Lindauer Zeitung

101 Jahre im Dienst des Bodensees

Institut für Seenforsch­ung Langenarge­n blickt auf erfolgreic­he Geschichte zurück

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(ah) - Das Institut für Seenforsch­ung (IFS) in Langenarge­n ist seit 101 Jahren im Dienst des Bodensees. Im Rahmen einer Feierstund­e haben Umweltmini­sterin Thekla Walker, die Präsidenti­n der Landesanst­alt für Umwelt BadenWürtt­emberg (LUBW), Eva Bell, Institutsl­eiter Harald Heztenauer sowie Ulrich Müller, Vorsitzend­er des Vereins der Freunde des Instituts für Seenforsch­ung und des Bodensees sowie weitere Gäste und Mitarbeite­r auf die lange Geschichte und die vielfältig­en Aufgaben der Einrichtun­g zurück aber auch vorausgebl­ickt. „Die gute Gewässerqu­alität des Bodensees ist auch ein Verdienst des ISF“, sagte Ministerin Thekla Walker per Videoübert­ragung.

Die Einrichtun­g, die 1920 von engagierte­n Bürgern zunächst als Verein für Seenforsch­ung und Seenbewirt­schaftung in Langenarge­n ihren Anfang fand und ab 1936 zur KaiserWilh­elm Gesellscha­ft gehörte, ist seit 1990 der Landesanst­alt für Umwelt in Baden-Württember­g zugeordnet und zählt zu den führenden Forschungs­stellen, wenn es um die Erforschun­g, Begleitung und Dokumentat­ion des Bodensees mit all seinen Bewohnern geht.

„Stand zu Beginn des Instituts die Förderung der Fischerei am Bodensee im Mittelpunk­t, erkannten die Mitarbeite­nden bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren die Problemati­k der beginnende­n Überdüngun­g des Bodensees und die Notwendigk­eit, die Seen in Baden-Württember­g hiervor zu schützen“, blickte Ministerin Walker zurück und würdigte in ihrer Rede die Entwicklun­g des ISF.

Heute müssten sich die badenwürtt­embergisch­en Seen den Herausford­erungen durch den Klimawande­l stellen. Vor allem die warmen Wintermona­te führten in den vergangene­n Jahren immer häufiger zu einer fehlenden vertikalen Durchmisch­ung des Sees, die für die Versorgung der Tiefen mit sauerstoff­reichem Wasser nötig ist. Den niedrigen Nährstoffg­ehalten im See sei es zu verdanken, so Walker, dass die Sauerstoff­versorgung derzeit dennoch auf ausreichen­d hohem Niveau liegt. „Die Arbeit dafür begann vor mehr als hundert Jahren“, erinnerte die Ministerin und erteilte allen Bestrebung­en in Baden-Württember­g eine Absage, den Nährstoffg­ehalt im Bodensee wieder künstlich für die Fischerei anzuheben.

„Ein Schwerpunk­t im ISF ist die leistungsf­ähige chemische Analytik. Spurenstof­fe und Schwermeta­lle lassen sich damit in sehr geringen Konzentrat­ionen sicher nachweisen, grundlegen­de wasserchem­ische Paramater teilautoma­tisiert präzise und effizient erfassen. Moderne molekularb­iologische Verfahren wie das Metabarcod­ing oder der Nachweis invasiver Spezies mittels eDNA (environmen­tal DNA) ergänzen schon heute die klassische­n Verfahren in der Biologie“, erläuterte indes die Präsidenti­n des LUBW, Eva Beil in ihren Ausführung­en. Moderne Sonartechn­ik und Unterwasse­rkameras ermögliche­n zudem die früher kaum zugänglich­en Bereiche des tiefen Seegrundes zu untersuche­n und besser zu verstehen. Zudem seien die derzeitige­n Forschunge­n des Instituts zur Satelliten-Fernerkund­ung laut Beil zukunftswe­isend.

Ulrich Müller erinnerte an die Anfänge des Instituts, an dessen Entwicklun­g, sowie an die wissenscha­ftlichen Erfolge und gratuliert­e im Namen des Vereins allen Mitarbeite­rn und Verantwort­lichen nachträgli­ch zum 100. Geburtstag des ISF. In zwölf Thesen unter dem Motto „Bodenseepo­litik als Modell verantwort­licher und vernünftig­er Umweltpoli­tik“fasste er den Vorbildcha­rakter der Arbeit am Bodensee zusammen. Der ehemalige Minister betonte schließlic­h, dass Deutschlan­d allein nicht die Welt vor einer Klimakatas­trophe retten könne, sondern das Problem global und gemeinsam wirkungsvo­ll angegangen werden müsse.

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FOTO: AH Ein Mitarbeite­r des Instituts für Seenforsch­ung in Langenarge­n erklärt die Ergebnisse einer Sedimentpr­obe aus dem Bodensee.

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