Was bedeutet Rendite bei einem Fonds?
Experten beantworten Leserfragen rund um Fonds, Aktien, Börse und Geldanlagen bei der Telefonaktion der „Schwäbischen Zeitung“
(sz) - Steigende Inflation, Unsicherheit an den Aktienmärkten, weiterhin null Zins – wie kann man in diesen Zeiten sein Geld sicher und gewinnbringend anlegen? Lassen sich mit Fonds und Aktien die Folgen der Inflation abfangen? Welcher Fonds passt am besten zu meinen Anlagezielen und meiner Lebenssituation? Fragen rund um Fonds, Aktien, Börse, Geldanlagen beantworteten David Krahnenfeld, Benjamin Schade und Wolfgang Raab vom deutschen Fondsverband BVI den Lesern der „Schwäbischen Zeitung“bei einer Telefonaktion.
Aus einem Hausverkauf erhalte ich 23 000 Euro, ich bin über 70 Jahre und möchte das Geld in offene Immobilienfonds anlegen. Was meinen Sie?
Offene Immobilienfonds investieren breit gestreut in Immobilien und sind grundsätzlich eine solide, schwankungsarme Anlage. Ein Vorteil für den Anleger ist: Wenn ein Mieter nicht zahlt, ist das weniger schlimm als wenn man selbst ein Haus oder eine Wohnung vermietet hat. Sie müssen wohl beachten, dass für offene Immobilienfonds eine Ersthaltefrist von zwei Jahren besteht. Freilich sollte der Anlagehorizont bei offenen Immobilienfonds ohnehin wenigstens etwa fünf Jahre betragen. Außerdem ist eine Kündigungsfrist von einem Jahr einzuhalten. Wobei man bereits während der Mindesthaltefrist kündigen kann. Denken Sie auch daran, einen Teil Ihres Geldes für kurzfristigen Bedarf liquide zu halten und nicht alles fest anzulegen.
Ich habe 50 000 Euro auf dem Sparbuch und benötige das Geld nicht. Was kann ich tun, um den Negativzinsen zu entkommen?
Eine Anlage in Fonds ist als Alternative gut geeignet, wenn Sie das Geld für etwa fünf Jahre oder länger anlegen wollen. Bei Aktienfonds beispielsweise betrugen langfristig die Renditen im Schnitt etwa fünf bis sieben Prozent, teilweise auch mehr. Insbesondere für einen langfristigen
Vermögensaufbau sind Aktienfonds gut geeignet. Schwankungsärmere Mischfonds können als Ergänzung dienen, wenn nicht alles in Aktienfonds angelegt werden soll.
Was halten Sie von ETFs als Anlage?
Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein passiver Fonds, der einen Index wie beispielsweise den Dax abbildet. Die Wertentwicklung eines ETFs richtet sich daher nach dem jeweils zugrunde gelegten Index. Bei einem ETF wird kein aktives Management benötigt, das sich um die Auswahl der am besten geeigneten Wertpapiere bemüht, wie das bei aktiven Aktienfonds der Fall ist. Demzufolge sind ETFs kostengünstiger als aktive Fonds. Das heißt aber nicht automatisch, dass sie auch besser sind. Anleger von ETFs machen alle Schwankungen des Index mit. Ein guter Fondsmanager kann den Index schlagen.
Ich habe eine fällige Lebensversicherung in Höhe von 150 000 Euro ausgezahlt bekommen. Was kann ich tun, um meine Rente damit aufzubessern?
Sie könnten das Geld in Fonds anlegen, verbunden mit einem Entnahmeplan, der zum Beispiel monatliche Auszahlungen vorsieht. In Betracht kommen je nach Anlagementalität Rentenfonds und Mischfonds. Vorteil für Sie: Ein Entnahmeplan kann flexibel nach Ihren Bedürfnissen ausgestaltet werden.
Lohnt es sich, bevorzugt in offenen Immobilienfonds anzulegen, wenn man Schutz vor Inflation sucht? Wie hoch ist deren Rendite? Achten Sie auf eine breite Vermögensstreuung. Offene Immobilienfonds sind nicht zuletzt auch als Schutz vor Inflation mit einem Teil des Vermögens sinnvoll. Berücksichtigen Sie auch andere Sachwerte wie Aktien oder Aktienfonds. Besprechen Sie das am besten mit Ihrem Berater. Die Rendite offener Immobilienfonds lag im Schnitt bei etwa zwei bis vier Prozent jährlich.
Was bedeutet Rendite bei einem Fonds?
Das ist der Ertrag, den ein in Fonds angelegtes Kapital in einem bestimmten Zeitraum bringt. Er setzt sich zusammen aus der Wertentwicklung des Fonds und den Ausschüttungen der Erträge. Bei Aktienfonds sind dies Dividenden, bei Rentenfonds Zinsen und bei offenen Immobilienfonds Mieteinnahmen.
Ich habe während der Corona-Zeit durch den eingeschränkten Lebensstil 10 000 Euro gespart. Das Geld möchte ich kurzfristig, für ein bis zwei Jahre, gewinnbringend anlegen. Was schlagen Sie vor?
Kurzfristig ist ohne Risiko keine gewinnträchtige Anlage möglich. Wenn Sie kein Risiko eingehen wollen, bleibt bei einer so kurzfristigen Anlage nur ein Tagesgeld- oder Sparkonto bei Inkaufnahme extrem niedriger Zinsen oder das Belassen auf dem Girokonto.
Was ist unter einem Ausgabeaufschlag zu verstehen?
Der Ausgabeaufschlag wird beim Kauf von Investmentfonds einmalig erhoben und von der Anlagesumme abgezogen. Die Höhe des Ausgabeaufschlags ist von Fonds zu Fonds unterschiedlich. Fragen Sie vor einem Kauf danach.
Mit der Entwicklung der Mischfonds meiner Bank in den vergangenen zehn Jahren bin ich unzufrieden, da die Aktienmärkte weit besser gelaufen sind. Was tun? Mischfonds dürfen sowohl in Aktien als auch in festverzinsliche Wertpapiere anlegen. Dadurch sind sie schwankungsärmer als Aktienfonds, bieten aber auf Dauer auch niedrigere Renditen. Überlegen Sie, welche Fonds am besten zu Ihrem Risikoprofil passen. Schauen Sie auch mal auf die Internetseite des deutschen Fondsverbandes (www.bvi.de). Dort finden Sie weitere Informationen zu dem Thema und auch Statistiken zur Wertentwicklung von Fonds.
Ich will 50 000 Euro ohne Verlust anlegen, kommen da Fonds infrage?
Investmentfonds sind gesetzlich so geregelt, dass sie ein hohes Maß an Sicherheit bieten. Sie sind ein Sondervermögen. Das bedeutet, dass Ihnen auch im Konkursfall das Geld in vollem Umfang erhalten bleibt. Allerdings müssen Anleger bei Fonds auch mit Wertschwankungen rechnen. Wenn Sie Kursverluste reduzieren wollen, bieten sich zum Beispiel offene Immobilienfonds oder – bei einem längerfristigen Anlagehorizont – auch Mischfonds mit einem geringen Aktienanteil an. Details sollten Sie mit Ihrem Anlageberater besprechen.
Kann man vermögenswirksame Leistungen (VL) in Fonds anlegen? Ja, dabei sind bis zu 40 Euro monatlich vom Arbeitgeber möglich und es gibt eine Förderung durch die Arbeitnehmersparzulage bei einem zu versteuernden Bruttoeinkommen von maximal 20 000 Euro für Ledige und 40 000 Euro für Verheiratete. Nach dem Vermögensbildungsgesetz sind lediglich Aktienfonds VLfähig; sie bieten aber langfristig auch die besten Renditechancen!
Soll man bei Aktienfonds jetzt Gewinne realisieren und verkaufen? Die Frage ist, was haben Sie mit dem Geld dann vor? Wenn Sie es demnächst benötigen, verkaufen Sie. Aber wenn Sie neu investieren wollen, wohin dann mit dem Erlös? Wenn man den realen Wert seines Ersparten angesichts der stark gestiegenen Inflationsrate erhalten möchte, bleibt kaum eine Alternative zu Aktienfonds. Mit Festgeld oder Spareinlagen ist das derzeit auf keinen Fall mehr möglich. Aktienfonds haben dagegen, auch wenn immer wieder kurzfristige Rückschläge drohen können, langfristig weiterhin attraktive Renditechancen.
Was ist besser, einzelne Aktien kaufen oder einen Aktienfonds? Bei Aktienanlagen ist grundsätzlich eine breite Streuung wichtig, um das Schwankungsrisiko zu minimieren. Um mit Einzelaktien eine ausreichende Risikostreuung zu erzielen, muss man Aktien vieler verschiedener Unternehmen kaufen. Das geht nur mit ausreichenden Kenntnissen über Aktienunternehmen und mit größeren Anlagebeträgen. Leichter ist es dagegen für Anleger mit Aktienfonds, da hier das Fondsmanagement für eine professionelle Risikostreuung sorgt.
Wann kann man endlich wieder mit ordentlichen Zinsen rechnen, sodass sich das Sparen wieder lohnt?
Derzeit spricht wenig für deutlich höhere Zinsen. Es sieht eher so aus, als ob die Europäische Zentralbank ihre Niedrigzinspolitik auf absehbare Zeit beibehalten wird. Dennoch lohnt es sich zu sparen, um langfristig Vermögen zu bilden. Fonds sind für einen allmählichen Vermögensaufbau gut geeignet, denn hier lassen sich mit entsprechenden Sparplänen nach wie vor interessante Renditen erzielen.
Wie flexibel bin ich mit Aktienfonds? Kann ich die jederzeit veräußern?
Mit Investmentfonds bleiben Sie sehr flexibel. Sie können Aktienfondsanteile jederzeit zum aktuellen Wert zurückgeben.