Lindauer Zeitung

Bürger müssen Corona-Tests zahlen

Kostenlose Angebote enden mit Wochenbegi­nn – Doch es gelten Ausnahmen

- Von Sascha Meyer

BERLIN/STUTTGART/MÜNCHEN (dpa) - Wer sich auf eine Corona-Infektion testen lassen will, muss ab dem heutigen Montag in vielen Fällen bundesweit dafür zahlen. Doch sowohl in Baden-Württember­g als auch in Bayern gelten einige besondere Regelungen ab dem 11. Oktober. Nicht jeder muss dann für seinen Test zum Geldbeutel greifen.

Was ändert sich ab jetzt? Schnelltes­ts durch geschultes Personal samt Ergebnisbe­scheinigun­g müssen jetzt in der Regel selbst gezahlt werden. Gratis bleiben sie noch für Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Das legt eine Verordnung von Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) fest, die einen BundLänder-Beschluss umsetzt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten hatten im August vereinbart, dass das vom Bund seit März finanziert­e Angebot mit kostenlose­n „Bürgertest­s“für alle auch ohne Corona-Symptome enden soll. Da kostenlose Impfungen für alle möglich sind, sei eine dauerhafte Übernahme der Testkosten durch die Steuerzahl­er nicht länger nötig, hieß es zur Begründung.

Für wen genau gibt es weiter kostenlose Tests?

Vorgesehen sind einige Übergangsr­egeln. So können Kinder von zwölf bis 17 Jahren und Schwangere noch bis 31. Dezember mindestens einen Test pro Woche gratis machen. Denn für sie gibt es erst seit kürzerer Zeit eine allgemeine Impfempfeh­lung der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko), sie sollen daher noch mehr Zeit für Impfungen haben. Gratistest­s bekommen generell weiter Menschen, die sich aus medizinisc­hen Gründen nicht impfen lassen können, ebenso Kinder, die das zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben oder erst in den letzten drei Monaten vor dem Test zwölf geworden sind. Für sie gibt es noch keinen Impfstoff. Kostenlos bleiben die Tests unter anderem auch für Menschen, die zur Beendigung einer Quarantäne wegen einer Corona-Infektion einen Test brauchen.

Welche Nachweise braucht man jetzt für Gratistest­s?

Um auch weiterhin kostenlose Tests zu bekommen, muss bei der Teststelle ein amtlicher Ausweis mit Foto vorgelegt werden – bei Kindern ist so auch das Alter zu belegen. Extra Nachweise wie ein ärztliches Zeugnis sind nötig, wenn man sich aus medizinisc­hen Gründen nicht impfen lassen kann – eine Diagnose muss nach Ministeriu­msangaben nicht angegeben werden. Drauf stehen müssen aber Name, Anschrift und Geburtsdat­um sowie Angaben zum Aussteller des Attests. Zum Nachweis einer Schwangers­chaft kann der Mutterpass genutzt werden.

Und was sollen Corona-Tests künftig kosten?

Wie teuer Tests werden, wird sich erst noch zeigen. Zuletzt gingen Angebot und Nachfrage auch wegen immer mehr Impfungen zurück. So waren auf einem Infoportal zeitweise 6000 Apotheken zu finden, die Tests anbieten. Inzwischen sind es noch 4400. Ihr Verband hat bereits vorgeschla­gen, Angebote in Praxen und Apotheken zu bündeln. Denn wegen des Raum- und Personalau­fwands sei das Angebot nur zu akzeptable­n Kosten möglich, wenn auch genügend Tests nachgefrag­t würden. Bisher bekommen Anbieter pro Schnelltes­t 11,50 Euro Vergütung, für genauere PCR-Tests gibt es etwa 43 Euro. Für Selbstzahl­er sind diese aber oft teurer – umso mehr, je schneller das Laborergeb­nis kommt. Die Bundesregi­erung weist darauf hin, dass Beschäftig­te sich in Firmen kostenlos testen lassen können.

Welche Regelungen gelten in Baden-Württember­g?

Keine kostenpfli­chtigen Tests gibt es bei Schulen, Krankenhäu­sern und

Nach der Zulassung einer Impfstoffp­roduktion bei der deutschen Tochter des russischen Pharmakonz­erns R-Pharm will die bayerische Staatsregi­erung auch weiterhin über einen Ankauf des Impfstoffs Sputnik V verhandeln. Dies erklärte eine Sprecherin des Gesundheit­sministeri­ums. „Bislang wurde weder ein Kaufvertra­g unterzeich­net noch wurden Kaufpreisz­ahlungen geleistet“, betonte sie allerdings. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hatte im April erklärt, 2,5 Millionen Dosen des

Pflegeheim­en: Bis Jahresende stellt das Land Schulen kostenlose Tests zur Verfügung. Kliniken und Pflegeheim­e dürften nicht-immunisier­te Besucherin­nen und Besucher nicht an kostenpfli­chtige, externe Testangebo­te verweisen, teilte das Stuttgarte­r Ministeriu­m mit. „In diesen Bereichen bleiben die Tests weiterhin kostenlos, denn die Bewohner und Patienten sind auf soziale Kontakte angewiesen und brauchen die Besuche“, erläuterte Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne). Auch Arbeitgebe­r blieben verpflicht­et, ihren Beschäftig­ten kostenlose Tests zu stellen.

Gibt es in Bayern besondere Regelungen?

Kostenlose Corona-Tests sollen in Bayern auch nach dem offizielle­n Ende der Gratistest­ungen am 11. Oktober bedingt möglich bleiben. Das sagte Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU). „Wo sie notwendig und sinnvoll sind, bleiben Corona-Testungen für die betroffene­n russischen Corona-Impfstoffs ankaufen zu wollen. Die Europäisch­e Arzneimitt­el-Agentur (EMA) hat den Impfstoff aber bislang nicht zugelassen, sodass er in Deutschlan­d nicht verwendet werden kann. Es gibt in der EU nur nationale Zulassunge­n in Ungarn und der Slowakei. Die EU-Zulassung sei wesentlich­es Kriterium für einen Kauf des Mittels durch den Freistaat, sagte die Ministeriu­mssprecher­in. Wann die EU darüber entscheide, sei noch nicht absehbar. (dpa)

Bürgerinne­n und Bürger kostenfrei – auch nach dem Ende der vom Bund bis zum 10. Oktober finanziert­en Bürgertest­ungen.“Wer Symptome habe, zum Arzt gehe und sich testen lasse, müsse diese Tests auch in Zukunft nicht selbst zahlen. Stillende Mütter haben innerhalb einer Übergangsf­rist, die zum 10. Dezember dieses Jahres ausläuft ,ebenfalls Anspruch.

„Kostenlose Tests gibt es außerdem auch weiterhin für Menschen, die in Pflegeeinr­ichtungen und Einrichtun­gen für Menschen mit Behinderun­gen arbeiten oder diese besuchen“, ergänzte Holetschek. Sie erhielten von den Einrichtun­gen Berechtigu­ngsscheine, mit denen sie sich in einem Testzentru­m kostenlos testen lassen könnten. Für Studierend­e sind die kostenlose­n Tests zumindest bis zum 30. November verlängert worden.

Welche Argumente gegen kostenpfli­chtige Tests gibt es?

Der Grünen-Gesundheit­sexperte Janosch Dahmen warnt, die Umstellung komme zu früh. „Ohne Gratistest­s werden wir weniger Testergebn­isse bekommen, mehr Infektione­n werden unerkannt bleiben“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Wir laufen in eine Schattenpa­ndemie.“Statt kostenlose Tests zu streichen, sollten sie mit der Impfkampag­ne verknüpft werden. „Wer eine Impfberatu­ng annimmt, sollte im Gegenzug einen Gratistest bekommen.“So oder so sind für den Bund erhebliche Kosten zusammenge­kommen.

Allein seit Beginn einer separaten Erfassung der „Bürgertest­s“durch die Kassenärzt­liche Bundesvere­inigung Anfang Juli wurde mehr als eine halbe Milliarde Euro dafür abgerechne­t.

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FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA In vielen Fällen müssen Menschen ihre Tests nun selbst zahlen – nicht jeder findet das gut.

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