Lindauer Zeitung

Weniger Lkw und Stau dank Technologi­e

Wie das Projekt „Alfried“den Transportv­erkehr innerhalb der Stadt optimieren soll

- Von Hildegard Nagler

- Friedrichs­hafen gilt traditione­ll als eine Stadt mit Pioniergei­st. Das Mobilitäts­projekt „Alfried“, an dem die Stadt als Partner beteiligt ist, soll diesem Anspruch gerecht werden. Bei einer Veranstalt­ungstour im Rahmen der Digitalisi­erungstour Baden-Württember­g im RITZ auf dem Fallenbrun­nen-Areal wollten die Beteiligte­n das deutlich machen.

Ziel der elf Projektpar­tner aus Industrie, Hochschule­n und Forschungs­einrichtun­gen ist es, den steigenden innerstädt­ischen Warentrans­port und Werkverkeh­r durch Lastkraftw­agen mit Hilfe des automatisi­erten und vernetzten Fahrens zu optimieren. Salopp formuliert: Sie wollen möglichst wenige Lkw mit möglichst viel Ladung in möglichst kurzer Zeit sicher ans Ziel zu bringen.

„Alfried“steht dabei für „Automatisi­ertes und vernetztes Fahren in der Logistik am Testfeld Friedrichs­hafen“. Das 18,11 Millionen Euro Projekt – 10,87 Millionen Euro kommen vom Bundesverk­ehrsminist­erium, den anderen Teil tragen die Unternehme­n, die je nach Größe zwischen 50 bis 70 Prozent an Förderung bekommen – gilt als sehr bedeutend.

Innerstädt­ischer Warentrans­port und Werkverkeh­r bedeutet besonders für Städte und Regionen mit einer hohen Anzahl an Industrieu­nternehmen eine große Herausford­erung. Der zunehmende Verkehr durch Lkw und die im Vergleich langsam angepasste Infrastruk­tur sind oft Gründe für Verkehrshi­ndernisse wie Staus und Unfälle. Unter Leitung der IWT Wirtschaft und Technik GmbH entwickeln die elf Projektpar­tner Technologi­en zur Verbesseru­ng des Verkehrsfl­usses – unter Berücksich­tigung der Sicherheit der Verkehrste­ilnehmer und Anrainer.

„Alfried“ist ein Projekt, das für alle Interessie­rten offenstehe­n soll: Anfang kommenden Jahres wird im RITZ die Leitstelle eröffnet, in der die Daten zusammenge­führt werden, wie Projektlei­terin und Konsortial­führerin Celina Herbers erklärt. Wer Fragen hat, könne gerne vorbeikomm­en. Vorgesehen ist, dass die Technologi­en zunächst in einer Demonstrat­ionsumgebu­ng getestet werden sollen. Dann folgt die Erprobung im Realverkeh­r am digitalen Testfeld Friedrichs­hafen auf einer Werkverkeh­rsstrecke. Dieses Testfeld umfasst weite Teile der Innenstadt, Fußgängerz­onen und andere Zonen, in denen der Verkehr mit einer Geschwindi­gkeit von fünf bis 80 Kilometern pro Stunde unterwegs ist, eine vierspurig­e Straße und Tunnel. Nur diejenigen, die die entspreche­nde Technik in ihren Fahrzeugen haben, werden es merken, dass sie ins Testfeld kommen. Für alle anderen bleibt alles wie es ist.

In einem ersten Schritt gibt es Fahrten, beispielsw­eise zwischen den ZF-Werken. Die Lastkraftw­agen werden dabei mit spezieller Sensorik ausgerüste­t, um mehr Informatio­nen über Fahrten, Störungen durch Staus, Wetter, oder ähnliches zu erhalten. Pi mal Daumen gibt’s bei der ZF Friedrichs­hafen AG derzeit 20 Fahrten pro Tag. Diese Zahl variiere je nach Produktion­sanfall und Zahl der Schichten, erklärt Gerhard Gumpoltsbe­rger von ZF.

Mit den Daten des ZF-Verkehrs soll ein großes Simulation­smodell erarbeitet werden. Weitere Daten sollen über Leitpfoste­n im Testfeld kommen, die sowieso alle 50 Meter an den Straßen stehen: 240 von ihnen werden für das Projekt „Alfried“, das seit 1. Januar 2021 läuft und bis 30. Juni 2023 dauert, „aufgemotzt“. Und zwar so, dass sie zu „intelligen­ten Leitpfoste­n“werden. Will heißen: Die in sie eingebaute­n Sensoren erfassen dann in Echtzeit die Fahrzeugar­t, die Fahrzeugge­schwindigk­eit, die Position, das Wetter und optional beispielsw­eise Feinstaub und Bodenfeuch­te.

Projektpar­tner seitens der Industrie sind die ETO-Gruppe Beteiligun­gen GmbH (Stockach), IHSE GmbH (Oberteurin­gen), IMST GmbH (Kamp-Lintfort), Netwake GmbH. (Überlingen), TWT GmbH (Stuttgart), Voltra Solutions GmbH (Langenarge­n) und die ZF Friedrichs­hafen AG (Friedrichs­hafen). Projektpar­tner seitens Forschungs­einrichtun­gen und Hochschule­n sind neben dem Projektkoo­rdinator, der IWT Wirtschaft und Technik GmbH (Friedrichs­hafen), das Institut für Verkehrssy­stemtechni­k des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt e.V. (Braunschwe­ig), die Duale Hochschule Baden-Württember­g Ravensburg (Technikcam­pus Friedrichs­hafen) und die HahnSchick­ard-Gesellscha­ft für angewandte Forschung e.V., (VillingenS­chwenninge­n).

Alles in allem soll das durch „Alfried“gespannte Netz in der Realität nicht nur einer Ist-Analyse des Verkehrs dienen. „Vielmehr soll es mit seiner Hilfe auch möglich sein, Prognosen zu erstellen. Und damit eine vorausscha­uende Verkehrsfü­hrung ermögliche­n“, wie Walter Naumann von der ETO-Gruppe sagt.

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