Vom Holzbrett zum Messestand
Die wechselvolle Geschichte der Frankfurter Buchmesse, die nächste Woche beginnt
(KNA) - Die Frankfurter Buchmesse ist seit ihren Anfängen jahrzehntelang unaufhörlich und gewaltig gewachsen: Vor 72 Jahren, am 18. September 1949, wurde in der Frankfurter Paulskirche die erste deutsche Buchmesse nach dem Krieg eröffnet. 205 deutsche Aussteller kamen damals zusammen. 2019 zählte die inzwischen größte Buchmesse der Welt rund 7500 Aussteller aus mehr als 100 Ländern. Doch 2020 folgte ein schwerer Einbruch wegen der Corona-Pandemie: eine Buchmesse ganz ohne Aussteller. Die sonst mehrere Messehallen umfassende weltgrößte Bücherschau schrumpfte zu einer weitgehend digitalen Veranstaltung. Auch die Messestände der Verlage wurden digital, notgedrungen.
2021 aber zeigen vom 20. bis 24. Oktober Aussteller wieder Präsenz in den Messehallen, wenn auch deutlich weniger als früher. Zur 73. Frankfurter Buchmesse haben sich bislang rund 1500 Aussteller angemeldet.
Die physische Präsentation der Verlage war mit den Jahren immer komfortabler geworden, Messestände glichen zuletzt einem Wohnzimmer. Auch 2021 konnten Aussteller auf der Internetseite der Buchmesse nun wieder einen Messestand buchen, von der preisgünstigsten „Classic“-Version bis zum „Systemstand
Deluxe“, ein „maßgeschneiderter Stand für einen individuellen Look“. 2020 hätte manchen einer sogar die spartanische Ausstattung der Anfangsjahre gerne in Kauf genommen, als die Messestände noch sehr einfach gebaut waren: mit zwei mal zwei Meter langen, schräg gestellten Holzbrettern.
1949 wurde als Veranstaltungsort ein repräsentatives Gebäude gesucht, das im Trümmerfeld Frankfurts wieder aufgebaut war. So kam die Buchmesse in die Paulskirche. Der anfängliche Deutschlandbezug verlor sich bereits bei der zweiten Frankfurter Buchmesse 1950, als auch Verlage aus dem europäischen Ausland und den USA anreisten. 2018 kamen nur noch 31 Prozent der Verlage aus Deutschland, der Rest aus aller Welt.
Frankfurt wurde nicht ohne Grund nach dem Zweiten Weltkrieg zur deutschen Bücherstadt. Schon 1370 hatte es dort eine „Messe für Bücher“gegeben. Und im 15. Jahrhundert erfand Johannes Gutenberg im knapp 40 Kilometer entfernten Mainz den Buchdruck, der die Herstellung von Büchern komplett veränderte. Frankfurt wurde zum wichtigsten Handelsplatz in Europa für die nach der neuen Methode produzierten Bücher.
Bis ins 17. Jahrhundert blieb Frankfurt als Buchmesse-Stadt ein Zentrum Europas. Erst im 18. Jahrhundert spielte Leipzig die größere Rolle. „Die Frankfurter Messe verkam weitgehend zu einer Zusammenkunft von Raubdruckern und versank im 19. Jahrhundert gar gänzlich in der Bedeutungslosigkeit“, so Peter Weidhaas, Leiter der Frankfurter Buchmesse von 1975 bis 2000, in seinem Buch „Zur Geschichte der Frankfurter Buchmesse“. Erst 1949 sei es zwei Frankfurter Buchhändlern gelungen, die Buchmesse-Tradition wiederzubeleben.