„Es soll ein Bürgerhaus für alle sein“
Nach drei Jahren Umbauzeit weiht Achberg sein Martin-Grisar-Haus ein – Es hat knapp 1,8 Millionen Euro gekostet
- Die Unzufriedenheit über die lange Umbauzeit, die Kostensteigerungen und der Unmut über den beauftragten Planer: Am Sonntag war das alles vergessen. Die Gemeinde Achberg hat ihr MartinGrisar-Haus in Esseratsweiler eingeweiht – und zahlreiche Bürger nahmen in Augenschein, was die Kommune für knapp 1,8 Millionen Euro realisiert hat. Für Bürgermeister Tobias Walch ist klar: „Es soll ein Bürgerhaus für alle sein“.
1905 verstarb der frühere Pfarrer von Siberatsweiler, Martin Grisar. Er hinterließ der Gemeinde ein Erbe mit der Auflage, dafür ein Krankenhaus zu errichten. 1909 war das Gebäude fertig und diente jahrzehntelang der angedachten Bestimmung. Allein 969 Kinder wurden hier geboren. In den 1990er Jahre erfolgte die Umwidmung zum Seniorenheim, das im November 2017 schließen musste.
Es folgten viele Gespräche über eine Nachnutzung und im Herbst 2018 der Beginn des Umbaus. Im Februar 2020 war ein erster Bauabschnitt vollendet: Ins Erdgeschoss zog der benachbarte Kindergarten mit einer weiteren Gruppe ein. „Wir sind hier autark“, erläuterte Leiterin Yvonne Hoffmann beim Rundgang anlässlich der Einweihung. Es gibt eigene Sanitärräume, neben dem Gruppen- auch einen Bewegungsraum, ein Büro und eine Küche. „Wir genießen auch den Balkon“, sagte Hoffmann. Zudem ist der Kindergarten mit diesen neuen Räumen auf noch mehr Kinder im Ort vorbereitet. Aktuell ist eine Gruppe mit drei Erzieherinnen hier untergebracht.
Im ersten Obergeschoss ist ein Bürgersaal entstanden. Hier fanden bereits Gemeinderatssitzungen statt. Und diesen Raum sollen auch andere
Vereine und Gruppen aus dem Ort nutzen. Eine separate Küche ermöglicht die Bewirtung der bis zu 60 Personen, die im Saal Platz finden. Der benachbarte Wintergarten dient Besprechungen – und als zusätzliches Trauzimmer bei Hochzeiten.
Im zweiten Obergeschoss ist Ortsheimatpfleger Josef Farfeleder mit einem Büro und einem Schauraum
eingezogen. Hier zeigt er aktuell Zimmerer-Werkzeug und eine Sattlerwerkstatt. Auf der gleichen Ebene sind ein Raum für die ElternKind-Gruppe und ein Multifunktionsraum zu finden. Nicht zuletzt ist ein Zimmer für jene Bürger reserviert, die noch keinen Breitbandanschluss besitzen und hier schnelles Internet nutzen können.
Das gute Wetter ermöglichte trotz coronabedingter Einschränkungen eine festliche Einweihung. Die Achberger Jugendmusikkapelle spielte im Freien auf und Pastoralreferentin Mirjam Schweizer segnete das Gebäude für seine neue Nutzung. Dass dies am Erntedankfest stattfand, veranlasste Bürgermeister Walch denn auch von einer „Ernte“zu sprechen, die es nach der jahrelangen Planungs- und Umbauphase nun gebe. Tatsächlich teurer sei das Gebäude nicht geworden, waren sich Walch und Architekt Gerhard Wurm einig.
Die Kostensteigerung von ursprünglich einer Million auf knapp 1,8 Millionen Euro sei durch zusätzliche Maßnahmen begründet. So sei ursprünglich weder der Ausbau des zweiten Obergeschosses noch die Sanierung des Daches geplant gewesen. Auch die Komplettsanierung der Fassade samt neuem Anstrich ergab sich erst während der Umbauphase. Insgesamt könne die Gemeinde jetzt 1200 Quadratmeter Geschossfläche nutzen. Mit Blick darauf seien die Baukosten durchaus akzeptabel, zog der Bürgermeister Fazit.
Er dankte nicht nur den Nachbarn für ihr Verständnis während der letzten drei Jahre, sondern auch seinem Amtsvorgänger Johannes Aschauer. Er habe sich in besonderer Weise engagiert – so zuletzt, als er im zweiten Obergeschoss selbst mitarbeitete.