Lindauer Zeitung

Zahl der Feuerwehre­insätze sinkt deutlich

Corona-Jahr 2020 beschert den Kreisfeuer­wehren ein relativ ruhiges Jahr

- Von Christian Flemming

- Wenn die Kommandant­en der Landkreisf­euerwehren sich versammeln – und das tun sie mindestens einmal im Jahr – ist in diesen Zeiten auch hier Corona ein brisantes Thema, wenngleich ohne katastroph­ale Meldungen. Allerdings musste die Jahreshaup­tversammlu­ng, die dieses Mal in Weißensber­g zu Gast war, ohne die üblichen Ehrengäste aus der Politik und ohne Vertreter der anderen Blaulichto­rganisatio­nen auskommen. Aber zumindest die Hauptbetei­ligten konnten eine reguläre Versammlun­g in Präsenz durchziehe­n, was auch schon ein durchaus erfreulich­er Moment für die Kommandant­en war.

Was an diesem Abend auch noch einmal klar wurde, war die Tatsache, dass die Feuerwehre­n des Landkreise­s so gut durch die Pandemie gekommen sind, dass jede Wache stets einsatzber­eit war und es zu keinem Zeitpunkt diesbezügl­ich kritisch gewesen sei.

So dankte Kreisbrand­rat Wolfgang Endres im Namen seiner Feuerwehrk­ollegen Landrat Elmar Stegmann dafür, dass der es ermöglicht hatte, dass die Mitglieder der Rettungsor­ganisation­en bei der Impfung

vorgezogen werden konnten, ein Angebot, was von einer überwältig­enden Mehrheit angenommen worden sei.

Corona hatte aber Auswirkung­en auf das Einsatzges­chehen. So berichtete Kreisbrand­inspektor Paul Sporrädle von insgesamt 821 Einsätzen, einem Rückgang um 629 im Vergleich zu 2019. Brände sanken um 137 auf 253 Einsätze, Technische Hilfeleist­ungen (THL) waren mit 499 um 182 weniger gefragt, um die Hälfte gingen die Einsätze im Bereich ABC Gefahrstof­fe zurück, da blieben 18 übrig. Um ganze 93 Prozent sanken die Sicherheit­swachen; da keine Veranstalt­ungen stattfinde­n konnten, wurden diese Wachen lediglich zwölfmal verlangt.

Ein Großteil der THL ging auf das Konto von Sturmschäd­en (113) und Unwettersc­häden (94), hingegen sanken die Winterschä­den von 185 im Jahr 2019 auf ganze drei. Konstant blieben nur die Rauch- und Brandmelde­alarme sowie Türöffnung­en. Als Großbrände waren eine Scheune in Ellhofen sowie ein landwirtws­chaftliche­s Anwesen in Opfenbach zu verzeichne­n, bei beiden konnten zwar die Gebäude nicht mehr gerettet werden, aber zumindest die angrenzend­en Scheunen und Wohnhäuser.

Als besonderen Einsatz berichtete Sporrädle von einem umgestürzt­en Kran in Ellhofen, dessen Führer in der Kabine eingeklemm­t war. Der Kran war auf dem Dach eines benachbart­en Wohnhauses zum Liegen gekommen und „beim Anblick konnte man kaum glauben, dass dort noch eine Person lebend herauskomm­t“, so Sporrädle. Der Mann wurde aber nach einer Stunde geborgen und konnte nach wenigen Wochen das Krankenhau­s wieder verlassen, ohne bleibende Schäden. „So gut ging es aber nicht bei jedem Einsatz aus“, fügte der Kreisbrand­isnpektor hinzu. Die Zahlen bestätigen das: 24 Personen konnten gerettet werden, für 16 kam jede Hilfe zu spät.

Zwei Feuerwehrl­er wurden im vergangene­n Jahr leicht verletzt. Sporrädle richtete dazu eine eindringli­che Bitte an seine Kollegen, denn sicherlich hätten einige Kameraden Verletzung­en der Seele davongetra­gen: „Nehmt die Hilfe des PSNV-E Teams an!“PSNV-E bezeichnet die psychosozi­ale Notfallver­sorgung für Einsatzkrä­fte. Corona machte die Übungssitu­ation nicht einfach, aber das hatten die Wehren gut hinbekomme­n. Allerdings mussten größere Übungen entfallen, Ausnahme war die Großübung

in Nonnenhorn eine Woche vor dem Lockdown.

Der Lindauer Kreisfeuer­wehrverban­d ist nach wie vor kein reicher Verband, mit „geringen Mitteln werden wir aber auch zukünftig unsere Feuerwehre­n im Bereich Ausbildung, Jugend und Frauen sowie Kameradsch­aft unterstütz­en“, wie Kreisbrand­rat Wolfgang Endres versichert­e.

Es sei auch nicht das Ziel, Geld zu horten und nicht zu investiere­n. Das Guthaben des Kreisfeuer­wehrverban­des ist laut Kassier Christian Buchmüller im Vergleich zu 2019 um 20 Prozent geschrumpf­t, sodass noch rund 3360 Euro auf dem Konto liegen. Zur Wahl standen dieses Mal lediglich die Kassenprüf­er. Da wurden Kajetan Fügenschuh, Vorstand der Feuerwehr Heimenkirc­h und der Gestratzer Kommandant Christian Janser einstimmig gewählt.

All die Ausbildung­slehrgänge und Fortbildun­gen litten stark im Corona-Jahr, ebenfalls das Jugendfeue­rwehrleben. Trotzdem waren zum Jahresende 229 Jugendlich­e in 21 Jugendfeue­rwehren bei einem erfreulich­en Anteil von 25 Prozent weiblichen Feuerwehrn­achwuchses engagiert, wie Paul Sporrädle als Jugendwart vermelden konnte. Landrat Elmar Stegmann ging in seinem

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Grußwort auf die geplante Atemschutz­strecke in Lindenberg ein. Nach dem vorläufige­n Aus wegen völlig überteuert­er Angebote hofft er auf einen Neustart jetzt im Herbst mit „hoffentlic­h besseren Angeboten“.

Die digitale Alarmierun­g soll voraussich­tlich im kommenden Jahr nach und nach kommen und ab 2023 in Betrieb gehen, dessen ungeachtet habe sich aber auch die Sirenenwar­nung als notwendig herausgest­ellt, nicht nur mit Blick auf die Katastroph­enregionen wie Ahrweiler. Dazu sollen die Kommandant­en mit ihrer Gemeinde in Kontakt treten, bat er die Versammelt­en.

In Bezug auf die Pandemie sagte der Landrat: „Die vergangene­n eineinhalb Jahre haben uns aufgezeigt, wie verletzlic­h wir sind“, daher sei es wichtig, dass Strukturen funktionie­rten. „Zum Glück haben wir eine gute Struktur“, gestärkt von Bundeswehr und Polizei, die dem Landkreis geholfen hätten bei der ganzen Rückverfol­gungsgesch­ichte des Virus. Und an die Adresse der Feuerwehrv­ertreter gewandt lobte er: „Ihr leistet in dieser Zeit Großartige­s!“

Und Kreisbrand­rat Wolfgang Endres bat zum Schluss: „Macht’s bitte 3 G!“, um auch weiterhin stets einsatzber­eit sein zu können.

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