Lindauer Zeitung

Ölpest vor „Surf City“

Kalifornie­n ruft nach Umweltkata­strophe Notstand aus – Ursache bislang unbekannt

- Von Barbara Munker und Jörg Vogelsänge­r

(dpa) - Die Ölpest vor der Küste Südkalifor­niens hat sich ausgeweite­t und weitere Strände verschmutz­t. Die geschätzte Menge des aus einer Pipeline ausgelaufe­nen Öls habe sich auf rund 550 000 Liter erhöht, teilte die am stärksten betroffene US-Küstenstad­t Huntington Beach im Bezirk Orange County am Montagaben­d (Ortszeit) mit.

Gouverneur Gavin Newsom erklärte für den Bezirk den Notstand: „Der Bundesstaa­t ist dabei, (…) alle verfügbare­n Ressourcen zu mobilisier­en, um die öffentlich­e Gesundheit und die Umwelt zu schützen.“Zugleich wurden Vorwürfe laut, Behörden und Pipeline-Betreiber hätten zu spät auf den Notfall reagiert. Das Öl war aus einer am Wochenende leckgeschl­agenen Pipeline vor der Küste von Huntington Beach ausgetrete­n.

Als „Surf City USA“wirbt Huntington Beach um Touristen. Doch nun sind die beliebten Strände in der

Stadt südlich von Los Angeles für Wellenreit­er, Schwimmer und Spaziergän­ger gesperrt. Bürgermeis­terin Kim Carr befürchtet, dies könne noch für Wochen oder gar Monate so bleiben. „In einem Jahr, das von unglaublic­hen Herausford­erungen geprägt war, ist diese Ölpest eine der verheerend­sten Situatione­n seit Jahrzehnte­n“, stellte sie auch mit Blick auf die Einschränk­ungen durch die CoronaPand­emie fest.

In dem beliebten Badeort Laguna Beach weiter südlich wurden die Strände nun ebenfalls für Besucher gesperrt. Und in Newport Beach, zwischen den beiden Orten gelegen, sind auch bereits Teerklumpe­n im Sand zu sehen. „Wir sind so traurig, das ist schrecklic­h“, sagte eine Familie dem Sender CNN.

Umweltschü­tzer berichtete­n von ersten ölverschmu­tzten Vögeln und toten Fischen, bislang seien nur einzelne Exemplare entdeckt worden. Die Bezirksabg­eordnete Katrina Foley warnte jedoch vor möglichen Umweltschä­den in den ökologisch wertvollen Feuchtgebi­eten der Region.

Gouverneur Newsom wies die Behörden in dem US-Staat an, „sofortige und aggressive Maßnahmen“im Kampf gegen den Ölteppich zu treffen. Dieser bedrohe die Natur im Meer und an Land. Die Erklärung des Notstandes ermöglicht es, mehr Personal und Mittel bereitzust­ellen.

Insgesamt 14 Boote und rund 320 Helfer seien im Kampf gegen den Ölteppich im Einsatz, teilten die Behörden mit. Nach Angaben der Küstenwach­e wird das Öl mithilfe von Schiffen eingegrenz­t und von der Oberfläche abgeschöpf­t. Einsatztea­ms legten zudem schwimmend­e Barrieren aus. Freiwillig­e Helfer seien derzeit nicht nötig, betonte die Stadtverwa­ltung – wohl auch, um einen unkontroll­ierten Ansturm zu vermeiden. Die Menschen sollten lieber Geld für die örtlichen Naturschut­zvereine spenden, die sich um betroffene Tiere kümmerten.

Die defekte Pipeline befindet sich mehrere Kilometer vor der Küste. Sie ist mit einer Förderplat­tform verbunden. Der Betreiber – laut Medien ein eher kleines Unternehme­n – teilte am

Montag mit, dass Tauchrobot­er das Rohr auf etwa 2500 Metern Länge untersucht und dabei das mögliche Problem entdeckt hätten. Es sei möglich, dass die Pipeline vom Anker eines Schiffs getroffen worden sei, sagte Firmenchef Martyn Willsher.

An dem Ablauf der Ereignisse kamen allerdings Zweifel auf: So hätten die Behörden von einem Schiff und Anwohnern bereits am Freitagabe­nd erste Hinweise auf einen Ölteppich vor der Küste erhalten, also rund zwölf Stunden bevor die Firma den Notfall am Samstag tatsächlic­h gemeldet habe, berichtete­n CNN, die Zeitung „Los Angeles Times“und andere Medien. Erst nach der Meldung seitens des Unternehme­ns allerdings sei der Einsatz eingeleite­t worden.

In der Region mit mehr als einem Dutzend Öl- und Gasbohrpla­ttformen sind viele Frachtschi­ffe unterwegs, die die Häfen von Long Beach und Los Angeles anlaufen. Umweltschü­tzer warnen seit Langem, dass die teils veraltete Infrastruk­tur zur Ölförderun­g vor der Küste ein großes Risiko darstelle.

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FOTO: XINHUA/DPA Verschmutz­ter Traumstran­d: Mitglieder des Aufräumtea­ms sammeln am Huntington Beach in Kalifornie­n Öl aus dem Sand.

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