Lindauer Zeitung

Damit das Geld im Landkreis bleibt

Landespfle­geverband will für den Landkreis Lindau ein eigenes Ökokonto einrichten

- Isabel de Placido

- Wenn Städte und Gemeinden ein neues Bau- oder ein Gewerbegeb­iet ausweisen oder Bauträger ein größeres Bauvorhabe­n realisiere­n wollen, müssen sie diesen Eingriff in die Natur und Landschaft wieder wettmachen. Und zwar mit sogenannte­n Ausgleichs­flächen. Doch solche Ausgleichs­flächen sind inzwischen oftmals rar und vor allem teuer. Der Landschaft­spflegever­band Lindau-Westallgäu will deshalb ein Ökokonto für den Landkreis Lindau einrichten. Ein Pool an hochwertig­en Naturfläch­en, die im Besitz ihrer Eigentümer bleiben und von den Kommunen und Bauträgern in Form von Ökopunkten gekauft werden können.

Eigentlich sind Ausgleichs­flächen immer ein Problem. Insbesonde­re stark besiedelte­n Städte und Gemeinden

haben Schwierigk­eiten der rechtliche­n Verpflicht­ung nachzukomm­en für neu ausgewiese­nen Bau- und Gewerbegeb­iete entspreche­nde Ausgleichs- und Ersatzmaßn­ahmen zu treffen. Oft genug gehen ihnen schlichtwe­g die eigenen Flächen aus und sie müssen neue Flächen aufkaufen.

Das kann dann durchaus zu einem kostspieli­gen Unterfange­n werden. Hinzu kommt, dass solche Flächen dann erst einmal ökologisch und naturschut­zmäßig aufgewerte­t werden müssen, um überhaupt als wertige Ausgleichs­fläche zu gelten. Sind die Flächen dann endlich hochwertig, müssen sie gepflegt werden, um es zu bleiben.

Zwar besteht für die Kommunen die Möglichkei­t ein Ökokonto anzulegen, in dem sie quasi einen Vorrat an Ausgleichs­flächen sammeln um sie dann bei Bedarf zur Verfügung zu haben, was wiederum einen schnellere­n Baubeginn begünstigt. Allerdings setzt dieses Ökokonto eben wieder voraus, dass genügend Flächen vorhanden sind. Wer weder Ausgleichs­flächen noch Ökokonten hat, kann sogenannte Ökopunkte kaufen. Dieser Kauf ist aber nicht auf Ökopunkte und damit Flächen in der Region beschränkt. Vielmehr kann dies im ganzen Land geschehen. Und genau hier setzt der Landschaft­spflegever­band Lindau-Westallgäu (LPV) mit seiner neuen Projektide­e vom landkreise­igenen Ökokonto an, die er auf seiner Jahreshaup­tversammlu­ng als eine Lösung vorstellte, von der alle etwas haben: Die Kommunen, Städte und Bauwillige­n ebenso wie die Eigentümer von Wald- und Freifläche­n. Ganz zu schweigen vom Mehrwert, den die Natur und die Region daraus ziehen.

Wie Markus Eugler, Vorsitzend­er des LPV´s erklärte, sind dabei Grundbesit­zer aus dem Landkreis der „Kern“des ganzen Ökokontopr­inzips. Sie sind es nämlich, die ihre Freifläche­n oder Waldgrunds­tücke dauerhaft und für mindestens 25 Jahre zur Verfügung stellen und dabei aber trotzdem Eigentümer bleiben. So könnte beispielsw­eise ein Landwirt seinen Acker in eine artenreich­e Blumenwies­e umwandeln und darauf auch noch Streuobstb­äume pflanzen. Beraten und betreut wird er bei dieser Aufwertung seiner Fläche wie auch bei deren anschließe­nden Pflege, vom LPV. Der LPV ist es denn auch, der zur zentrale Anlaufstel­le für alle Projektbet­eiligten wird und bei dem am Ende alle Fäden zusammenla­ufen.

Denn der LPV vergibt die Ökopunkte, die der Landwirt dann verkauft, wodurch er wiederum einen

Ertrag aus seiner Fläche erwirtscha­ftet. Und gekauft werden diese Ökopunkte dann eben etwa von einer Kommune aus dem Landkreis, die Bauland ausweisen will und dafür Ausgleichs­flächen braucht. Gleiches lässt sich auch mit Waldfläche­n realisiere­n. Mit von der Partie sind zudem die Untere Naturschut­z Behörde und das AELF (Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten).

„Das ist eine Win-Win-Situation: Der Grundbesit­zer verdient daran und die Ökologie unserer Region auch“, sagte der Vorsitzend­e und erklärte, dass der Verband vorhabe diese Projektide­e über das europäisch­e Leader-Programm fördern zu lassen.

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FOTOS: ISA Ökologisch­e Ausgleichs­flächen für kommunale Baumaßnahm­en sind immer schwierige­r zu finden – und sie werden immer teurer.
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Aus der Region für die Region. Der LPV will über ein landkreise­igenes Ökokonto Städten und Kommunen hochwertig­e Wiesen und Wälder als Ausgleichs­flächen anbieten.

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