.
Dort werden die Mitglieder des Clubs auch die Kontaktdaten der Gäste erfassen. Ob sie das müssen, ist am Freitag noch gar nicht klar. „Aber wir machen das so oder so“, sagt Jehnes.
Vom bayerischen Ministerium gebe es bisher nur eine allgemeine Mitteilung, so das Landratsamt auf Nachfrage. „Weitere Informationen liegen uns zu dem Thema noch nicht vor“, schreibt Sprecherin Sibylle Ehreiser.
Ab Montag entfällt an allen bayerischen Schulen außerdem die Maskenpflicht, und das Verbot von Volksfesten ist aufgehoben.
„Die Staatsregierung bekräftigt, dass in der kommenden Adventsund Weihnachtszeit vorbehaltlich besonders negativer Entwicklungen der Infektionslage unter freiem Himmel auch Weihnachts- und Christkindlmärkte in Bayern wieder möglich sind“, heißt es in der Mitteilung ebenfalls. Wenn nötig, würden hierzu rechtzeitig Regelungen erlassen. Ob die Lindauer Hafenweihnacht stattfindet, ist am Freitag noch unklar, die Antworten auf eine entsprechende Anfrage bei Stadt und Kulturamt stehen noch aus.
Insgesamt hat sich die Corona-Lage im Landkreis in der vergangenen Woche deutlich entspannt, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt am Freitag bei 63,3. Vor zwei Wochen waren die Zahlen in die Höhe geschnellt, nachdem sich bei einem Vereinsausflug des Opfenbacher Trachtenvereins jede Menge Mitglieder angesteckt hatten.
Mittlerweile sei das Infektionsgeschehen in Opfenbach wieder im Griff, wie Sibylle Ehreiser auf Nachfrage schreibt. Alle Kontaktpersonen konnten nachverfolgt werden, die Infektionsketten seien mit Quarantäne unterbrochen worden. „Die ersten Personen sind auch bereits wieder aus der Quarantänezeit.“Insgesamt haben sich beim Vereinsausflug 27 Personen angesteckt, im direkten Zusammenhang mit dem Ausflug weitere 30. „Die Betroffenen hatten leichte bis mittlere Symptome“, so Ehreiser auf Nachfrage.
Da beim Vereinsausflug viele Kinder und Jugendliche dabei waren, hatten sich dort vor allem Ungeimpfte angesteckt. Es gab aber auch Impfdurchbrüche.
In dieser Woche hat es ein größeres Ausbruchsgeschehen in einem Lindauer Kindergarten gegeben, wie das Landratsamt am Freitag schreibt. „Auffällig ist hier, dass sich sehr viele
Kontaktpersonen / Familienangehörige infizieren.“Auch im Zusammenhang mit diesem Geschehen habe es Impfdurchbrüche gegeben, also Menschen, die sich trotz vollständiger Impfung infiziert haben. Wie viele genau, das kann Ehreiser erst kommende Woche beantworten. Aktuell gibt es, so das Landratsamt, noch jeweils einen Fall an zwei Schulen und weitere Einzelfälle, die in keinem Zusammenhang stehen. Zudem sei noch ein Unternehmen betroffen.
Seit Beginn der Schulzeit Mitte September sind über die Pool-Testungen an den Grundschulen keine Positivfälle gemeldet worden. Einzig an den weiterführenden Schulen hat es laut Landratsamt Fälle gegeben, die bei Selbsttestungen festgestellt wurden.
Derzeit muss im Landkreis Lindau keine Person mit einer CoronaInfektion stationär behandelt werden und es ist auch niemand im Zusammenhang mit einer Infektion verstorben.