Ärger über illegal abgestelltes Autowrack
Warum das Abschleppen so lange dauerte – ADAC erklärt, wie korrekt entsorgt wird
- Wolfram Miller ist zügiges Handeln vom Ordnungsamt gewohnt. Doch nun musste er seit Ende vergangenen Jahres warten, bis ein illegal abgestellter Schrottwagen im Büchelweg abgeschleppt wurde. Die Stadt Ravensburg erläutert, warum es so lange dauerte und wieso es in Ravensburg immer wieder vorkommt, dass jemand seinen Wagen einfach nicht mehr abholt.
Der Anwohner und pensionierte Grundschullehrer hat im Mai das Ordnungsamt der Stadt über den Unfallwagen im Büchelweg informiert und Bilder geschickt. Es ist ein ungewöhnlicher Anblick in einer ruhigen Wohngegend. Die Reifen des kaputten Fiat Punto haben keine Luft, der Wagen hat markante Dellen, polizeiliches Absperrband klebt noch daran. Mittlerweile ist sogar die Vorderfront eingewachsen. Drinnen liegen haufenweise Zigarettenstummel und ein in kyrillischer Schrift beschrifteter Einkaufszettel. Unter anderem ist dort „Pivo“, also „Bier“zu lesen.
Wie aus dem Schriftverkehr hervorgeht, welcher der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt, antwortete ein Mitarbeiter des Ordnungsamts, die Sache werde bearbeitet. Trotz mehrerer Nachfragen von Miller und anderen Anwohnern wurde das Auto nicht abgeholt. Miller beschwert sich, man erhalte nicht einmal eine Auskunft zum Stand der Dinge.
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“äußert die Stadt Verständnis für den Ärger der Anwohner. Das Auto ist laut Stadt nicht abgemeldet, also noch zugelassen. Allerdings haben die amtlichen Kennzeichen gefehlt. Es sei ein bestimmtes rechtliches Verfahren vorgegeben, das in solchen Fällen angewendet werden muss. „Das erklärt auch die längere Zeit, bis ,etwas passiert’”, sagt Timo Hartmann, Pressesprecher der Stadt Ravensburg.
Zunächst ermittelt das Ordnungsamt den Halter und schreibt ihn an.
Er erhält nach einer gewissen Zeit nochmals ein Erinnerungsschreiben. Reagiert der Halter nicht, wird die Entfernung angeordnet. Ist auch diese Frist abgelaufen, lässt das Ordnungsamt das Auto auf Kosten des Halters abschleppen. Parallel wird auch ein Bußgeldverfahren eingeleitet.
Ende September war es dann auch für den Fiat Punto soweit: Wenige Tage nach der Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“war laut Stadt das Vollstreckungsverfahren auf dem Stand, dass das Ordnungsamt das Schrottfahrzeug entfernte. Dass Menschen ihre nicht zugelassenen Autos irgendwo in Ravensburg abstellen, ist kein Einzelfall. Meistens wissen sie einfach nicht, dass das nicht erlaubt ist, meint Hartmann. 2021 waren es rund 20 Fahrzeuge. Dass ein Auto daraufhin abgeschleppt wird, kommt nicht öfter als drei oder vier Mal im Jahr vor. Normalerweise wird es nicht verschrottet, sondern kann vom Halter auf einem Verwahrplatz abgeholt werden.
Solange ein Auto zugelassen und betriebsbereit ist und keine weiteren Verkehrsregeln verletzt werden, kann das Fahrzeug laut der Stadt theoretisch unbegrenzt im öffentlichen Verkehrsraum stehen. Das gilt übrigens auch für Wohnmobile, über die es immer wieder wegen ihrer Größe Beschwerden gibt. Die Halter sollten allerdings spätestens alle zwei bis drei Tage nach ihrem Fahrzeug schauen, ob alles in Ordnung ist und ob vielleicht wegen einer Änderung der Parkregelung – etwa wegen eine Baustelle – weggefahren werden muss. Anhänger und Wohnwägen ohne Zugfahrzeug dürfen dagegen maximal zwei Wochen am selben Standort geparkt werden.
All der Ärger hätte wohl vermieden werden können, hätte der Fahrzeughalter Folgendes gewusst: Autohersteller haben eine gesetzliche Verpflichtung, alte Autos zurückzunehmen.
Laut ADAC Württemberg wird der Vertragshändler den Kunden an einen zertifizierten Autoverwerter verweisen. Der Verwerter nimmt auch Unfallwagen kostenlos an, solange das Fahrzeug nicht zerlegt, also annähernd vollständig ist. Mit etwas Verhandlungsgeschick bekommt man sogar noch etwas Geld vom Autoverwerter. Dieser verkauft die Rohstoffe und Teile weiter.
Wichtig: Den Verwertungsnachweis gut aufbewahren. Es kann laut ADAC sein, dass sich das Landratsamt auch Jahre nach der Verschrottung nach dem Verbleib des Wagens erkundigt.
Wolfram Miller jedenfalls ist zufrieden, dass er die „Schrottkarre“nicht mehr auf einem der raren Parkplätze sehen muss. Und doch findet es der pensionierte Rektor merkwürdig und nicht nachvollziehbar, dass das Ordnungsamt nicht einmal auf die Nachfragen von ihm und anderen Anwohnern reagierte. „Ein Quäntchen mehr Bürgernähe“wäre angebracht, meint er. Miller schlägt ein Gedankenexperiment vor: Ein Schrottwagen wird in der Unteren Breiten Straße abgestellt. „Wird es dann schneller gehen?“, fragt er rhetorisch.