WM-Sensationen längst Schnee von gestern
Deutsche Ski-Asse gehen mit Problemen in Olympia-Saison – Zuversicht gibt es dennoch
(SID) - Es waren Tage fast wie im Rausch. Silber, Silber, Silber und Bronze, eine Medaille überraschender als die andere. Doch diese so erfolgreiche WM im Februar in Cortina d'Ampezzo ist für die Alpinen des Deutschen Skiverbandes (DSV) schon wieder Schnee von gestern. Wenn am Wochenende im österreichischen Sölden wie alle Jahre wieder der Weltcup beginnt, wirft Olympia 2022 in Peking schon seine Schatten voraus.
„Probleme gibt's keine“, behauptete Alpinchef Wolfgang Maier vor den Riesenslalom-Rennen für Frauen (Samstag, 10/13.15) und Männer (Sonntag, 10/13.30, ARD und Eurosport) mit einem Schmunzeln. Das ist eine Frage der Perspektive, denn tatsächlich stehen die Deutschen zum Saisonbeginn so gut nun auch nicht da: Von dem Quintett, das der DSV in diese ersten beiden Rennen schickt, sind jedenfalls keine Wunderdinge zu erwarten.
Für Andrea Filser, immerhin WMDritte mit der Mannschaft, Marlene Schmotz und Julian Rauchfuß geht es zunächst mal darum, sich überhaupt für den zweiten Lauf der besten 30 zu qualifizieren. Die Qualifikation für Olympia, für die der DOSB eine Platzierung unter den ersten Acht oder zwei unter den ersten 15 einfordert, scheint erst recht nicht erreichbar. Auch die zwei Spitzenfahrer Stefan Luitz und Alexander Schmid garantieren keinen guten Saisonstart.
Luitz und Schmid wurden bei der WM ebenfalls mit Bronze im TeamWettbewerb dekoriert, doch Sölden ist wohl nicht viel mehr als ein Aufwärmprogramm ohne große Aussicht auf Erfolg. Luitz hat auf dem Rettenbachgletscher als bestes Resultat einen 14. Platz vorzuweisen. Schmid, der bei der WM drauf und dran war, auch im Riesenslalom eine Medaille zu holen, laboriert seit dem Beginn des Sommertrainings an einer lästigen Sehnenreizung im linken Knie.
Spitzenresultate erhofft sich Maier dennoch von den „TechnikJungs“, zu denen er auch Linus Straßer zählt. Für den geht der Weltcup aber erst mit den Slaloms ab Ende Dezember so richtig los. Erfolg versprechen daher zunächst die starken Abfahrer um die WM-Zweiten Romed Baumann (Super-G) und Andreas Sander (Abfahrt), die aber auch erst Ende November in Nordamerika in den Weltcup eingreifen.
„Das ist so weit gut, was wir da machen“, sagte Maier über die Männer, allerdings bleibt die Ungewissheit über die sportliche Zukunft des besten deutschen Abfahrers: Thomas Dreßen hofft nach einer Operation am linken Knie auf eine Rückkehr in dieser Saison, doch ein Comeback des Kitzbühel-Siegers von 2018 im Rennsport steht tatsächlich in den Sternen. Es gehe für ihn ausschließlich darum, „dass das Knie überhaupt wieder wird“, sagt er.
Und bei den Frauen? „Da haben wir derzeit halt nur die Kira“, sagt Maier über Kira Weidle, SensationsZweite bei der WM-Abfahrt. Auch sie wird aber erst im Dezember in Nordamerika in den Weltcup einsteigen. Und so bleibt Maier erst mal nur sein Standardspruch über Sölden: „Wenn wir gut fahren, sagen wir, wir haben alles richtig gemacht, wenn wir nicht so gut fahren, sagen wir, jetzt haben wir noch ein bisschen was zu tun.“
Die Reise Richtung Peking beginnt am Rettenbachferner. Schon die Saison auf dem Weg zu den Spielen verspricht reichlich Spannung:
Die Favoriten: Bei den Damen geht das ewige Duell zwischen Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin in die nächste Runde. Die Slowakin trennte sich nach dem historischen Gewinn der großen Kristallkugel von ihrem langjährigen Coach Livio Magoni und arbeitet nun mit Mauro Pini zusammen, der auch Lara Gut-Behrami zu einer Topfahrerin geformt hat. Auch die Schweizerin, eine der herausragenden Athletinnen der WM in Cortina d’Ampezzo, dürfte erneut ganz vorne mitmischen.
Bei den Herren geht Alexis Pinturault als Titelverteidiger an den Start – im Gesamtweltcup und im Riesentorlauf. Der Franzose muss sich auf einen Angriff der Norweger um den zuletzt verletzten Aleksander Aamodt
Kilde einstellen. Auch Marco Odermatt (Schweiz) und Marco Schwarz (Österreich) gelten als Kandidaten für den Gesamtsieg. Bei den Speed-Events, zudem mit dem österreichischen Abfahrtsweltmeister Vincent Kriechmayr und dem Schweizer Beat Feut zu rechnen sein.
Die Höhepunkte: Olympia in Peking (4. bis 20. Februar) überstrahlt natürlich alles. Aber auch die Rückkehr der Nordamerika-Rennen, die coronabedingt ausgelassen wurden, wecken bei vielen Vorfreude. Auch die Fans kehren zurück. In Sölden werden über das Wochenende mehr als 10 000 von ihnen erwartet. Auch die Events in Garmisch-Partenkirchen (29. Januar und 26./27. Februar 2022) sollen mit Publikum stattfinden. Vom 21. bis
23. Januar 2022 steigen die SpeedRennen in Kitzbühel. (sz)