Lindauer Zeitung

Vom Torwart zum Torjäger

Jonas Huchler vom A-Ligisten TSV Tettnang führt die Torjägerli­ste an

- Von Giuseppe Torremante

- Michael Steinmaßl hat nicht schlecht gestaunt, als der 23jährige Jonas Huchler ihm eröffnete, dass er fortan nicht mehr im Tor, sondern im Feld spielen wolle. Aber der Trainer des TSV Tettnang wagte das Experiment und der neue Stürmer dankte es Steinmaßl mit bislang neun Toren in der Fußball-Kreisliga A2. Damit führt er die Torjägerli­ste an, bislang ging Huchler nur beim 2:0 gegen den TSV Schlachter­s leer aus. „Das ist für mich kein Problem. Hauptsache die Mannschaft gewinnt“, sagt Huchler. Er nimmt sich aber sicherlich vor, Tettnang im absoluten Kreisliga-Topspiel gegen die Spielverei­nigung Lindau (Sonntag, 15 Uhr) zum Sieg zu schießen.

Ganz neu ist dem heute 23-Jährigen die Rolle als Stürmer nicht, denn genau auf dieser Position startete er seine Karriere bei seinem Heimatvere­in TSV Tettnang. Nachdem der Stammtorwa­rt der C-Jugend mit seiner Familie ins Ausland auswandert­e, stand er jedoch auf einmal zwischen den Pfosten. Und die Trainer sahen und förderten sein Talent. Ravensburg, Freiburg, Ulm, Villingen, Berg und Bregenz lauteten seine namhaften Stationen, bevor er wieder nach Tettnang zurückkehr­te. „Mein Ziel war es, Fußballpro­fi zu werden und meine Leidenscha­ft Fußball, als Beruf auszuüben. Dafür gab ich alles“, sagt Huchler. Am Ende hat es allerdings nicht ganz geklappt, die Gründe sind vielschich­tig. „Um als Profi einen Vertrag zu bekommen, muss alles passen. Das war bei mir nicht der Fall“, betont er selbstkrit­isch und führt unter anderem seine fehlende Gelassenhe­it in Drucksitua­tionen an.

Deshalb hat er sich frühzeitig für eine andere berufliche Laufbahn entschiede­n. Er studiert derzeit im Fernstudiu­m Sportmanag­ement, schreibt gerade seine Bachelorar­beit – danach will er seinen Master machen. Zugleich spielt Huchler weiter Fußball, nur eben vorne statt hinten. „In der Corona-Zeit habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie es mit meiner sportliche­n Karriere weitergeht“, meint der 23-Jährige. Und er stellte fest, dass es ihm im Tor keinen Spaß mehr machte, ohne dass er es erklären könne. Jedenfalls legte Huchler seine Handschuhe zur Seite und heuerte beim TSV Tettnang als Stürmer an.

Dass er sich dafür seinen Heimatvere­in aussuchte, verwundert nicht: Jonas Huchler ist bodenständ­ig und liebt seine Heimat. „In unserem Team bin ich mit vielen Spielern bereits schon in den Kindergart­en gegangen oder habe in der TSV-Jugend mit ihnen gespielt. Da fiel mir die Entscheidu­ng leicht“, sagt er, der seit seinem Wechsel von Schwarz-Weiß Bregenz nach Tettnang jedes Training mitgemacht hat. Fleiß, der sich auszahlt – Huchler überrascht in dieser Saison bislang mit vielen Toren. „Ich suche schnell den Abschluss und fühle mich im Fünfmeterr­aum sehr wohl“, sagt er und richtet ein

Lob an das Team: „Ich habe all die Tore nicht geschossen, weil ich so gut bin. Ich habe um mich herum eine Mannschaft, die für mich arbeitet und alles dafür tut, dass ich treffe.“

Genau das wird der TSV Tettnang auch am Sonntag wieder versuchen, um im Spitzenspi­el der Kreisliga A2 Bodensee als Sieger vom Platz zu gehen. Gegen die Spielverei­nigung Lindau, die ebenso wie Tettnang noch keinen Punkt in der laufenden Saison abgegeben hat, kommt es höchstwahr­scheinlich auf die kleinen Unterschie­de an. Huchler weiß um die Schwere der Aufgabe, für ihn ist die Leistung aller entscheide­nd. „Wir treffen am Sonntag auf eine sehr starke Mannschaft. Da müssen wir alles geben, es kommt nicht nur auf mich an. Das Team muss funktionie­ren, damit wir drei Punkte holen“, sagt Huchler. Übrigens kann auch Lindau auf einen Torjäger hoffen: Der 38jährige Antonio Paturzo hat in seiner vierten Saison bei der Spielverei­nigung bislang acht Tore beigesteue­rt.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Jonas Huchler glänzt beim TSV Tettnang mit vielen Toren.

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