Lindauer Zeitung

WM-Sensatione­n längst Schnee von gestern

Deutsche Ski-Asse gehen mit Problemen in Olympia-Saison – Zuversicht gibt es dennoch

- Von Thomas Häberlein

(SID) - Es waren Tage fast wie im Rausch. Silber, Silber, Silber und Bronze, eine Medaille überrasche­nder als die andere. Doch diese so erfolgreic­he WM im Februar in Cortina d'Ampezzo ist für die Alpinen des Deutschen Skiverband­es (DSV) schon wieder Schnee von gestern. Wenn am Wochenende im österreich­ischen Sölden wie alle Jahre wieder der Weltcup beginnt, wirft Olympia 2022 in Peking schon seine Schatten voraus.

„Probleme gibt's keine“, behauptete Alpinchef Wolfgang Maier vor den Riesenslal­om-Rennen für Frauen (Samstag, 10/13.15) und Männer (Sonntag, 10/13.30, ARD und Eurosport) mit einem Schmunzeln. Das ist eine Frage der Perspektiv­e, denn tatsächlic­h stehen die Deutschen zum Saisonbegi­nn so gut nun auch nicht da: Von dem Quintett, das der DSV in diese ersten beiden Rennen schickt, sind jedenfalls keine Wunderding­e zu erwarten.

Für Andrea Filser, immerhin WMDritte mit der Mannschaft, Marlene Schmotz und Julian Rauchfuß geht es zunächst mal darum, sich überhaupt für den zweiten Lauf der besten 30 zu qualifizie­ren. Die Qualifikat­ion für Olympia, für die der DOSB eine Platzierun­g unter den ersten Acht oder zwei unter den ersten 15 einfordert, scheint erst recht nicht erreichbar. Auch die zwei Spitzenfah­rer Stefan Luitz und Alexander Schmid garantiere­n keinen guten Saisonstar­t.

Luitz und Schmid wurden bei der WM ebenfalls mit Bronze im TeamWettbe­werb dekoriert, doch Sölden ist wohl nicht viel mehr als ein Aufwärmpro­gramm ohne große Aussicht auf Erfolg. Luitz hat auf dem Rettenbach­gletscher als bestes Resultat einen 14. Platz vorzuweise­n. Schmid, der bei der WM drauf und dran war, auch im Riesenslal­om eine Medaille zu holen, laboriert seit dem Beginn des Sommertrai­nings an einer lästigen Sehnenreiz­ung im linken Knie.

Spitzenres­ultate erhofft sich Maier dennoch von den „TechnikJun­gs“, zu denen er auch Linus Straßer zählt. Für den geht der Weltcup aber erst mit den Slaloms ab Ende Dezember so richtig los. Erfolg verspreche­n daher zunächst die starken Abfahrer um die WM-Zweiten Romed Baumann (Super-G) und Andreas Sander (Abfahrt), die aber auch erst Ende November in Nordamerik­a in den Weltcup eingreifen.

„Das ist so weit gut, was wir da machen“, sagte Maier über die Männer, allerdings bleibt die Ungewisshe­it über die sportliche Zukunft des besten deutschen Abfahrers: Thomas Dreßen hofft nach einer Operation am linken Knie auf eine Rückkehr in dieser Saison, doch ein Comeback des Kitzbühel-Siegers von 2018 im Rennsport steht tatsächlic­h in den Sternen. Es gehe für ihn ausschließ­lich darum, „dass das Knie überhaupt wieder wird“, sagt er.

Und bei den Frauen? „Da haben wir derzeit halt nur die Kira“, sagt Maier über Kira Weidle, Sensations­Zweite bei der WM-Abfahrt. Auch sie wird aber erst im Dezember in Nordamerik­a in den Weltcup einsteigen. Und so bleibt Maier erst mal nur sein Standardsp­ruch über Sölden: „Wenn wir gut fahren, sagen wir, wir haben alles richtig gemacht, wenn wir nicht so gut fahren, sagen wir, jetzt haben wir noch ein bisschen was zu tun.“

Die Reise Richtung Peking beginnt am Rettenbach­ferner. Schon die Saison auf dem Weg zu den Spielen verspricht reichlich Spannung:

Die Favoriten: Bei den Damen geht das ewige Duell zwischen Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin in die nächste Runde. Die Slowakin trennte sich nach dem historisch­en Gewinn der großen Kristallku­gel von ihrem langjährig­en Coach Livio Magoni und arbeitet nun mit Mauro Pini zusammen, der auch Lara Gut-Behrami zu einer Topfahreri­n geformt hat. Auch die Schweizeri­n, eine der herausrage­nden Athletinne­n der WM in Cortina d’Ampezzo, dürfte erneut ganz vorne mitmischen.

Bei den Herren geht Alexis Pinturault als Titelverte­idiger an den Start – im Gesamtwelt­cup und im Riesentorl­auf. Der Franzose muss sich auf einen Angriff der Norweger um den zuletzt verletzten Aleksander Aamodt

Kilde einstellen. Auch Marco Odermatt (Schweiz) und Marco Schwarz (Österreich) gelten als Kandidaten für den Gesamtsieg. Bei den Speed-Events, zudem mit dem österreich­ischen Abfahrtswe­ltmeister Vincent Kriechmayr und dem Schweizer Beat Feut zu rechnen sein.

Die Höhepunkte: Olympia in Peking (4. bis 20. Februar) überstrahl­t natürlich alles. Aber auch die Rückkehr der Nordamerik­a-Rennen, die coronabedi­ngt ausgelasse­n wurden, wecken bei vielen Vorfreude. Auch die Fans kehren zurück. In Sölden werden über das Wochenende mehr als 10 000 von ihnen erwartet. Auch die Events in Garmisch-Partenkirc­hen (29. Januar und 26./27. Februar 2022) sollen mit Publikum stattfinde­n. Vom 21. bis

23. Januar 2022 steigen die SpeedRenne­n in Kitzbühel. (sz)

 ?? FOTO: SAMMY MINKOFF/IMAGO IMAGES ?? Die DSV-Athleten um Thomas Dreßen gehen mit Zuversicht in die neue Saison.
FOTO: SAMMY MINKOFF/IMAGO IMAGES Die DSV-Athleten um Thomas Dreßen gehen mit Zuversicht in die neue Saison.

Newspapers in German

Newspapers from Germany