Zahl der Feuerwehreinsätze sinkt deutlich
Corona-Jahr 2020 beschert den Kreisfeuerwehren ein relativ ruhiges Jahr
- Wenn die Kommandanten der Landkreisfeuerwehren sich versammeln – und das tun sie mindestens einmal im Jahr – ist in diesen Zeiten auch hier Corona ein brisantes Thema, wenngleich ohne katastrophale Meldungen. Allerdings musste die Jahreshauptversammlung, die dieses Mal in Weißensberg zu Gast war, ohne die üblichen Ehrengäste aus der Politik und ohne Vertreter der anderen Blaulichtorganisationen auskommen. Aber zumindest die Hauptbeteiligten konnten eine reguläre Versammlung in Präsenz durchziehen, was auch schon ein durchaus erfreulicher Moment für die Kommandanten war.
Was an diesem Abend auch noch einmal klar wurde, war die Tatsache, dass die Feuerwehren des Landkreises so gut durch die Pandemie gekommen sind, dass jede Wache stets einsatzbereit war und es zu keinem Zeitpunkt diesbezüglich kritisch gewesen sei.
So dankte Kreisbrandrat Wolfgang Endres im Namen seiner Feuerwehrkollegen Landrat Elmar Stegmann dafür, dass der es ermöglicht hatte, dass die Mitglieder der Rettungsorganisationen bei der Impfung
vorgezogen werden konnten, ein Angebot, was von einer überwältigenden Mehrheit angenommen worden sei.
Corona hatte aber Auswirkungen auf das Einsatzgeschehen. So berichtete Kreisbrandinspektor Paul Sporrädle von insgesamt 821 Einsätzen, einem Rückgang um 629 im Vergleich zu 2019. Brände sanken um 137 auf 253 Einsätze, Technische Hilfeleistungen (THL) waren mit 499 um 182 weniger gefragt, um die Hälfte gingen die Einsätze im Bereich ABC Gefahrstoffe zurück, da blieben 18 übrig. Um ganze 93 Prozent sanken die Sicherheitswachen; da keine Veranstaltungen stattfinden konnten, wurden diese Wachen lediglich zwölfmal verlangt.
Ein Großteil der THL ging auf das Konto von Sturmschäden (113) und Unwetterschäden (94), hingegen sanken die Winterschäden von 185 im Jahr 2019 auf ganze drei. Konstant blieben nur die Rauch- und Brandmeldealarme sowie Türöffnungen. Als Großbrände waren eine Scheune in Ellhofen sowie ein landwirtwschaftliches Anwesen in Opfenbach zu verzeichnen, bei beiden konnten zwar die Gebäude nicht mehr gerettet werden, aber zumindest die angrenzenden Scheunen und Wohnhäuser.
Als besonderen Einsatz berichtete Sporrädle von einem umgestürzten Kran in Ellhofen, dessen Führer in der Kabine eingeklemmt war. Der Kran war auf dem Dach eines benachbarten Wohnhauses zum Liegen gekommen und „beim Anblick konnte man kaum glauben, dass dort noch eine Person lebend herauskommt“, so Sporrädle. Der Mann wurde aber nach einer Stunde geborgen und konnte nach wenigen Wochen das Krankenhaus wieder verlassen, ohne bleibende Schäden. „So gut ging es aber nicht bei jedem Einsatz aus“, fügte der Kreisbrandisnpektor hinzu. Die Zahlen bestätigen das: 24 Personen konnten gerettet werden, für 16 kam jede Hilfe zu spät.
Zwei Feuerwehrler wurden im vergangenen Jahr leicht verletzt. Sporrädle richtete dazu eine eindringliche Bitte an seine Kollegen, denn sicherlich hätten einige Kameraden Verletzungen der Seele davongetragen: „Nehmt die Hilfe des PSNV-E Teams an!“PSNV-E bezeichnet die psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte. Corona machte die Übungssituation nicht einfach, aber das hatten die Wehren gut hinbekommen. Allerdings mussten größere Übungen entfallen, Ausnahme war die Großübung
in Nonnenhorn eine Woche vor dem Lockdown.
Der Lindauer Kreisfeuerwehrverband ist nach wie vor kein reicher Verband, mit „geringen Mitteln werden wir aber auch zukünftig unsere Feuerwehren im Bereich Ausbildung, Jugend und Frauen sowie Kameradschaft unterstützen“, wie Kreisbrandrat Wolfgang Endres versicherte.
Es sei auch nicht das Ziel, Geld zu horten und nicht zu investieren. Das Guthaben des Kreisfeuerwehrverbandes ist laut Kassier Christian Buchmüller im Vergleich zu 2019 um 20 Prozent geschrumpft, sodass noch rund 3360 Euro auf dem Konto liegen. Zur Wahl standen dieses Mal lediglich die Kassenprüfer. Da wurden Kajetan Fügenschuh, Vorstand der Feuerwehr Heimenkirch und der Gestratzer Kommandant Christian Janser einstimmig gewählt.
All die Ausbildungslehrgänge und Fortbildungen litten stark im Corona-Jahr, ebenfalls das Jugendfeuerwehrleben. Trotzdem waren zum Jahresende 229 Jugendliche in 21 Jugendfeuerwehren bei einem erfreulichen Anteil von 25 Prozent weiblichen Feuerwehrnachwuchses engagiert, wie Paul Sporrädle als Jugendwart vermelden konnte. Landrat Elmar Stegmann ging in seinem
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Grußwort auf die geplante Atemschutzstrecke in Lindenberg ein. Nach dem vorläufigen Aus wegen völlig überteuerter Angebote hofft er auf einen Neustart jetzt im Herbst mit „hoffentlich besseren Angeboten“.
Die digitale Alarmierung soll voraussichtlich im kommenden Jahr nach und nach kommen und ab 2023 in Betrieb gehen, dessen ungeachtet habe sich aber auch die Sirenenwarnung als notwendig herausgestellt, nicht nur mit Blick auf die Katastrophenregionen wie Ahrweiler. Dazu sollen die Kommandanten mit ihrer Gemeinde in Kontakt treten, bat er die Versammelten.
In Bezug auf die Pandemie sagte der Landrat: „Die vergangenen eineinhalb Jahre haben uns aufgezeigt, wie verletzlich wir sind“, daher sei es wichtig, dass Strukturen funktionierten. „Zum Glück haben wir eine gute Struktur“, gestärkt von Bundeswehr und Polizei, die dem Landkreis geholfen hätten bei der ganzen Rückverfolgungsgeschichte des Virus. Und an die Adresse der Feuerwehrvertreter gewandt lobte er: „Ihr leistet in dieser Zeit Großartiges!“
Und Kreisbrandrat Wolfgang Endres bat zum Schluss: „Macht’s bitte 3 G!“, um auch weiterhin stets einsatzbereit sein zu können.