Damit das Geld im Landkreis bleibt
Landespflegeverband will für den Landkreis Lindau ein eigenes Ökokonto einrichten
- Wenn Städte und Gemeinden ein neues Bau- oder ein Gewerbegebiet ausweisen oder Bauträger ein größeres Bauvorhaben realisieren wollen, müssen sie diesen Eingriff in die Natur und Landschaft wieder wettmachen. Und zwar mit sogenannten Ausgleichsflächen. Doch solche Ausgleichsflächen sind inzwischen oftmals rar und vor allem teuer. Der Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu will deshalb ein Ökokonto für den Landkreis Lindau einrichten. Ein Pool an hochwertigen Naturflächen, die im Besitz ihrer Eigentümer bleiben und von den Kommunen und Bauträgern in Form von Ökopunkten gekauft werden können.
Eigentlich sind Ausgleichsflächen immer ein Problem. Insbesondere stark besiedelten Städte und Gemeinden
haben Schwierigkeiten der rechtlichen Verpflichtung nachzukommen für neu ausgewiesenen Bau- und Gewerbegebiete entsprechende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu treffen. Oft genug gehen ihnen schlichtweg die eigenen Flächen aus und sie müssen neue Flächen aufkaufen.
Das kann dann durchaus zu einem kostspieligen Unterfangen werden. Hinzu kommt, dass solche Flächen dann erst einmal ökologisch und naturschutzmäßig aufgewertet werden müssen, um überhaupt als wertige Ausgleichsfläche zu gelten. Sind die Flächen dann endlich hochwertig, müssen sie gepflegt werden, um es zu bleiben.
Zwar besteht für die Kommunen die Möglichkeit ein Ökokonto anzulegen, in dem sie quasi einen Vorrat an Ausgleichsflächen sammeln um sie dann bei Bedarf zur Verfügung zu haben, was wiederum einen schnelleren Baubeginn begünstigt. Allerdings setzt dieses Ökokonto eben wieder voraus, dass genügend Flächen vorhanden sind. Wer weder Ausgleichsflächen noch Ökokonten hat, kann sogenannte Ökopunkte kaufen. Dieser Kauf ist aber nicht auf Ökopunkte und damit Flächen in der Region beschränkt. Vielmehr kann dies im ganzen Land geschehen. Und genau hier setzt der Landschaftspflegeverband Lindau-Westallgäu (LPV) mit seiner neuen Projektidee vom landkreiseigenen Ökokonto an, die er auf seiner Jahreshauptversammlung als eine Lösung vorstellte, von der alle etwas haben: Die Kommunen, Städte und Bauwilligen ebenso wie die Eigentümer von Wald- und Freiflächen. Ganz zu schweigen vom Mehrwert, den die Natur und die Region daraus ziehen.
Wie Markus Eugler, Vorsitzender des LPV´s erklärte, sind dabei Grundbesitzer aus dem Landkreis der „Kern“des ganzen Ökokontoprinzips. Sie sind es nämlich, die ihre Freiflächen oder Waldgrundstücke dauerhaft und für mindestens 25 Jahre zur Verfügung stellen und dabei aber trotzdem Eigentümer bleiben. So könnte beispielsweise ein Landwirt seinen Acker in eine artenreiche Blumenwiese umwandeln und darauf auch noch Streuobstbäume pflanzen. Beraten und betreut wird er bei dieser Aufwertung seiner Fläche wie auch bei deren anschließenden Pflege, vom LPV. Der LPV ist es denn auch, der zur zentrale Anlaufstelle für alle Projektbeteiligten wird und bei dem am Ende alle Fäden zusammenlaufen.
Denn der LPV vergibt die Ökopunkte, die der Landwirt dann verkauft, wodurch er wiederum einen
Ertrag aus seiner Fläche erwirtschaftet. Und gekauft werden diese Ökopunkte dann eben etwa von einer Kommune aus dem Landkreis, die Bauland ausweisen will und dafür Ausgleichsflächen braucht. Gleiches lässt sich auch mit Waldflächen realisieren. Mit von der Partie sind zudem die Untere Naturschutz Behörde und das AELF (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten).
„Das ist eine Win-Win-Situation: Der Grundbesitzer verdient daran und die Ökologie unserer Region auch“, sagte der Vorsitzende und erklärte, dass der Verband vorhabe diese Projektidee über das europäische Leader-Programm fördern zu lassen.