Seenotrettung mit Ansage
Föhnsturm bringt zwei Meter hohe Wellen und Sturmböen von bis zu 70 Stundenkilometer
Zwei Meter hohe Wellen und Sturmböen von bis zu 70 Stundenkilometer: Auf dem östlichen Bodensee zwischen Langenargen und Lindau hat am Sonntagnachmittag ein tückischer Föhnsturm einige Segelboote in Seenot gebracht und teilweise unbarmherzig an Land gespült. Wasserschutzpolizei (Wapo) und Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) waren für einige Stunden im Dauereinsatz.
Es herrschte zunächst die Ruhe vor der Sturm am Sonntagmittag: spätsommerliche Temperaturen, der See glitzerte ruhig in der Sonne. Nur die Sturmwarnleuchten blinkten schon stundenlang rund um den östlichen Bodensee und kündigten Unheil an. „Bis 15 Uhr hatten wir aber absolute Flaute, da war gar nichts“, sagt Marc Dietrich, Einsatzleiter bei der DLRG im Bezirk Bodenseekreis. Das sei jedoch typisch für einen Föhnsturm, der ja schon seit dem Morgen vom Wetterdienst angekündigt war.
Ab sechs Uhr gab es eine Starkwindwarnung, die Sturmwarnleuchten blitzen dann 45-mal pro Minute auf. Besonders war für Dietrich dieses Mal aber, „dass die Ruhe relativ lange anhielt. In Langenargen haben 20 Kite-Surfer auf Wind gewartet.“
Typisch für Föhnwinde ist laut Dietrich ebenfalls, dass nur der östliche Bereich des Bodensees betroffen ist, meist endet der starke Wind im Bereich von Kressbronn/Langenargen. Ab 15 Uhr ging es am Sonntag los, ein Boot der DLRG aus Friedrichshafen fuhr auf den See raus, „in Bereitschaft“wie Dietrich sagt. Der Wind wurde stärker, 90 Blitze pro Minute an den Warnleuchten bedeuten Sturmwarnung. „Schnell wurde klar, dass einige Boote auf Land geknallt sind“, sagt Dietrich. Die meisten Segelboote hätten nur einen kleinen Motor, einen „Flautenschieber“, mit dem man sich im Sturm schwertue.
So strandete ein Boot kurz neben der Hafeneinfahrt in Langenargen. Es wurde mit Mastbruch an Land getrieben. „Der hat es nicht mehr in den Hafen geschafft, die Wellen und Böen waren zu stark“, sagt Dietrich. Laut der Wasserschutzpolizei gab es Windstärken von bis zu 70 Stundenkilometer und über zwei Meter hohe Wellen. Da das Boot im flachen Wasser
lag, konnte es von den Booten der DLRG auch nicht geborgen werden, es musste später über Land abtransportiert werden.
Der nächste Einsatz folgte sogleich: Am Malereck bei Langenargen lag ein weiteres Boot auf Land. Vorteil für die Retter: „hier wird es schnell tief“, sagt Dietrich. Deshalb konnte die DLRG das Segelboot mit den eigenen Booten bergen. „Darin sind wir dieses Jahr schon geübt“, sagt der Einsatzleiter. Man habe in der Saison schon fünf Boote zwischen Langenargen und Kressbronn geborgen. Alle seien danach wieder geschwommen und konnten abgeschleppt werden. So auch das am Sonntag, das die DLRG nach dem Sturm um 17.30 Uhr vom Malereck zur Marina Ultramarin in Kressbronn-Gohren in den sicheren Hafen brachte. Das Boot wurde von den Rettern noch kontrolliert, etwa dahingehend, ob Wasser eintrat. „Aber es war alles okay“, sagt Dietrich. Dennoch sei es verkratzt und verbeult durch das Auflaufen an Land. Zum Glück wurde am Sonntag niemand verletzt: „In Sachen Personenrettung verlief der Nachmittag ruhig“, sagt Dietrich für den Bereich des Bodensees in Baden-Württemberg. „Man muss damit rechnen, dass jederzeit ein Sturm kommt“, sagt der DLRG-Mann zur Wetterlage und der entsprechenden Warnung am Sonntag. Gefährlich sei, dass man beim Föhn keine Wolkenfront
oder dergleichen sehe. „Das ist das Heimtückische und der Föhn am Sonntag war heftig.“
Viele Seenoteinsätze gab es für die bayerischen Einsatzkräfte im Bereich Wasserburg/Lindau. Ein Motorboot wurde laut Polizeibericht in Wasserburg von einer Boje losgerissen und strandete am Ufer, ein manövrierunfähiger Katamaran musste aus der Rheinmündung abgeschleppt werden. Am Rehener Horn vor Wasserburg strandete eine österreichische Segeljacht, nachdem der Motor ausgefallen war. Am Nachmittag rissen sich laut Polizei nach und nach insgesamt sieben Segelboote und ein weiteres Motorboot von den Bojen los und strandeten am Ufer. Zwischenzeitlich wurde außerdem eine Surferin als vermisst gemeldet, sie fand sich aber wohlbehalten am Ufer wieder. Auch am Bayerischen Bodensee gab es keine Verletzten. Die Häfler Wapo wurde noch zu einem Einsatz nach
Romanshorn gerufen, wo ebenfalls ein Segler in Seenot geriet. Auch er hatte mit den hohen Wellen zu kämpfen. „Dieser konnte sich schließlich selbständig in den Hafen Romanshorn in Sicherheit bringen“, schreibt die Polizei. Auch ein Polizeihubschrauber wurde am Sonntag zur Unterstützung entsandt. Und: „Die Wasserschutzpolizei mahnt, die Sturm- und Starkwindwarnungen auf dem Bodensee stets ernst zu nehmen.“