Lindauer Zeitung

Stadt zeigt Interesse an neuen Impfaktion­en

OSK organisier­t zwei mobile Teams für drei Landkreise – Wangen sucht eigene Lösung

- Von Paulina Stumm

- Das Kreisimpfz­entrum ist geschlosse­n, und damit ist auch dessen Einsatz bei den mobilen Impfaktion­en beendet. In Wangen war dieses Angebot zu Wochenmark­tzeiten an der Eselmühle indes wochenlang und bis zum Schluss auf große Resonanz gestoßen. Ob und in welcher Form es dort auch weiterhin ein ähnlich niederschw­elliges Impfangebo­t geben wird, ist derzeit unklar – auch wenn es bereits Ideen gibt. Nach einer nahtlosen Fortsetzun­g der Mittwochst­ermine sieht es nach aktuellem Stand indes nicht aus.

In erster Linie sind nun die Hausärzte Ansprechpa­rtner in Sachen Impfungen. Allerdings wird es bis Jahresende auch weiterhin 30 mobile Impfteams in Baden-Württember­g geben. Das Elisabethe­n-Krankenhau­s in Ravensburg, ein Haus der Oberschwab­enklinik (OSK), wird zwei davon für die Landkreise Ravensburg, Biberach und Sigmaringe­n organisier­en. Die Aufgabe sei der Klinik erst vor drei Wochen als einem von zwölf Krankenhäu­ser im Land zugefallen, so Pressespre­cher Winfried Leiprecht.

Eines der beiden Impfteams steht bereits. Die OSK konnte dafür auf ein bestehende­s Team des Deutschen Roten Kreuzes in Biberach zurückgrei­fen. Für das zweite Team, das den Landkreis Ravensburg und Teile des Kreises Sigmaringe­n bedienen soll, besteht die Hoffnung, Mitte Oktober starten zu können. Ende vergangene­r Woche war allerdings noch nicht einmal ein Fahrzeug gefunden, das sieben Tage die Woche zur Verfügung stünde. Auch die Besatzung ist noch nicht komplett.

Einen Wangenterm­in in dieser Woche werde man absehbar nicht schaffen, sagt daher OSK-Sprecher Leiprecht. Die Stadt ist aber offenbar auf dem Schirm. „Wir werden Wangen wieder besetzen, sofern es die Witterung zulässt.“Zu konkreten Terminen und Häufigkeit könne er noch nichts sagen, man sei noch in der Koordinati­on. Dazu werde eventuell auch mit der Stadt noch über eine Räumlichke­it gesprochen.

Wie viele Menschen sich in Wangen noch impfen lassen könnten, ist unklar. Oberbürger­meister Michael Lang schätzte bei der Einwohnerv­ersammlung in der vergangene­n Woche die Impfquote auf 60 bis 65 Prozent. Zum Ende der Impfaktion­en des Kreisimpfz­entrums an der Eselmühle sagte er: „Wie es da weitergeht, wissen wir noch nicht so genau.“Es gebe allerdings eine Diskussion, wie auch kleine Strukturen für niederschw­ellige Angebote aufrechter­halten werden könnten.

Zu Details gab es auch zum Wochenende aus der Stadtverwa­ltung noch keine näheren Informatio­nen. Man kenne die OSK-Teams, bestätigte Ordnungs- und Sozialamts­leiter Nikolai Müller. „Wir sind momentan noch an einer eigenen Lösung dran, aber das ist noch nicht spruchreif.“Man sei aber „interessie­rt, dass das Angebot aufrechter­halten wird – weil es ja auch gut angenommen wurde“.

In der Tat war die Nachfrage bei den Wochenmark­taktionen jeden Mittwoch seit Juli ungebroche­n hoch. Regelmäßig kamen mehr als 100 Impfwillig­e in den Pavillon an der Eselmühle, vereinzelt sogar mehr als 150. Zuletzt war der Zeitraum mit entspreche­ndem Zusatzpers­onal vom Vormittag bis 15 Uhr am Nachmittag ausgedehnt worden. Beim letzten Termin am vergangene­n Mittwoch ging der Impfstoff aus, letztlich wurden 120 Dosen verimpft, darunter an einige Impflinge, die dort vor drei Wochen ihre erste Impfung erhalten hatten.

Wer sich jetzt noch impfen lassen möchte, oder wer seine Erstimpfun­g im Kreisimpfz­entrum oder bei dessen mobilen Aktionen bekommen hat, muss sich nun an Hausärzte wenden. Ob damit eventuell auch eine vor einigen Wochen in den Raum geworfene Idee einer Wangener Apothekeri­n, wie Apotheken bei der Impftermin­vermittlun­g unterstütz­en könnten, wieder aktuell wird, bleibt abzuwarten.

Jenny Hsieh-Ehrhardt war seinerzeit mit einer Idee an die Öffentlich­keit und die Ärzteschaf­t herangetre­ten, wie bislang noch Ungeimpfte und Impftermin­e zueinander finden könnten. Hintergrun­d waren ihre Gespräche über die Gründe mit noch nicht geimpften Kunden in ihrer Rochus-Apotheke. Daraus entstand die Idee, Apothekeri­nnen und Apotheker könnten, wo sie doch schon den niederschw­elligen Kontakt zu dieser Personengr­uppe haben, bei Interesse Impftermin­e vermitteln. Die Rückmeldun­gen waren überschaub­ar, berichtet Hsieh-Ehrhardt nun, aber immerhin zwei Ärzte hätten ihre Bereitscha­ft bekundet, mitzumache­n. Allerdings hängt das Projekt urlaubsbed­ingt derzeit in der Warteschle­ife. Kurzfristi­g stand dabei noch eine andere Idee im Raum. „Ein Arzt hat sich gemeldet, der bei uns in der Apotheke impfen wollte.“Das allerdings sei an gesetzlich­en Vorgaben zur strikten Trennung von Apothekeru­nd Arzt-Beruf gescheiter­t.

Telefonisc­he Nachfragen, ob man sich in der Apotheke impfen lassen könne, gebe es indes immer noch. Wohl auch deshalb will Apothekeri­n Hsieh-Ehrhardt ihre Idee, dann wenigstens bei der Terminverm­ittlung zu helfen, noch nicht ganz zu den Akten legen.

Wie stark die Nachfrage nach Impfungen bei Hausärzten nun nach der Schließung des Impfzentru­ms noch einmal ansteigt, ist derzeit schwer vorherzusa­gen. Dass sie zuletzt nicht mehr so stark gefordert waren wie etwa noch im Frühsommer, legen Zahlen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g nahe. So verzeichne­t deren Statistik Anfang Mai, Juni und Juli an stichprobe­nartig ausgewählt­en Tagen noch 1300 bis 2000 Impfungen täglich, die aus Hausund Facharztpr­axen im Kreis Ravensburg gemeldet wurden. Über den späteren Sommer dann gab es dort deutlich weniger Impfungen. Ein Stichtag Anfang September zeigt gut 300 Impfungen, am vergangene­n Freitag waren es 532. Da derzeit keine weiteren Termine für mobile Impfaktion­en in Wangen bekannt sind, könnte die Nachfrage, nicht zuletzt auch für noch offene Zweitimpfu­ngen, aber steigen.

Natürlich impften die Hausärzte noch – übrigens nicht nur gegen Corona, sondern nun auch wieder gegen Grippe –, bestätigt Hans-Otto Bürger, Vorsitzend­er der Kreisärzte­schaft in Ravensburg, auch wenn die Anzahl zurückgega­ngen sei. Hausärzte seien mit Blick auf die Schließung des Kreisimpfz­entrums nochmals aufgeforde­rt worden, auch die Impfwillig­en zu impfen, die bislang nicht Patienten der Praxis seien. Bürger kennt auch den Vorschlag von Apothekeri­n Hsieh-Ehrhardt. „Ich fand die Idee sehr gut“, sagt er, „je niederschw­elliger das Angebot, desto besser.“

Allerdings betont Bürger auch, dass es mittlerwei­le eine ganze Reihe unterschie­dlicher Impfangebo­te gegeben habe. „Es hat jeder die Möglichkei­t, eine Impfung zu bekommen“, hält er fest und meint dabei all diejenigen, die sich impfen lassen können.

Die neuen mobilen Impfteams bestehen aus fünf Personen: ein Arzt oder eine Ärztin, zwei Medizinisc­he Fachangest­ellte, Fahrer oder Fahrerin, die im besten Fall auch als Dokumentat­ionskraft mitwirken, sowie eine Person für die Organisati­on, die Routen und Einsätze plant. Einsatzort­e sollen etwa Altenheime, Marktplätz­e oder auch Sportstadi­en sein. Die Personalko­sten trägt das Land.

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FOTO: PAULINA STUMM Eva Vollmer verabreich­t am vergangene­n Mittwoch kurz vor 15 Uhr eine der letzten Impfdosen des vom mobilen Teams des KIZ.

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