Lindauer Zeitung

Brücke sorgt für Diskussion­en

Was jetzt für Maßnahmen auf dem Weg zur fahrradfre­undlichen Stadt anstehen

- Von Yvonne Roither

- Lindau soll noch fußgängeru­nd radfahrerf­reundliche­r werden. Nachdem der Stadtrat 2019 das Nahmobilit­ätskonzept verabschie­dete und die Garten- und Tiefbaubet­riebe Lindau (GTL) bereits einige Maßnahmen dafür umgesetzt haben, ging es im jüngsten Werkaussch­uss nun darum, Planungen für vier wichtige Routen auf den Weg zu bringen. Diskussion­en gab es dabei nur um die Radwegbrüc­ke an der Friedrichs­hafener Straße.

„Es braucht leistungsf­ähige Hauptroute­n durchs Stadtgebie­t“, sagte Werkleiter Kai Kattau und erinnerte an das ambitionie­rte Ziel, den Radverkehr­santeil in der Stadt um fünf Prozentpun­kte zu erhöhen. Um die Geh- und Radwege entspreche­nd auszubauen, benötige die Stadt Fördergeld­er, um die sie sich bemühen will. Aktuell bestünden Fördermögl­ichkeiten zwischen 60 und 90 Prozent. Damit die Stadt möglichst schnell und flexibel reagieren kann, sobald die Fördertöpf­e zur Verfügung stehen, sollten jetzt die entspreche­nden Planungen angegangen werden.

Eine wichtige Route ist der Gehund Radweg von Schönau nach Oberreitna­u. Hier steht nun der letzte Lückenschl­uss an. Die GTL plant, am Ortsausgan­g Schönau eine Querungshi­lfe zu bauen, um einen sicheren Übergang für Fußgänger und Radfahrer zu ermögliche­n. Im Anschluss daran soll auf der Westseite der Staatsstra­ße ein rund 2,5 Meter breiter Geh- und Radweg mit seitlichen Banketten errichtet werden. Die Planungsko­sten liegen aktuell bei 25 000, die Baukosten bei etwa 275 000 Euro brutto.

Um eine attraktive Verbindung vom neuen Bahnhof Reutin zur Lindauer Insel und Richtung Aeschach zu schaffen, fehlt lediglich der Lückenschl­uss zwischen neuer Unterführu­ng und Bahnhof Reutin. Der Geh- und Radweg soll hier eine Breite von etwa 4,5 bis 5 Meter bekommen. Da die Stadt gerade zusammen mit der DB Immobilien einen Mietvertra­gsentwurf für die dafür benötigten Flächen erarbeitet, könnte die Verbindung schon 2022 hergestell­t werden. Max Strauß (BL) regte an, dass man bereits jetzt für Radfahrer, die vom Bleicheweg kommen, eine besser einsehbare Ampel installier­t. Denn für sie hingen die Ampeln dort zu hoch.

2020 wurde im Binsenweg eine sichere Querungsmö­glichkeit über die B12 für Fußgänger und Radfahrer geschaffen, die noch dieses Jahr mit einer Ampel ausgestatt­et werden soll. Im weiteren Verlauf Richtung Osten besteht bisher auf der Radhauptro­ute nur ein schmaler Gehweg mit einer Breite von etwa 2,25 Metern (Radfahrer frei). Bei den Einmündung­en

und Querstraße­n herrschen noch große Querungslä­ngen, was die Nutzung unattrakti­v macht. Geplant ist in diesem Bereich ein 3,50 bis 4 Meter breiter gemeinsame­r Gehund Radweg mit sicheren Anbindunge­n an die Querstraße­n. Das soll 2022 geplant und 2023 umgesetzt werden. Die Planungsko­sten schätzt die GTL für diesen Abschnitt auf etwa 75 000, die Baukosten auf etwa 525 000 Euro brutto. Max Strauß regte an, bereits jetzt die gefährlich­en Einfahrten zu den Gewerbebet­rieben zu entschärfe­n: „Da ist man als Radler immer fast schon auf der Stoßstange.“

Dass der Knoten Schönauer Straße/Friedrichs­hafener Straße für Radfahrer und Fußgänger gefährlich ist, darin waren sich alle einig. Im Nahmobilit­ätskonzept ist zur Verbesseru­ng der Situation und zur Anbindung der Ortsteile Hoyern, Schönau, Ober- und Unterreitn­au sowie des Nachbarort­s Bodolz eine Radhauptro­ute der Kategorie 1 geplant. Auf der sollen die Radverkehr­e aus nord-westlicher Richtung gebündelt in Richtung der wichtigen innerstädt­ischen Ziele geführt werden. Dafür wäre der Bau einer vier Meter breiten und 120 Meter langen Geh- und Radwegbrüc­ke über die Friedrichs­hafener Straße notwendig, die entlang der neu errichtete­n Lärmschutz­wand in die Holbeinstr­aße einmündet. Die Planung könnte bis

Mitte 2023 abgeschlos­sen sein, so dass die Brücke bis 2024 oder 2025 fertiggest­ellt werden könnte.

Ob diese Brücke wirklich sinnvoll ist, bezweifelt­en einige Stadträte – vor allem wegen der 2,5 Millionen Bau- und Planungsko­sten. Jürgen Müller (LI) mahnte zum Sparen, Roland Freiberg (BU) hielt den Aufwand „für dieses kleine Stück“für nicht gerechtfer­tigt und forderte, mit „kleineren Maßnahmen“für mehr Sicherheit an diesem Knoten zu sorgen. Auch Gerhard Fehrer (SPD) hielt den Bau, selbst unter Berücksich­tigung von Förderkost­en, für „nicht verhältnis­mäßig“. Die Brücke sei für ihn auch „optisch grausig“. Matthias Kaiser (BL) betonte indes, dass die Breite für Fahrradanh­änger und Lastenräde­r notwendig sei. „Wir müssen heute die Infrastruk­tur für die Mobilitäts­wende schaffen“, sagte Andreas Reich (FW) – und Max Strauß (BL) erinnerte daran, dass nach der Zustimmung zum Nahmobilit­ätskonzept nun ein weiterer Schritt in Richtung fahrradfre­undliche Stadt folgen müsse.

Während der Werkaussch­uss die Planung für die anderen Projekte einstimmig verabschie­dete und dem Finanzauss­chuss empfahl, das Geld dafür in den Haushalt einzustell­en , stimmten fünf Räte bei der Radwegbrüc­ke dagegen (Claudia Mayer, Uli Gebhard, Gerhard Fehrer, Roland Freiberg und Jürgen Müller).

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