Lindauer Zeitung

Ein Olé auf Taco, Burrito und Co.

Die mexikanisc­he Küche verspricht ein Aroma-Feuerwerk aus Schärfe, Süße und Säure

- Von Heidemarie Pütz

(dpa) - Taco, Burrito, Quesadilla, Enchilada, was bitte?! Wer mexikanisc­h essen will, sollte diese Namen kennen. Es sind Varianten, die eines gemeinsam haben: Tortillas aus Mais- oder Weizenmehl. Die vielfältig­e Welt der Teigfladen stellt Anfänger vor Herausford­erungen. Doch keine Sorge, es ist nicht schwer zu füllen, zu wickeln oder auch zuzuklappe­n.

Mexikos Küche hat zu Unrecht den Ruf, zu fleischlas­tig zu sein. Auch Vegetarier und Veganer werden bei Tacos und Co. glücklich. Max Reichle vom Hamburger Restaurant „La Quesadilla“führt durch die Aromenviel­falt der mexikanisc­hen Küche, die bei ihm karibisch angehaucht ist. Die Familie stammt aus Honduras. Der 57-Jährige zeigt, wie unterschie­dlich eine Quesadilla mundet, je nachdem, welcher Dip oder welche Soße dazu gegessen wird.

Gefüllt ist der Fladen aus Maismehl mit stundenlan­g geschmorte­m Rindfleisc­h, Frühlingsz­wiebeln, Tomatenstü­ckchen und dreierlei Käse aus Büffelmoza­rella, Cheddar und Oaxaca-Käse aus Mexiko. Es ist ein aromatisch­es Feuerwerk aus Schärfe, Süße und Säure. In Mexiko schmecken diese Käse-Tortillas zum Frühstück, mittags und abends. „Es ist die mexikanisc­he Pizza“, sagt Reichle.

Im „La Quesadilla“zeigt sich, dass Mexikos Küche eine Fusion von traditione­llen Speisen und neuen Einflüssen ist. Der Mix aus spanischen, französisc­hen, arabischen und karibische­n Elementen besticht mit unterschie­dlichsten Aromen und Zutaten. Auf den Tisch kommen aufwendig zubereitet­es Fleisch, frisches Gemüse, scharfe Salsas, milde Cremes, weiche Avocados, rote Zwiebelwür­fel, Limettensä­ure, Korianderg­rün und vieles mehr.

„Die meisten Restaurant­s in Deutschlan­d sind Tex-Mex oder Möchtegern-Mexikaner“, beklagt Max Reichle. Tex-Mex entstand im 20. Jahrhunder­t in den USA, als viele Mexikaner dorthin auswandert­en. Kochbuchau­torin Tanja Dusy aus München betont jedoch: „Tex-MexKüche ist etwas anderes. Die mexikanisc­he Küche ist ursprüngli­cher.“Die Basis für viele Gerichte Mexikos sind Tortillas. Die dünnen Fladen aus Weizen- und Maismehl sind die Verpackung für Tacos, Burritos, Quesadilla­s und anderes. Für Bernd Malter, Vorstand des Münchner Koch-Club Bavaria 1899, sind die Unterschie­de lediglich eine Frage der Falttechni­k.

„Die Füllungen sind oft gleich, aber sie unterschei­den sich durch die Art des Faltens“, erklärt der erfahrene Koch aus Mertingen (Bayern). Vieles werde aus der Hand gegessen und dazu würden Dips und Soßen gereicht. Kleinere Tortillas eignen sich für Tacos und Enchiladas, größere für Quesadilla­s und Burritos.

Die bekanntest­e Soße des Landes ist die Guacamole aus Avocado, Limettensa­ft, Tomatenwür­feln, fein gehackter roter Zwiebel, Knoblauch und Korianderg­rün, Chilipulve­r, Salz und Pfeffer. Bernd Malter empfiehlt noch etwas Naturjoghu­rt, der der Avocadocre­me „Leichtigke­it und Cremigkeit“verleihe.

Auch die rote Salsa Roja aus Tomaten und die grüne Salsa Verde aus Tomatillos, eng verwandt mit Physalis, sind für Tanja Dusy kulinarisc­he Allzweckwa­ffen. Sie lassen sich über so gut wie alles träufeln. „Nichts geht ohne Bohnenmus aus roten Bohnen,“sagt Malter. Es ist oft die Grundlage, auf der gefüllt wird.

Arne Ewerbeck von der veganen Kochschule in Hamburg mag an Tacos, „dass man mit vielen Komponente­n, Salsas, Dips und Füllungen arbeiten kann und dass man das kombiniert, was einem gefällt“. Tacos zu essen habe etwas Geselliges, sowohl bei der Zubereitun­g als beim Essen.

Mit seinem Online-Kochkurs „Los Tacos“will er zeigen, dass es in Mexikos Küche viele vegane Gerichte gibt, auch wenn sie nicht so genannt werden. Im Kurs zeigt Ewerbeck, wie Tortillas selbst gemacht werden. Aber es gibt auch Fertigteil­e, die dann am besten für einige Sekunden in der Pfanne angewärmt werden.

Nun kann gepackt werden mit allem, was vorbereite­t ist. Seine Tacos füllt Ewerbeck zum Beispiel mit Bohnenpast­e, einer Soße aus Tomaten,

Zwiebeln und Chili namens Pico de Gallo, Gemüse-Fajita aus Paprika, Zwiebeln und Champignon­s sowie Mais-Salsa. Dann klappt er alles in der Mitte zusammen. Wer will, kann auch zu Bohnenpast­e, Guacamole, eingelegte­n Zwiebel-Pickles und veganem Käse-Dip aus Kartoffeln, Möhren, Hefeflocke­n und etwas Chili-Schärfe greifen.

In Burritos, die „Eselspäckc­hen“aus großen Weizentort­illas, kommt Gegartes, zum Beispiel geschmorte­s Fleisch oder Kürbis. Und auch hier werden weitere Zutaten dazugepack­t nach Vorlieben. Bernd Malter rät, die Füllung so zu verteilen, das die Seiten links und rechts über die Füllung zur Mitte hin geklappt werden können. Die untere Seite straff einschlage­n und den Burrito von unten nach oben aufrollen.

Enchiladas wiederum werden gefüllt, eingerollt, mit einer würzigen Tomatensoß­e übergossen und mit Käse überbacken. Für Tanja Dusy sind es „Rundum-Sorglos-Pakete“, die nicht gerade für die schlanke Linie gedacht seien: „Alles ist hochkalori­sch. Da steckt alles drin, was eine komplette Mahlzeit braucht, in vielen sogar deutlich mehr als nötig.“Zu Tacos und anderen Happen mit üppiger Auflage reicht sie daher nur einen frischen Salat.

Richtige Fehler gibt es bei Tacos und Co. eigentlich nicht, sagt die Autorin. Ähnlich wie bei Burgern stelle sich nur die Frage, wie sich alles unfallfrei essen lässt. „Das ist wirklich Fingerfood, das ich in der Hand halte. Die Soße sollte erst am Ende zugegeben werden, damit der Fladen nicht durchweich­t.“

Für Gastgeber ist es das perfekte Essen. „Alle Zutaten klein schneiden und in Schälchen auf den Tisch. Es ist so etwas wie das mexikanisc­he Pendant zu Fondue oder Raclette: Alle können sich nehmen, was sie persönlich mögen“, empfiehlt Tanja Dusy.

Neben Tequila, einem AgavenBran­d, und Bier aus Mexiko kann auch alkoholfre­ies Aqua fresca aus Wassermelo­ne serviert werden. Melone, Limettensa­ft und Mineralwas­ser pürieren und mit Limette und Minzeblätt­chen garnieren. Nun wird auf Gesundheit, Wohlstand und Liebe angestoßen: „Salud, dinero y amor!“

 ?? FOTO: ARNE EWERBECK/DPA ?? Wer zwischen Dips und Toppings für seinen Taco wählen will, kann auch zu Guacamole, eingelegte­n Zwiebel-Pickles und veganem Käse-Dip aus Kartoffeln, Möhren, Hefeflocke­n und etwas Chili-Schärfe greifen.
FOTO: ARNE EWERBECK/DPA Wer zwischen Dips und Toppings für seinen Taco wählen will, kann auch zu Guacamole, eingelegte­n Zwiebel-Pickles und veganem Käse-Dip aus Kartoffeln, Möhren, Hefeflocke­n und etwas Chili-Schärfe greifen.
 ?? FOTO: VIVI D'ANGELO/DPA ?? Für die Quesadilla­s wird der Fladen erwärmt, mit Käse bestreut, gefüllt – etwa wie hier auch mit Süßkartoff­el – und dann komplett zugeklappt.
FOTO: VIVI D'ANGELO/DPA Für die Quesadilla­s wird der Fladen erwärmt, mit Käse bestreut, gefüllt – etwa wie hier auch mit Süßkartoff­el – und dann komplett zugeklappt.
 ?? FOTO: TINA BUMANN/DPA ?? Burritos werden auch „Eselspäckc­hen“genannt. Sie werden mit Gegartem und weiteren Zutaten gefüllt. Der Fladen wird seitlich eingerollt, die untere Seite straff einschlage­n und der Burrito von unten nach oben aufgerollt.
FOTO: TINA BUMANN/DPA Burritos werden auch „Eselspäckc­hen“genannt. Sie werden mit Gegartem und weiteren Zutaten gefüllt. Der Fladen wird seitlich eingerollt, die untere Seite straff einschlage­n und der Burrito von unten nach oben aufgerollt.
 ?? BUMANN/DPA FOTO: TINA ?? Enchiladas werden gefüllt, eingerollt, mit einer würzigen Tomatensoß­e übergossen und mit Käse überbacken. Tanja Dusy nennt sie „Rundum-Sorglos-Pakete“, die nicht gerade für die schlanke Linie gedacht sind.
BUMANN/DPA FOTO: TINA Enchiladas werden gefüllt, eingerollt, mit einer würzigen Tomatensoß­e übergossen und mit Käse überbacken. Tanja Dusy nennt sie „Rundum-Sorglos-Pakete“, die nicht gerade für die schlanke Linie gedacht sind.
 ?? FOTO: ARNE EWERBECK/DPA ?? Mexikanisc­he Tacos gibt es auch vegan: Arne Ewerbeck füllt sie mit Bohnenpast­e, einer Soße aus Tomaten, Zwiebeln und Chili namens Pico de Gallo, Gemüse-Fajita aus Paprika, Zwiebeln und Champignon­s sowie Mais-Salsa.
FOTO: ARNE EWERBECK/DPA Mexikanisc­he Tacos gibt es auch vegan: Arne Ewerbeck füllt sie mit Bohnenpast­e, einer Soße aus Tomaten, Zwiebeln und Chili namens Pico de Gallo, Gemüse-Fajita aus Paprika, Zwiebeln und Champignon­s sowie Mais-Salsa.

Newspapers in German

Newspapers from Germany