„Baugrundstücke sind rar“
Nachfrage übersteigt das Angebot in Baden-Würtemberg
Offenbar kann nichts dem starken Immobilienmarkt etwas anhaben, nicht einmal die CoronaPandemie, die eine ganze Gesellschaft und ihre Wirtschaftsstrukturen nachhaltig verändert hat. Trotz Millionen Menschen in Kurzarbeit, sinkender Einkommen und höherer Arbeitslosigkeit ist von einem Einbruch der Immobiliennachfrage und -preise im Süden des Landes nichts zu spüren.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind die Preise für Wohnimmobilien in den ersten drei Monaten des Jahres sogar um 6,8 Prozent im Vorjahresvergleich nach oben geklettert. „Je größer die Städte sind, desto stabiler ist der Markt“, sagt Dr. Stephan Kippes vom Immobilienverband Deutschland Süd. Es gebe wohl Menschen, deren Arbeitsplatz durch Corona gefährdet ist und die dann den geplanten Kauf einer Immobilie verwerfen.
Der Großteil allerdings, schifft sein Geld in den sicheren Hafen einer Immobilie ein. An attraktiven Standorten nutzten viele eine Immobilie nach wie vor als Kapitalanlage. Einen kleineren Effekt, den Corona auf den Immobilienmarkt hat, fällt Dr. Kippes dann doch ein. Durch die vermehrte Nutzung von Home Office werden die Radien, die Pendler zu fahren bereit sind, größer. Sie müssen nicht mehr in den Städten oder im direktem Umfeld leben. Das könnte ländlichen Regionen helfen – „wenn sie vernünftige Internetverbindungen aufweisen können“, so Dr. Kippes.
Generell geht er davon aus, dass sich die Preise für Immobilien nicht mehr sehr lange oben halten können. Da gebe es von Natur aus Wellenbewegungen. Preise seit Januar gestiegen Die durchschnittlichen Angebotspreise für Wohnimmobilien in Baden-Württemberg sind seit Januar bis heute definitiv gestiegen.
Das bestätigt Silke Birkholz, Sprecherin des Onlineportals Immobilienscout24,
und sagt: „Ein signifikanter bzw. nachhaltiger Effekt durch die Corona-Pandemie ist in der Entwicklung von Angebot, Nachfrage und Angebotspreisen bislang nicht erkennbar.“Für Eigentumswohnungen verzeichnete das Portal ein Plus an Angebotspreisen von 6,6 Prozent, für Häuser zum Kauf ein Plus von 5,6 Prozent.
Auch im Vergleich zum Vorjahr seien die Angebotspreise überall gestiegen. Auch Nachfrage ist gestiegen Und so sehen die Angebotspreise pro Quadratmeter in Baden-Württemberg seit dem vergangenen Jahr bis heute aus: Eigentumswohnungen kosten heute 4155 Euro pro Quadratmeter (im Vergleich zum Vorjahresmonat 3727 Euro), Häuser zum Kauf 3054 Euro (2916 Euro), Mietwohnungen 12,66 Euro (11,98) und Häuser zur Miete 10,08 Euro (10,16 Euro).
Wenn man die Nachfrage nach den Immobilien in Form eingehender Kontaktanfragen bei Immoscout24 betrachtet, verzeichnet das Onlineportal für alle Immobilientypen in Baden-Württemberg einen Anstieg im zweistelligen Bereich. Häuser zum Kauf werden derzeit beispielsweise um 30,4 Prozent häufiger nachgefragt als noch im März.
Baugrundstücke sind übrigens nach wie vor ein rares Gut in der Region. Auch Umweltauflagen erschweren es, mehr Bauland zu erschließen. „Das ist zum Teil sicher richtig“, sagt Mathias Heinzler, Geschäftsführer der Firma BAUPILOT. Das Unternehmen aus Biberach trägt die Informationen aller freien Bauplätze von teilnehmenden Kommunen zusammen und veröffentlicht sie auf seinem Portal.
Weiter sagt Heinzler: „Wo es schön ist, mit einer tollen Kulturlandschaft, da ziehen die Menschen hin. Auch dort, wo die Industrie stark ist und die Hauptverkehrsschlagadern liegen. Das passt nun einmal auf unsere Region. Deshalb werden die Grundstücke immer kleiner und teurer.“Das freistehende Haus werde in den kommenden Jahren ein Auslaufmodell sein und um die angebotenen Grundstücke werde man kämpfen müssen. Ganz nebenbei: Auch Mathias Heinzler hat – selbst als Gemeinderat – kein Grundstück in seiner eigenen Stadt ergattern können und musste sich auf dem freien Markt ein Haus kaufen. Diese Suche dauerte fünf Jahre.