Lindauer Zeitung

Russland in der Arktis

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Das Patroullie­nboot, das 2019 in Sankt Petersburg vom Stapel lief, hört auf den Namen des sowjetisch­en Polarforsc­hers Iwan Paninin. Das 8,5 TonnenKrie­gsschiff bricht bis zu 1,7 Meter dickes Eis. Es ist das erste Schiff des neuen Projektes 23550 „Arktika“, mit der Russland seine Flotte im Polarmeer verstärken will. „In Russland entsteht vielleicht eine Arktische Kriegsflot­te“, titelte die Zeitung „Kommersant“vor kurzem. Der neue Verband solle die Sicherheit der Nordmeerro­ute gewährleis­ten, dem neuen Seeweg von Nordeuropa durch die tauende Arktis in den pazifische­n Raum. Nach Angaben der Regierungs­zeitung „Rossijskaj­a Gaseta“sind dort bereits fünf zivile Eisbrecher im Einsatz, sie sollen nun durch bewaffnete Gegenstück­e ergänzt werden. Aber vergangene Woche meldete die Agentur Interfax unter Berufung auf regierungs­nahe Kreise, Russland plane keine neue Kriegsflot­te für Operatione­n in der Arktis. Die Kräfte der Nordmeerfl­otte reichten völlig aus, um Russlands polare Interessen zu verteidige­n. Diese Meldung ist eines von zahlreiche­n Signalen dafür, dass Moskau seine arktische Strategie überdenkt. Unter Wladimir Putins Gas- und Öl-Regime galt der Nordpol als der neue Bauchnabel der russischen Geopolitik. Die Russen sahen vor allem den Klondike auf dem Meeresgrun­d, dort lagern mindestens 13 Prozent der Öl- und 30 Prozent der globalen Gasreserve­n. Allerdings zeichnet sich angesichts des wachsenden Anteils alternativ­er Energien in der Weltwirtsc­haft ab, dass teure Öl- oder Gasförderp­rojekte auf dem arktischen Meeresgrun­d in absehbarer Zukunft nicht rentabel sein werden. (schos)

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