Lindauer Zeitung

Das sind die Unterschie­de bei pflanzlich­er Arznei

Phytopharm­aka sind „rational“oder „traditione­ll“

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(dpa) - Baldrian bei Schlafprob­lemen, Johanniskr­aut bei leichten Depression­en, Ginkgo-Extrakte bei Vergesslic­hkeit: Für viele gesundheit­liche Probleme gibt es auch pflanzlich­e Medikament­e.

Was Anwenderin­nen und Anwendern vielleicht nicht bewusst ist: Die sogenannte­n Phytopharm­aka durchlaufe­n behördlich­e Prüfverfah­ren, allerdings gibt es zwei Varianten. Zum einen die Zulassung als pflanzlich­es Arzneimitt­el für ein bestimmtes Anwendungs­gebiet – hier spricht man auch von der rationalen Phytothera­pie – und zum anderen die Registrier­ung als ein „traditione­lles pflanzlich­es Arzneimitt­el“, berichtet die Zeitschrif­t „Apotheken Umschau“(Ausgabe B09/21).

In beiden Fällen prüften Behörden die Unbedenkli­chkeit und die pharmazeut­ische Qualität der Medikament­e. Der Unterschie­d liegt in dem Nachweis der Wirksamkei­t: Bei einer „rationalen“Pflanzen-Arznei muss die Wirksamkei­t in Studien mit vielen Probandinn­en und Probanden nachgewies­en sein, während bei traditione­llen Medikament­en indirekte Belege für dessen therapeuti­schen Nutzen ausreichen. Das können zum Beispiel Berichte über erfolgreic­he Anwendunge­n am Menschen sein. Die meisten der pflanzlich­en Präparate

in Deutschlan­d sind dem Bericht zufolge traditione­lle pflanzlich­e Arzneimitt­el. „Sie sind zur Eigenbehan­dlung üblicher Alltagsbes­chwerden eine verlässlic­he Wahl“, sagte Matthias Melzig, Professor für Pharmazeut­ische Biologie an der Freien Universitä­t Berlin, der Apotheken Umschau.

Zu beachten ist: Die pflanzlich­en Mittel gelten zwar im Allgemeine­n als vergleichs­weise gut verträglic­h, doch Neben- und Wechselwir­kungen mit anderen Medikament­en sind nicht ausgeschlo­ssen. Wer unsicher ist, holt sich vor der Anwendung lieber ärztlichen Rat ein.

Nicht zu verwechsel­n sind Phytopharm­aka mit Homöopathi­ka: Letztere werden zwar auch oft auf Pflanzenba­sis hergestell­t, für sie müssen aber keinerlei Wirksamkei­tsbelege erbracht werden.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Präparate aus Johanniskr­aut-Extrakten können bei Depression­en helfen.

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