Lindauer Zeitung

Gefährlich­e Eskalation zwischen Taiwan und China

Die Volksrepub­lik will den Anschluss des Inselstaat­s – Der fürchtet eine baldige Invasion vom Festland

- Von Andreas Landwehr

(dpa) – In den schwersten Spannungen seit rund 25 Jahren gehen China und Taiwan auf einen gefährlich­en Konfrontat­ionskurs. Unbeirrt wies Taiwans Präsidenti­n Tsai Ing-wen am Sonntag den Aufruf von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zurück, sich der kommunisti­schen Volksrepub­lik anzuschlie­ßen. Taiwan werde sich dem Druck aus Peking nicht beugen, sagte die Präsidenti­n am Sonntag bei einer Parade zu mNationalf­eiertag in Taipeh. „Wir werden alles tun, um zu verhindern, dass der Status quo einseitig verändert wird.“

Nach militärisc­hen Provokatio­nen im Luftraum nahe Taiwan hatte Chinas Präsident Xi Jinping am Vortag zur „Wiedervere­inigung“aufgerufen. Ein Anschluss mit „friedliche­n Mitteln“diene am besten den Interessen der ganzen chinesisch­en Nation, sagte Xi Jinping bei einer Feier in der Großen Halle des Volkes in Peking. Er warnte, dass eine Abspaltung Taiwans „ein böses Ende“nehmen werde. „Die vollständi­ge Wiedervere­inigung unseres Landes wird und kann verwirklic­ht werden.“

Anlass der Rede war der 110. Jahrestag der Revolution von 1911 in China. Damals wurde die Qing-Dynastie gestürzt und die Republik China gegründet. In dem folgenden Bürgerkrie­g setzten sich aber die Kommuniste­n durch und die nationalch­inesische Kuomintang-Partei flüchtete mit der Regierung nach Taiwan. Peking sieht die heute demokratis­che

Insel nur als Teil der Volksrepub­lik an und droht mit einer gewaltsame­n Eroberung. Der Jahrestag wird in Taiwan, das sich heute noch Republik China nennt, als Nationalfe­iertag begangen.

Schienen es bei früheren Präsidente­n Chinas eher Lippenbeke­nntnisse zu sein, Taiwan ins chinesisch­e Reich holen zu wollen, sieht es Xi Jinping als seine „historisch­e Mission“an, den Anschluss während seiner Herrschaft zu vollenden, wie Diplomaten in Peking sagen.

Aber auch das militärisc­he Gleichgewi­cht hat sich verschoben. Die Modernisie­rung der chinesisch­en Volksbefre­iungsarmee hat große Fortschrit­te gemacht.

Taiwans Verteidigu­ngsministe­r Chiu Kuo-cheng geht davon aus, dass China bis 2025 in der Lage sein dürfte, mit minimalen Verlusten und Kosten eine Invasion der Insel zu starten. „Es ist die schlimmste Lage, die ich in meinen 40 Jahren im Militär erlebt habe.“

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FOTO: SHOU-YI/DPA Taiwan rüstet sich.

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