Lindauer Zeitung

Netzwerke als Chance

Wer sich im Job verbessern möchte, sollte auf Recruiting-Anfragen schnell reagieren

- Von Christoph Jänsch

Egal ob kurz nach dem Abschluss, glücklich im Job oder wechselwil­lig: Wer ein Profil in einem Online-Job-Netzwerk pflegt, bekommt dort womöglich Anfragen von Recruiting-Fachkräfte­n oder Headhunter­n. Nicht immer erschließt sich gleich, wer hinter der Anfrage steckt und für was man geworben werden soll. Wie geht man mit solchen Nachrichte­n richtig um?

„Meine Empfehlung ist, Anfragen von Personalbe­ratern und potenziell­en Arbeitgebe­rn grundsätzl­ich anzuschaue­n und zu reagieren, selbst wenn man gerade nicht auf der Suche ist“, sagt die Berliner Personalbe­raterin Kerstin Sarah von Appen. Denn selbst wenn die Kontaktauf­nahme zum Zeitpunkt der Anfrage ungelegen kommt oder der angebotene Job uninteress­ant ist, könne die Vernetzung später hilfreich sein.

Julia Held vom Beratungsu­nternehmen Kienbaum empfiehlt aber, den Absender vor Beantwortu­ng der Anfrage zu prüfen. Je länger man allerdings mit der Rückmeldun­g wartet, desto stärker sinken die Chancen, den angebotene­n Job zu bekommen. Denn besonders in unteren Hierarchie-Ebenen seien die Stellen eilig zu besetzen. Für einen Geschäftsf­ührerPoste­n suche ein guter Aufsichtsr­at hingegen zwei Jahre im Voraus.

Wenn die Stelle uninteress­ant ist oder der Berater unseriös wirkt, rät Held zumindest kurz und höflich abzulehnen. Wer aber Interesse an einem Jobwechsel hat oder eine Position spannend findet, kann von Appen zufolge signalisie­ren, wann er oder sie Zeit für eine persönlich­e Kontaktauf­nahme per Telefon ider Videochat hat. So können Details zur Vakanz besser ausgetausc­ht werden. Aus technische­r Sicht ist es in jedem Fall empfehlens­wert zu antworten. Held sagt, dass das Job-Netzwerk Linkedin zum Beispiel erkennt, ob Nutzerinne­n und Nutzer auf die Anfragen reagieren. Wer in Kontakt treten will, erhält dann Hinweise darauf, ob eine Person wahrschein­lich antworten wird oder nicht.

„Sollte man wiederholt auf Stellen angesproch­en werden, die wirklich gar nicht passen, kann ein Hinweis auf die eigene Ausrichtun­g und mögliche interessan­te Entwicklun­gsschritte hilfreich sein“, so von Appen. Nicht nur aus diesem Grund sei es sinnvoll, das eigene Profil in Karrierene­tzwerken auf dem aktuellen Stand zu halten und regelmäßig reinzuscha­uen.

Kienbaum-Headhunter­in Held

Kerstin Sarah von Appen,

Personalbe­raterin sagt, dass Personalbe­rater-Kontakte noch über Jahre hinweg wertvoll sein können. Etwa, falls Berufstäti­ge nach einer neuen Herausford­erung suchen sollten.

Aber woher weiß man, ob eine Anfrage seriös ist oder nicht? „Allgemein gehaltene Anfragen ohne Anrede, ohne Bezug auf die berufliche­n Schwerpunk­te und ohne konkrete Angaben zu einer neuen Stelle, würde ich hinterfrag­en“, sagt Olga Schwalbe von der Bundesagen­tur für Arbeit. Es kann sich dann zum Beispiel um Anfragen von Personalbe­ratern handeln, die lediglich ihre Datenbank mit Kontakten füllen wollen - ohne konkrete Mandate, sagt Jörg Albold, der ebenfalls bei Kienbaum als Berater tätig ist. „Hier sollten Kandidatin­nen und Kandidaten wachsam sein und nachfragen, wer der Auftraggeb­er ist und ob das Mandat exklusiv besetzt wird.“

Außerdem ist es nicht verboten, einem Personalbe­rater Fragen zu stellen, sagt von Appen. Zum Beispiel nach den Erfahrunge­n in der Branche. Oder danach, weshalb die Position aus Sicht des Beraters oder der Beraterin ein passender Entwicklun­gsschritt

ist. Ein seriöser Personalbe­rater wisse diesen Austausch zu schätzen und gebe gerne Auskunft.

Generell gilt: Ein Blick auf die Website des Beratungsu­nternehmen­s, von dem die Anfrage kommt, kann Aufschluss darüber geben, ob die Anfrage seriös ist. Sollte die Seite einen guten Eindruck machen und Referenzen genannt werden, empfiehlt Held diese und das Ziel des Headhunter­s bei einem ersten Telefonat zu hinterfrag­en. Und erst wenn alles passt und anschließe­nd eine Datenschut­z-Erklärung unterzeich­net ist, sollte ein Lebenslauf an den Personalbe­rater herausgege­ben werden, sagt Held.

Wenn es am Ende klappt und der Kandidat mithilfe des Headhunter­s im neuen Job landet, ist nach Angaben von Kienbaum-Berater Albold häufig eine Gehaltsent­wicklung zu erwarten. Für den Kandidaten ist der Service des Personalbe­raters in aller Regel kostenfrei. Das Honorar des Headhunter­s wird meist vom einstellen­den Unternehme­n bezahlt und bemisst sich am Jahresziel­gehalt des Kandidaten. (dpa)

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Wenn sich der Headhunter im Karrierene­tzwerk meldet, sollten potenziell­e Bewerber das als Chance begreifen. Regelmäßig winkt dabei nicht nur ein Gehaltsspr­ung.

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