Mehr als Eishockey
Große Gefühle am ersten DEL2-Wochenende in Kaufbeuren und Ravensburg
- Das erste Wochenende der Ravensburg Towerstars in der DEL2-Saison 2021/22 hat einerseits einige sportliche Erkenntnisse gebracht – dem 4:2-Erfolg am Freitagabend beim ESV Kaufbeuren folgte eine 3:4-Niederlage nach Verlängerung gegen die Heilbronner Falken am Sonntagabend in der Ravensburger CHG-Arena. Viel wichtiger aber waren die Dinge, die abseits der Eisfläche zu bewundern waren. Unabhängig von den Ergebnissen lauteten die schönsten Zahlen der ersten zwei Spieltage: 2395 und 1814. So viele Zuschauer besuchten die beiden Partien und zeigten damit, dass der Sport nichts ist ohne die Emotion von den Rängen.
Der Freitag in der Eishalle in Kaufbeuren war schon weit vorangeschritten, die Fans befanden sich auf dem Heimweg, erfüllt von einem großen Sportabend, da fielen im Bauch der Arena einige Sätze, die es wert sind, dass sie lange nachhallen.
Bei der Pressekonferenz der Trainer nämlich, ließ Kaufbeurens Coach Rob Pallin einfach mal den verbissenen Blick auf das Ergebnis und dessen Folgen beiseite. Er antwortete offen und ehrlich, überraschend und menschlich. Es war ein großer Moment des menschlichen Miteinanders, ein Augenblick zum Innehalten.
Pallin also sagte, nachdem er die sportliche Niederlage kurz eingeordnet hatte: „Es gibt Wichtigeres als Eishockey. Es ist gut zu sehen, dass die Kinder wieder zurück in die Schule gehen dürfen, dass so etwas wie normales Leben wieder stattfindet.“Und dann ging Pallin sogar noch einen Schritt weiter und wurde richtig persönlich, indem er zeigte, dass er mit seinem Ravensburger Trainerkollegen Peter Russell, dessen Team seines gerade besiegte hatte, mitfühlt. „Manche Menschen vergessen, was hinter den Kulissen passiert. Peter zum Beispiel hat in Freiburg im vergangenen Jahr seine Familie monatelang nicht gesehen.“
Der aus Schottland stammende Russell verfolgte Pallins Worte äußerlich unbewegt – angekommen waren sie bei ihm aber sicherlich. Als er mit seinem Statement dran war, ließ Russell zumindest einen kurzen Einblick in sein Seelenleben zu. Es habe in der vergangenen Saison auch Momente gegeben, in denen er während des Spiels zur Uhr geschaut und sich gefragt habe: „Ist es noch immer nicht vorbei?“Der Towerstars-Coach meinte damit vor allem die fehlende Atmosphäre von den Rängen in einer kompletten Spielzeit ohne Zuschauer. Umso schöner erlebten die beiden Trainer den Freitagabend in Kaufbeuren. „Es war genial, die Fans wiederzusehen“, freute sich Pallin. „Wir haben eine große Party erlebt“, ergänzte Russell. Überhaupt herrsche in Kaufbeuren mit die beste Stimmung in der Liga.
Nicht weniger zufrieden mit den Eindrücken von den Rängen war der Towerstars-Trainer am Sonntagabend gegen Heilbronn in der Ravensburger CHG-Arena. „Die Fans haben das heute sehr genossen. Sie wollen unterhalten werden. Und wir hatten heute zwei Teams auf dem Eis, die für Unterhaltung sorgen wollten. Es war eine Achterbahnfahrt“, lobte Russell. Sein Trainerkollege Jason Morgan pflichtete ihm bei.
Rauf und runter ging es, ganz wie im richtigen Leben. Der Spielfilm bot reichlich Abwechslung, die Reaktionen auf den Rängen waren entsprechend. Nach zwei frühen Gegentoren im Powerplay durfte gemeckert, dann über den Anschlusstreffer gejubelt, wegen des dritten Heilbronner Treffers die Augen gerollt, in der Pause gefachsimpelt werden – es war wie früher.
Nur die von allen getragenen Masken erinnerten daran, dass es doch noch eine diffuse Gefahr gibt, die den laufenden Spielbetrieb wieder stören oder gar unterbrechen könnte. Wer die zwei Abende in Kaufbeuren und Ravensburg erlebt hat, kann sich nur wünschen, dass es nicht mehr dazu kommt. Denn zu erleben ist mehr als Eishockey.
Kreisliga B5, 8. Spieltag: FC Wuchzenhofen – SV Haslach 3:1 (1:0). – Tore: 1:0 Christopher Zindstein (42.), 2:0 Felix Lingenheil (65.), 2:1 Bahoz Osman (85.), 3:1 Johannes Mösle (90. +6).
SG Wohmbrechts/Westallgäu – Kleinhaslacher SC 3:1 (2:0). – Tore: 1:0 Pascal Putz (12.), 2:0 Lukas Correia (21.), 2:1 Mateo Miller (61.), 3:1 Andre Baum (90. +1) – Besonderes Vorkommnis: Rote Karte für Marcel Rist (80., SG).
SV Arnach – SV Immenried 4:1 (2:0). – Tore: 1:0 Tobias Braun (21.), 2:0 Fabian Nadig (30.), 3:0 Fabian Scheffeler (52.), 3:1 Mathias Kopf (70., Elfmeter), 4:1 Nadig (85.).
SV Aichstetten – TSV Stiefenhofen 2:1 (0:0). – Tore: 1:0 Thomas Mayeb (65.), 1:1 Lukas Fleischhut (70.), 2:1 Oliver Herrmann (75.).
SGM Herlazhofen/Friesenhofen – TSV Opfenbach 0:2 (0:1). – Tore: 0:1 Daniel Lau (45.), 0:2 Simon Eger (66.) – Besonderes Vorkommnis: Gelb-Rote Karte für Ousmane Wilson (81., SGM).
TSG Rohrdorf – SGM Hergensweiler/ Niederstaufen 3:0 (0:0). – Tore: 1:0, 2:0 Julian Kahl (69., 70.), 3:0 Thomas Rowenski (72.).