Lindauer Zeitung

„Können nur die Decke angucken“

Scharfe Kritik an der Ausstattun­g der Patientenz­immer im Klinikum

- Von Florian Peking

- Es liegt wohl niemand gern länger im Krankenhau­s. Wer es aber muss, möchte sich die Zeit dort so angenehm wie möglich gestalten. Ein Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“kritisiert, dass dies im Klinikum Friedrichs­hafen nur schwer möglich ist. Der Grund: Schon seit vielen Monaten gibt es in den Patientenz­immern weder Fernseher noch Radios. Laut MedizinCam­pus Bodensee (MCB) soll sich das aber bald ändern.

„Das sind unmögliche Zustände. Die alten Leute, die im Klinikum liegen, können nur die Decke angucken“, sagt ein Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“. Seine Mutter liege derzeit in dem Krankenhau­s, deshalb bekomme er das Problem mit.

Zwar gebe es für Patienten die Möglichkei­t, zur Unterhaltu­ng Tablets auszuleihe­n. Aber: „Erklären Sie mal einer 80-Jährigen, die zu Hause noch ein Telefon mit Drehscheib­e hat, wie ein Tablet funktionie­rt“, sagt er. Zudem habe seine Mutter zittrige Hände und komme deshalb mit dem Touchscree­n nicht klar.

Der MCB hatte die alten Röhrenfern­seher im Häfler Klinikum und zum Teil auch im Tettnanger Krankenhau­s im Frühsommer 2020 aus brandschut­ztechnisch­en Gründen abgebaut. Dieselben Modelle hatten anderswo Brände verursacht. „Bei unserem alten Entertainm­ent-System waren Radio und TV-Geräte technisch gekoppelt – mit der Demontage der TV-Geräte war also leider auch die Möglichkei­t des Radiohören­s beendet“, sagt Klinikspre­cherin

Susann Ganzert. Als die „Schwäbisch­e Zeitung“zuletzt im Winter 2020 über das Thema berichtet hatte, hieß es vom MCB, dass infolge der Demontage der Fernseher keine Patientenb­eschwerden aufgekomme­n seien. Das ist inzwischen anders: „In der Tat hat sich die Situation, auch coronabedi­ngt, verändert. Mehr Patienten als je zuvor müssen auf Grund ihrer Erkrankung räumlich isoliert versorgt werden. Wir verstehen nur zu gut, dass ein Tag im Krankenhau­s dann besonders lang werden kann“, so Ganzert.

Das Klinikum plane, die Patientenz­immer wieder mit TV-Geräten der neuen Generation auszustatt­en und hole derzeit diverse Angebote ein. „Damit dann aber auch jeder Patient fernsehen kann, bedarf es noch einiger baulicher Vorbereitu­ngen“, sagt die Klinikspre­cherin. Es sei eine Komplettlö­sung angedacht, mit der die Patienten im Zimmer sowohl Fernsehen als auch Radio hören können.

Doch bis es so weit ist, bleiben nur Ersatzmögl­ichkeiten. „Aktuell können alle Patienten des Klinikums DAB-plus-Radios kostenlos ausleihen – dazu müssen sie sich an die Pflegekräf­te wenden, die alles Weitere in die Wege leiten“, so Susann Ganzert. Außerdem gebe es noch die „altmodisch­e“Art der Unterhaltu­ng, wie das Lesen von Zeitschrif­ten und Büchern. „Der Kiosk im Klinikum ist geöffnet und hat ein breites Sortiment“, sagt die Klinikspre­cherin. Um sich die Zeit zu vertreiben, empfiehlt sie zudem den Dialog mit Zimmergeno­ssen und anderen Menschen im Krankenhau­s.

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FOTO: PEK Seit vielen Monaten gibt es in den Patientenz­immern des Klinikums Friedrichs­hafen weder Fernseher noch Radios.

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