In der Caserne droht das Vergessen
Ratsmitglieder und Clubbetreiber fragen sich, wann es im Häfler Kulturhaus weitergeht
- Im Oktober 2020 hatte die Stadt Friedrichshafen ein Nutzungsverbot für das Kulturhaus Caserne ausgesprochen. Alle der Caserne im Fallenbrunnen zugehörigen Räume wurden geschlossen, sollten aber im Winter saniert werden, weil eine Brandschutzüberprüfung erhebliche Mängel festgestellt hatte. Nach diesem Winter kam ein Sommer und noch ist nicht absehbar, wann es in der Caserne wieder normal weitergeht.
Für das Kino Studio 17, den Club Metropol und die Gastronomie ist bis Mitte September nicht viel geschehen. Hannes Bauer (CDU) und Joachim Krüger (fraktionslos) haben in Ratsgremien nach dem Fortschritt der Sanierung gefragt und die Kulturhaus Caserne gGmbH wünschte sich, dass für die drei Einrichtungen ein wenigstens vorübergehender Betrieb genehmigt wird. In der heutigen Ratssitzung soll das Thema ebenfalls angesprochen werden, auch wenn es nicht auf der Tagesordnung steht.
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“von Freitag, 24. September, wann sich dieser Zustand ändern könnte, schrieb die Stadtverwaltung am Dienstag, 28. September, dass das Restaurant „I Fratelli“den Betrieb
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„seit heute“, also Dienstag, 28. September, wieder aufnehmen dürfe. „Für das Kino Studio 17 hatte Bürgermeister Andreas Köster bereits im Frühsommer als Ausweich-Spielort den Kiesel im k42 angeboten“, schreibt die Sprecherin der Stadt, Monika Blank.
Das aber, so David Riedl vom Verein Kulturhaus Caserne e.V., der für das Kino zuständig ist, sei nicht denkbar, da die Verleiher hohe technische Anforderungen stellen. Und genau diese Anforderungen erfülle der moderne Projektor im Studio 17, den die Stadt und Sponsoren mit rund 60 000 Euro finanziert haben.
Richtig in die Röhre schauen muss Ulf Braig, Betreiber des Clubs Metropol, der ebenso wie das Kino geschlossen bleiben soll. Die Stadt begründet das auch.
„Eine umfassende Sanierung muss in Abschnitten erfolgen und braucht einen planerischen Vorlauf und ein Gesamtkonzept, allerdings sind bis dahin auch kurzfristige Maßnahmen vorgesehen. Im Zeitraum von 2019 bis 2021 wurden für diese kurzfristigen, einmaligen und laufenden Bauunterhaltungen sowie für Brandschutzmaßnahmen bisher trotz Interimswirtschaft in 2020 und 2021 über 400 000 Euro ausgegeben“, schreibt die Pressestelle der Stadt Friedrichshafen.
Priorität habe nun die Sanierung des Ostflügels, einschließlich Dach. Ein entsprechender Bedarfsbeschluss des Gemeinderats sei noch in diesem Jahr vorgesehen. Ulf Braig hilft das nicht weiter.
Der Club ist sein Geschäft und damit verdient er sein Geld. Er berichtet von anderen Orten, an denen mal eine Brandschutztüre oder eine Brandschutzwand nicht vorhanden waren. Da seien dann, solange das Problem nicht behoben war, ein oder zwei Feuerwehrmänner vor Ort gewesen während Veranstaltungen. „In Friedrichshafen geht das nicht. Wir sehen schon, dass man sich bemüht, aber wir können nicht einfach Jahre lang schließen. Ich habe Angst, dass das Metropol einfach vergessen wird von den Jugendlichen“, so Braig.
Zu den Übergangslösungen an anderen Orten sagt die Stadt: „Aus Kapazitätsund Kostengründen sind nicht alle Maßnahmen gleichzeitig umsetzbar. Ob und unter welchen Bedingungen andere ,Clubs mit Brandschutzproblemen’ wieder öffnen, können wir nicht beurteilen.“
Auch das Kulturforum Fallenbrunnen, ein Zusammenschluss aus Veranstaltern, Künstlern und Akteuren im Fallenbrunnen, in dem auch das Kulturbüro vertreten ist, traf sich zu diesem Thema. Der Geschäftsführer der Kulturhaus Caserne gGmbH,
Claus-Michael Haydt, gab dabei einen Abriss des aktuellen Stands zur Sanierung des Kulturhauses. Das Kulturforum war sich einig, dass Zwischenlösungen her müssten.
Ratsfrau Regine Ankermann (Bündnis90/Die Grünen), die auch im Vorstand des Kulturvereins Caserne arbeitet, sieht dazu den Willen in der Verwaltung nicht. „Oberstes Ziel müsste es sein, dass wieder etwas möglich ist“, so Ankermann. Sie lehnt das Argument der Stadt ab, für den Weiterbetrieb müsse ein Gesamtkonzept her.
Claus-Michael Haydt sprach auch E-Mails von Jugendlichen an, die den Club vermissen und ihn schon beinahe als Wohnzimmer erlebt hätten, nun aber ohne Treffpunkt in der Stadt stünden.
Mit einer Pächterklage gegen die Kulturhaus Caserne gGmbH sei nun zu rechnen, weil diese die Räume nicht wie vereinbart zur Verfügung stellen kann. „Nach 24 Jahren ohne Stress und Pächterwechsel“, so Claus-Michael Haydt. „In Ravensburg und Sigmaringen hat der Pächter ähnliche Probleme mit Hilfe der Städte lösen können“, sagt Haydt.
Der Ärger bei denen, die im Fallenbrunnen seit zweieinhalb Jahrzehnten Kultur, Kino und Unterhaltung anbieten, bleibt offensichtlich noch ein Weilchen. bestehen.