Erwachsen und angriffslustig
Leverkusen will die Bayern ärgern – Wären da nur nicht die Erinnerungen an 2020
(SID) - Die Erinnerungen an den 19. Dezember 2020 sind schmerzhaft. Vollgetankt mit Selbstvertrauen empfing Bayer Leverkusen als ungeschlagener Tabellenführer den Rekordmeister Bayern München – doch die Werkself unterlag unglücklich in letzter Minute, es folgte ein Absturz bis auf Platz sechs.
Ein Déjà-vu soll für den Bayern-Jäger Nummer 1 beim nächsten Anlauf im Topspiel am Sonntag (15.30 Uhr/ DAZN) gegen den punktgleichen Tabellenführer ausbleiben – in den vergangenen Monaten wurde an vielen Stellschrauben gedreht. „Das Gesamtkonstrukt hat sich verändert, der Trainer hat viel verändert in der Kabine“, sagt Bayer-Abwehrchef Jonathan Tah: „Es steht am Wochenende eine Mannschaft auf dem Platz, in der jeder alles für jeden gibt.“Die Kritik am damaligen Trainer Peter Bosz ist unüberhörbar. Die Art des neues Coaches Gerardo Seoane hat es hingegen nicht nur dem 25-Jährigen schwer angetan. „Wir sind als Mannschaft gewachsen und auch erwachsener geworden, auch wenn wir noch mehr jüngere Spieler dabei haben als im letzten Spiel“, sagt Tah, der seinen Vertrag bei der Werkself erst kürzlich vorzeitig bis 2025 verlängerte. Seit Seoanes Ankunft sei Mentalität in die Kabine gekommen. Jeder müsse Verantwortung übernehmen, „für sich und für das Team“, sagte Tah.
Wie erwachsen Leverkusen tatsächlich ist, kann es bei der Reifeprüfung gegen die Bayern zeigen. Von Vorteil könnte dabei auch die Unruhe in München sein. Der Heim-Nieder- lage gegen Eintracht Frankfurt (1:2) folgten am Mittwoch Schlagzeilen über die Vollstreckung einer Haftstrafe gegen Weltmeister Lucas Hernández (siehe Text oben). Zudem könnten die Voraussetzungen bei der Werkself kaum besser sein. Neben dem Glücksgriff auf der Trainerposition ist der Kader exzellent besetzt. Patrik Schick ist im Sturmzentrum mit sechs Saisontoren gesetzt. Wird der Tscheche geschont, ersetzt ihn der argentinische Nationalstürmer Lucas Alario nahezu gleichwertig. Braucht das 18 Jahre alte Wunderkind Florian Wirtz eine Verschnaufpause, stehen Karim Bellarabi, Paulinho oder Nadiem Amiri zur Wahl. Im Tor liefert Kapitän Lukas Hradecky regelmäßig starke Leistungen ab.
Der Dezembertag im Vorjahr ist aber noch nicht ganz verdrängt. Sicherlich habe die Niederlage dazu beigetragen, „dass wir in ein kleines Loch reinkamen“, meint Tah. Er sei sich aber sicher, dass es dieses Mal nicht passieren werde, „egal, wie das Ergebnis am Wochenende ausfällt. Die gesamte Mannschaft freut sich sehr auf das Spiel. Es ist ein Topspiel, alle sind heiß drauf.“
Der Rückenwind des erfolgreichen Saisonstarts ist immens: „Diese Dynamik habe ich in den Jahren vorher nicht erlebt“, sagt Tah, der „eine grundsätzlich positive Energie verspürt. Ich hoffe, dass wir es bis zum Ende der Saison durchziehen.“Dafür muss die Werkself erst einmal die Reifeprüfung gegen die Bayern ablegen.